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Es gibt nicht viele Gegenden in der Welt, in denen das Müllaufkommen derart absurde Dimensionen hat wie auf Mallorca. Im Jahr 2001 kamen um die 500.000 Tonnen Hausmüll auf der Insel zusammen. Dies entspricht einer Menge, mit der man problemlos sechs Fußballstadien aufschütten könnte. Bei 700.000 Einwohnern läppert sich da pro Kopf einiges zusammen. Gut, sagen sich die Mallorquiner, aber das stammt nicht alles von uns. Die vielen Millionen Touristen, die jedes Jahr ihren Urlaub hier verbringen, verursachen auch viel Müll. Das stimmt, ändert am Problem aber nichts. Die Touristen fahren wieder heim, und der Müll bleibt auf der Insel. Da man ihn aber nicht beliebig deponieren kann und die Verbrennungsanlagen keine ausreichenden Kapazitäten haben, kamen die Verantwortlichen vor gar nicht langer Zeit auf die an sich vernünftige Idee, nur noch den bösen – sprich nicht recycelbaren Müll – zu entsorgen, und den guten Müll, der gerne auch als Rohstoff oder Wertstoff bezeichnet wird, zu verwerten. Das senkt die Halde beträchtlich. Man will ja schließlich nicht im Dreck ersticken. Um dies zu erreichen, wurden und werden gelbe Tonnen für Verpackungsmaterial sowie Glas- und Papiercontainer aufgestellt, deren Inhalt in Mülltrennungsanlagen für die Wiederverwertung aufbereitet wird. Am Donnerstag nahm eine leistungsstarke Sortieranlage im Norden Palmas ihren Betrieb auf. Bei der Einweihung zeigte sich Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar entzückt. Müll, so Munar, sei ein Rohstoff, den es zu nutzen gelte. Dies sagte sie so begeistert, dass man meinen könnte, die Insel bräuchte von diesen Ressourcen noch weitaus mehr als ohnehin schon vorhanden sind. Müllvermeidung scheint hierzulande ein Fremdwort. Verpackungsmaterial, soweit das Auge reicht. Selbst wer nur einen Apfel kauft, verlässt das Geschäft nicht ohne Plastiktüte. Gegen diesen Plastik-Wahn helfen auch gelbe Tonnen wenig. Sie lindern das Problem und sorgen dafür, dass Mallorca auch weiterhin eine rohstoffreiche Insel bleibt.

Aber gelbe Tonnen gibt es nicht überall. In Palma, Mallorcas größtem Müllverursacher, stehen fast keine. Auch das kürzlich in Betrieb genommene, zig Millionen teure pneumatische Müllentsorgungssystem ist nicht rohstoffgerecht. Bis auf organische Abfälle wirft man alles in die Einfüllstutzen, und ab geht die Müllpost. Aus den Augen, aus dem Sinn.