Spanien erlebt seit Jahren einen Kinoboom. Immer modernere
Filmtheater schießen wie Pilze aus dem Boden. Modernste
Vorführtechnik begeistert das Publikum millionenfach. Auch Mallorca
ist längst vom Cineastenfieber infiziert. Erst Mitte Oktober
eröffnete ein gewaltiger Kinokomplex vor den Toren Palmas seine
Pforten.
In dem Kinopalast, der in den „Festival-Park” bei Marratxí
integrierten ist, erfreuen sich in 20 Sälen bis zu 4000 Besucher
gleichzeitig an den neuesten Geschichten des Unterhaltungsproduktes
Film. Die amerikanische Kinokette „AMC” hat sich den 10.000
Quadratmeter großen Cineastentempel rund 21 Millionen Euro kosten
lassen. Doch damit ist das Ende der Kinospirale auf der Insel noch
nicht erreicht.
In den kommenden Monaten wird ein weiteres Großkino in dem
Palmesaner Randgebiet Cas Capiscol seinen Betrieb aufnehmen. Das
„Cinema Porto Pi” will sich dort mit weiteren 14 Vorführräumen
einrichten. Mit der Fertigstellung des neuen Kinos werden dann bis
zu 100 Filme durchschnittlich fünfmal täglich „flimmern”. Über 60
Prozent mehr als noch vor wenigen Jahren. Rund 3000
Hauptstadtbewohner teilen sich dann statistisch eine Leinwand.
Die Zeiten, als die Bilder laufen lernten, spiegeln sich nur
noch in wenigen Filmtheatern auf der Insel wider. High-Tech
dominiert. Auf modernste Kinotechnik setzt auch „AMC”. Alle
Projektoren sind so dimensioniert, dass sie auch Produktionen mit
gewaltiger Überlänge ohne eine Pause zum Wechseln nonstop
vorführen. Die klassische Spule hat ausgedient. Auf enormen Tellern
werden die 35-Millimeter-Streifen aufgerollt und wieder abgespielt.
Bis zu 6000 Watt starke Birnen sorgen in den Projektoren für
intensive Farben. Spezialbeschichtete Leinwände und
Dolby-Digital-Sound in allen Sälen versetzen den Zuschauer
unmittelbar ins Geschehen. Steil angeordnete Sitzreihen sorgen für
gute Sicht auf allen Plätzen. Selbst Sitzriesen versperren nicht
den Blick, und genügend Beinfreiheit gibt es auch. Wer mag und
darf, kann die den Nachbarn abgrenzende Armlehne hochklappen und
selbigem näher rücken.
Flimmern ist out. Gestochen scharfe Bilder und voluminöser Sound
bestimmen die Vorführungen. Das Angebot ist darauf abgestimmt.
Überwiegend auf modernste Kinotechnik ausgerichtete
Hollywoodproduktionen küssen und ballern ins Publikum.
Ausgeflimmert hat sich aber auch die ursprüngliche Idee, mindestens
einen Saal für deutsch synchronisierte Filme zu reservieren. „Mein
Name ist Bond, James Bond”, wird auf deutsch nicht erklingen.
Pierce Brosnan kann im neuesten Märchen für Erwachsene zumindest in
Marratxí die Welt nur auf Englisch, Spanisch und Katalan
retten.
„Der Verleih”, so Generalmanager Juan Góngora, ist an in Spanien
aufgeführten deutschen Synchronkopien nicht interessiert.” Der
deutschsprachige Versuchsballon „XXX” werde wohl die Ausnahme
bleiben. „Die Verleihgesellschaften haben die Macht und können
entscheiden, welche Filme in welcher Fassung in welchen Kinos
gespielt werden, da haben wir bei deutschen Synchronisationen wenig
Einfluss”, erklärt der Manager bedauernd. Mit deutschen Fassungen
lasse sich in Spanien eben nicht genug verdienen. Einfach ist es
dagegen, für den Giganten englischsprachige Originalfassungen
aufzuführen. Mit 500 AMC-Kinos in den USA will es sich kein Verleih
verscherzen.
Trotz allem Komfort und Megatechnik fehlt dem AMC-Palast bislang
ein Schmankerl, das manch kleiner Konkurrent seinen Kunden bietet.
Tickets können nur an den zehn Kassen erworben und nicht im world
wide web geordert werden. Dafür gibt es zum Trost – ganz
amerikanisch – jede Menge Parkplätze.
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