Die Schreckensgeschichte beginnt auf Mallorca: In Palma startet
am 13. Oktober 1977 die Lufthansa-Maschine „Landshut” nach
Frankfurt. An Bord fünf Besatzungsmitglieder und 82 Passagiere –
unter ihnen vier palästinensische Terroristen, die den Jet in der
Luft in ihre Gewalt bringen. Ihre Forderung: die Freilassung von
elf gefangenen Mitgliedern der Terrororganisation Rote Armee
Fraktion, die im Hochsicherheitsgefängnis Stuttgart-Stammheim
einsitzen.
Die Entführung der „Landshut” gehörte zum Höhepunkt der
Terrorwelle, die später als „deutscher Herbst” in die Geschichte
einging. Am 5. September wurden Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin
Schleyer entführt und vier seiner Mitarbeiter getötet.
Mit der Kaperung der Lufthansa-Boeing sollte die Forderung der
deutschen Terroristen auf Freilassung der RAF-Häftlinge unterstützt
werden. Das hatte die RAF bei einem Treffen in Bagdad mit der
befreundeten palästinensischen Terrororganisation PFLP vereinbart.
Die vier für die Flugzeugentführung ausgewählten Terroristen trafen
einige Tage vorher in Palma ein.
Am 6. Oktober 1977 soll der Anführer Zohair Yousif Akache alias
Kapitän Machmud (22) im Hotel „Saratoga” eingecheckt haben. Am
nächsten Tag gesellte sich Suhaila Andrawes (22) dazu. Wabil Harb
(23) und Nadia Duaibes (22) stiegen im Hotel „Costa Azul” ab. Dort
soll Monika Haas dem Anführer die Pistolen und Plastikhandgranaten
überreicht haben. 1998 wurde sie wegen der Tat zu fünf Jahren
Gefängnis verurteilt.
Zwei Tage vor dem Flug besuchten die vier Attentäter eine
Flamenco-Show. An einem Kiosk kauften sie vier T-Shirts mit dem
Portait Che Guevaras, das sie später in Mogadischu tragen
werden.
Während sich die Terroristen auf ihre Mission vorbereiten,
verbringt eine Gruppe von jungen Frauen einen unbeschwerten Urlaub
in Arenal: Sie sind die Siegerinnen einer Misswahl, die Manfred
Riek alle zwei Wochen in seiner Diskothek „Graf Zeppelin” über die
Bühne gehen lässt. Zum Schluss der Saison hatte Riek die Frauen zu
einer Endausscheidung auf die Insel eingeladen.
Unter ihnen sind Diana Müll (19) aus Gießen, Beate Keller (20)
aus Hamburg und Jutta Knauff (36). Auch sie werden „nach einer
durchzechten Nacht” in die Unglücksmaschine steigen. Den
viertägigen Irrflug der „Landshut” müssen auch zehn auf Mallorca
lebende Geiseln erleben. Unter ihnen der deutsche Box-Promoter und
Hotelier Hans Hasse-Heyn, der Geschäftsmann Horst Gregorio Cañellas
und seine Tochter Gabriela.
Bei einem Zwischenstopp in Oman wird Pilot Jürgen Schumann
kaltblütig erschossen. In der südjeminitischen Hauptstadt Aden, wo
das Rollfeld blockiert ist, muss Copilot Jürgen Vietor eine
Notlandung hinlegen, die er mit Bravour meistert. Der
Bundesregierung gelingt es wiederholt, das von den Terroristen
gestellte Ultimatum zu verlängern. Bei der Stürmung durch die
Antiterroreinheit GSG 9 werden drei Entführer erschossen, Suhaila
Andrawes wird schwer verletzt und später zu zwölf Jahren Haft
verurteilt.
In Stammheim erschießen sich Andreas Baader und Jan Carl Raspe
noch in derselben Nacht. Gudrun Ensslin erhängt sich. Die Leiche
von Hanns-Martin Schleyer wird einen Tag später gefunden.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.