Für Leute, die sich angesichts der näher rückenden Badezeit
wieder auf Strandfigur hungern möchten, ist das nichts. Für Freunde
der Gaumenfreude bietet die Lebensmittelmesse „Alimenta” in Palma
jedoch ein Eldorado an Köstlichkeiten aus heimischer und
internationaler Produktion. Die Schau rund ums Essen und Trinken
öffnete am Mittwoch ihre Pforten und kann noch bis Sonntag, 10.
Februar, besucht werden.
Das Motto der Veranstaltung könnte „Integration” lauten. Denn
zum einen will die Regionalregierung die Produkte des Archipels mit
Hilfe des Herkunftszeichen „Producte Balear” stärker am
europäischen Markt positionieren. Zum anderen suchen ausländische
Produzenten den Zugang zum Verbraucher auf den Balearen. Und
drittens beschreiten die Lebensmittel-Hersteller neue Wege bei der
Zusammensetzung ihrer Produkte: Es wird kombiniert, was bislang
streng getrennt war.
Die Karlsberg Brauerei aus dem saarländischen Homburg etwa
wartet mit dem Mischgetränk „Mixery” aus Bier und Cola auf. „Wir
wollen dieses Jahr in Spanien massiv mit Werbung loslegen”, sagt
die Verkaufs-Chefin Sabine Schlachter. Zielgruppe seien Partypeople
und Strandurlauber. Mit Pilotprojekten etwa in Diskotheken auf
Ibiza haben man gute Erfahrungen gesammelt.
Der Drang zu Innovationen macht sich nicht nur bei neumodischen
Produkten bemerkbar. So hat sich der Bäcker Miguel Plaza an eine
neue Variante des traditionellen mallorquinischen Mandelkuchens
gewagt. Neben den Mandeln buk er auch einen geheim gehaltenen
Anteil an Johannisbrotmehl in seine Kreation. „Ich fühle mich als
Mallorquiner und wollte deshalb neben der Mandel unser Johannisbrot
stärker zur Geltung bringen.” Der Kuchen schmeckt nicht schlecht;
für Plaza sogar besser als reiner Mandelkuchen, „weil er auch im
Abgang noch Süße verbreitet”.
Im Bereich der Wurstwaren gibt sich das mallorquinische
Traditionshaus Ca'n Manxa gänzlich unkonventionell. So mixt der
Metzger Xesc Reina ins Fleisch der schwarzen Mallorca-Schweine auch
Kabeljau und Tintenfisch. Ein andere, bunt-marmorierte Wurstscheibe
enthält im Zentrum die klassische Sobrasada, umgeben von
Truthahnfleisch samt einem Schuss Palo-Kräuterlikör. Zugegeben: das
Zeug mundet.
Neu ist zudem ein isotonisches Getränk aus Mandeln und
Orangensaft, das an der Balearen-Universität entwickelt wurde.
Für den weltweit operierenden Delikatessen-Bringdienst
Rungis-Express mit Firmensitz in Meckenheim bei Bonn spielt
Mallorca als Standort eine wichtige Rolle, sagt der Verkaufsleiter
Michael Neretljak. Von hier aus wird der gesamte Im– und Export des
spanischen Marktes abgewickelt. Die Firma führte im vergangenen
Jahr 30 Tonnen Sóller-Orangen nach Deutschland ein. Fisch von der
Insel geht wöchentlich im 500 Kilo-Paket per Luftfracht zu den
Feinschmecker-Restaurants ins Ausland. Andererseits fliegt die
Firma im Jahr 300 Tonnen frische Fleischwaren nach Mallorca. „Da
ist alles dabei, vor allem viel Wild und Geflügel.”
Über den Umweg Berlin gelangte auch der Algerier Mohamed Taher
Araibia nach Mallorca, wo er in Arenal sein erstes
Döner-Kebab-Lokal eröffnete. Was zunächst als Anbeißer für die
Touristen gedacht war, brachte schließlich auch die Spanier auf den
Geschmack nach Lamm– oder Geflügelfleisch. „75 Prozent unserer
Kunden sind Einheimische.” Vor einem Monat eröffnete der 35-Jährige
ein weiteres Lokal in Palma.
Zunehmend spanische Kundschaft registriert auch die deutsche
Bäckerin Dora Bader, die vor drei Jahren eine Konditorei in Can
Pastilla eröffnete. „Die Renner sind Vollkorn– und Mehrkornbrot,
Bauern-Roggenmischbrot und Kümmelbrötchen.” Auch auf dem
Getränkemarkt tut sich was. Während Bodegas wie Son Bordils
zunehmend mehr Wein in Deutschland absetzen, fasste die
Holsten-Brauerei auf der Insel Fuß. Erster Standort, wo der
Gerstensaft vom Faß gezapft wird, ist ein Lokal in Andratx.
Alimenta, bis 10. Februar, 11 bis 21 Uhr, Messehalle Ifebal beim
Gesa-Gebäude, Palma.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.