Mit der neuen Straßenverkehrsordnung, die seit Wochenbeginn in
Spanien gilt, werden auch in diesem Land die Daumenschrauben für
Verkehrssünder angezogen. Der Bußgeldkatalog wurde verschärft. Was
früher als Kavaliersdelikt betrachtet wurde, kommt Autofahrer nun
teuer zu stehen. Bei „schweren Vergehen” wie Mobil-Telefonieren am
Steuer kann der Führerschein bis zu drei Monaten einkassiert
werden, bei „sehr schweren” Vergehen wie Vollrausch am Steuer wird
er bis zu drei Monaten entzogen.
Die Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung. Wer
andere Verkehrsteilnehmer durch leichtsinniges, rücksichtsloses
Handeln in Gefahr bringt oder an Leib und Leben schädigt, gehört
zur Verantwortung gezogen. Das gilt insbesondere dann, wenn die
schwächsten Mitglieder der Verkehrsgesellschaft wie Kinder,
Gebrechliche und Alte die Opfer sind.
Und die Ahndung hat nicht erst bei großen Vergehen einzusetzen.
Schon im Kleinen kann unsozialen Zeitgenossen ein Tritt vors
Schienbein nur gut tun. Wer Behindertenparkplätze unberechtigt
zuparkt, wer Zebrasteifen oder Bürgersteige blockiert, wer in
zweiter Reihe parkt, um am Bankautomaten Geld zu ziehen oder in der
Videothek einen Film auszuleihen, während alle anderen sich um
seinen Pkw herumlavieren müssen – der soll ordentlich blechen, denn
er macht sich auf Kosten seiner Mitmenschen breit und raubt ihnen
Platz, Zeit, Nerven.
Doch jede Verordnung ist nur so gut wie ihre Umsetzung. Und da
stellt sich die Stadt Palma gelegentlich mehr als dumm an. Da
werden etliche Polizisten dazu angestellt, um Strafzettel zu
schreiben, wenn die Parkuhr abgetickt ist. Die auf
ohrenbetäubenden, weil frisierten Motorrädern vorbeilärmenden
Jugendlichen werden von den Beamten scheinbar gar nicht
wahrgenommen. Sofort stilllegen, die Knattergurken, das wär doch
was. Oder Strafzettel an all diejenigen, die ihre vollen Mülltüten
direkt neben die Abfallbehälter hinschleudern, so dass die
Küchenreste und Fischeingeweide das Pflaster garnieren. Oder
Knöllchen an all jene Hundebesitzer, die ihre Köter auf den Fußweg
kacken lassen und sich einen Dreck um den Dreck kümmern.
Strafen für die, die sie nötig haben – das geht in Ordnung.
Toleranz ist gut, wenn sie nicht von Egoisten missbraucht werden
kann.
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