Eine Feuersbrunst mit zum Teil 15 Meter hohen Flammen hat am
vergangenen Wochenende zwischen Andratx und Estellencs über 40
Hektar Kiefernwald eingeäschert. Ein weiterer Brand vernichtete am
Mittwoch bei S'Arracó vier Hektar Bergwald. Im Wochenverlauf wurde
die Feuerwehr in der südwestlichen Region zu insgesamt fünf Bränden
gerufen. Die Feuer waren vermutlich allesamt vorsätzlich gelegt
worden. Die Polizei sucht nach einem Motorradfahrer, der als
Brandstifter in Frage kommen könnte.
Nur mit knapper Not konnten die Feuerwehrleute am Samstag etwa
fünf Kilometer von Andratx entfernt eine von den Flammen
eingeschlossene Familie, darunter eine deutsche Frau und ihr Sohn,
in Sicherheit bringen. Wie durch ein Wunder blieb die Finca der
Betroffenen von dem Feuer weitgehend verschont. „Wir hatten einen
riesigen Schutzengel”, sagte die Besitzerin.
Rund 100 Kräfte kämpften bei dem Großbrand in einem 30-stündigen
Dauereinsatz gegen die Flammen. Zu den zwei Löschzügen wurden drei
Hubschrauber sowie vier Flugzeuge eingesetzt, darunter eine
„Canadair”, deren Wassertanks beim Landen und Durchstarten auf dem
Meer befüllt werden.
Aufgrund der auffälligen Häufung – fünf Brände in fünf Tagen –
gehen die Ermittler von Brandstiftung aus. Außer den beiden
Großfeuern mussten die Löschmannschaften am Montag und Dienstag
drei kleine Brandherde bei S'Arracó und Sant Elm ersticken. Bereits
am Samstag wollte ein Augenzeuge beobachtet haben, wie sich ein
Motorradfahrer unmittelbar nach dem Ausbruch des Feuers bei Andratx
rasch entfernte. Die Identität des Mannes konnte bislang nicht
geklärt werden.
Der Feueralarm war am frühen Samstagmorgen um 5.30 Uhr gegeben
worden. Die Flammen waren in einem weitgehend unbewohnten Gelände
namens Can Pas etwa fünf bis sechs Kilometer von Andratx entfernt
ausgebrochen. Durch das bergige Gebiet mit markanten
Höhenunterschieden führt die Landstraße C-710
Andratx-Estellencs.
Von seiner Finca Roca Fonda am Höhenzug oberhalb der Straße aus
konnte der mallorquinische Bauunternehmer Francisco Femenias schon
früh den Waldbrand im Tal ausmachen. Um 6.15 weckte er seine
deutsche Frau Antje sowie den Sohn Ramón. Noch aber schien das
Feuer weit entfernt und ungefährlich zu sein. Die Familie trank
ihren Frühstückskaffee, mit einem Fernglas besah sich Ramón vom
Panoramafenster im Wohnzimmer aus die Flammen.
Richtig sicher fühlte sich die Familie allerdings nicht. Aus
diesem Grund waren die drei froh, als sie von der Terrasse aus
Stimmen und Motorengeräusche hörten. Zu Fuß begaben sie sich die
Privatauffahrt zur Straße hinab. Hinter einer Kurve trafen sie auf
die Feuerwehrmänner aus Andratx mit ihren Einsatzwagen. Die
Löschmannschaften wollten die den Wald durchschneidende Landstraße
im Notfall als Barriere gegen die Feuerfront verteidigen. „Macht
Euch keine Sorgen”, hieß es, „bis zu Eurem Haus kommt das Feuer
nicht.”
Beruhigt lief die Familie wieder die Auffahrt zum Haus hinauf.
„Als wir oben waren, waren auch die Flammen da”, erzählte Antje,
und der Schrecken stand ihr auch Tage danach noch deutlich im
Gesicht. Innerhalb von Sekunden hatte der Wind ein Flammenmeer die
Kiefernwipfeln emporgetrieben. „Ein richtiger Vorhang aus Feuer
stand direkt vor uns.” Anhand der lichterloh brennenden Bäume
schätzte Femenias die Höhe der Feuersbrunst auf 15 Meter.
„Ich überlegte einen Augenblick, in den Pool zu springen”, sagte
die Deutsche. Just in jenem Moment schoss ein Auto die Einfahrt
hinauf, darin saßen ein Feuerwehrmann und ein Polizist. „Sofort
einsteigen!, schrien die Beamten.” Die Familie riss ihre drei Hunde
an sich, und ab ging die Fahrt durch das in Flammen stehende
Waldstück. „Es war wie ein Inferno, ich dachte, ich ersticke in dem
Qualm”, sagte Antje.
Mit Wasser aus dem Pool hielt die Feuerwehr das Haus in den
kommenden acht Stunden nass, so dass es die Feuerwalze weitgehend
unbeschadet überstand, auch wenn die Fenster in der Hitze Sprünge
bekamen. Die Familie kann ihr Glück immer noch nicht richtig
fassen. „Der Herrgott hat uns geholfen!”
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