Ein Kunde interessiert sich für den Kauf von Büroräumen in
Palma. Der Makler beschreibt das 400-Quadratmeter-Objekt in bester
Lage ausführlich, aber druckst herum, als er den Preis nennen
soll.
,,Sitzen Sie?” fragt er den ihm wohlbekannten und darob nicht
verdutzten Kunden. Und er erklärt, dass das angebotene Objekt
gestern noch 240 Millionen Pesetas gekostet habe, dass der
Eigentümer ihm soeben jedoch einen neuen Preis genannt habe: 320
Millionen Pesetas (3'76 Millionen Mark).
Caramba: Das ist ein Unterschied von 80 Millionen Pesetas oder
knapp 950.000 Mark. Und der Quadratmeterpreis von 9400 Mark würde
den Zentren europäïscher Metropolen Ehre machen.
Ein krasses, doch bezeichnendes Beispiel für die Possen und
Tragikomödien, die derzeit auf der mallorquinischen Immobilienbühne
gegeben werden. (Oder soll man eher von Wirtschaftskrimis
sprechen?)
Der Bär ist los: Es wird ausgereizt bis zum Letzten,
herausgeholt, was herausgeholt werden kann. Seriöse Makler wie der
oben erwähnte raufen sich ob der unsinnigen, total unrealistischen
Forderungen die Haare.
Es scheint, als ob sich 2001 Schleusen geöffnet haben: Schleusen
der Gier.
Vor allem, wenn es sich um deutsche Interessenten handelt.
Deutsche, so unterstellen die (meist mallorquinischen) Verkäufer
gerne, schwimmen wie Dagobert Duck im Geld, besser gesagt: im
Schwarzgeld.
Denn im nächsten Jahr, so die Überlegung, wird der Euro überall
in Europa offizielles Zahlungsmittel. Schwarzgeld muss, so glauben
viele Verkäufer (und viele Käufer bestätigen dies durch ihre Flucht
in Mallorca-Immobilien), vorher untergebracht werden – koste es,
was es wolle.
Dies schafft nicht nur Nachfrage, sondern auch Angebot.
Verkäufer wittern das Geschäft ihres Lebens. Mondpreise
überschwemmen den Markt.
Aber sie regieren ihn nicht. Zwar ist das allgemeine Preisniveau
bei Immobilien in den letzten Monaten und Jahren kräftig gestiegen.
Aber nicht uferlos: Der Markt reguliert sich selbst.
Wer, siehe oben, von einem Tag auf den anderen für ein Objekt
fast eine Million Mark mehr verlangt, bleibt verdientermaßen darauf
sitzen. Hoffentlich viele lange Jahre lang.
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