Der Ausländeranteil auf Mallorca hat in den letzten jahren stark
zugenommen. Mittlerweile leben auf der Insel im Verhältnis ebenso
viele Menschen ohne spanischen Pass wie in vielen Regionen
Deutschlands Nicht-Deutsche wohnen. Insofern haben die Balearen mit
dieser Entwicklung als eine der ersten Regionen des noch immer fast
,,ausländerfreien” Spanien einen weiteren Schritt in Richtung
westeuropäischer Normalität vollzogen.
Wie sinnlos es ist, vor der Realität eines vereinten Europa und
einer globalisierten Welt die Augen zu verschließen, könnten viele
Mallorquiner bei einem Blick auf die deutsche CDU erkennen:
Jahrelang hatten die Christdemokraten beteuert, Deutschland sei
kein Einwanderungsland. Erst jetzt wurde diese Tatsache offiziell
akzeptiert.
Ein solcher gedanklicher Schritt steht auch den Mallorquinern
bevor. Denn die Einwanderer werden bleiben, egal ob es sich um
deutsche Ruheständler, britische Internet-Unternehmer,
marokkanische Erntehelfer oder senegalesische Bauarbeiter handelt.
Irrig ist die Vorstellung vieler Politiker, die Afrikaner würden
bei einer Krise der Bauwirtschaft stillschweigend wieder
verschwinden. Wenn es auf Mallorca keine Jobs mehr gibt, dann
woanders auch nicht. Und wer auf eine Rückkehr der Gastarbeiter
hofft, werfe einen Blick nach Berlin-Kreuzberg, wo mittlerweile die
dritte ,,Gastarbeiter-Generation” heranwächst.
Für die Insulaner, die einen großen Teil ihres Reichtums und
ihrer wirtschaftlichen Dynamik den Zugezogenen verdanken, kommt es
zunächst darauf an, die gesellschaftliche Entwicklung zur Kenntnis
zu nehmen. Das vielfach propagierte Konzept von Integration durch
Anpassung an eine vermeintliche mallorquinische Ur-Gesellschaft
funktioniert nicht. Dialog und gegenseitiger Austausch sind das
Gebot der Stunde, um auf der Insel eine neue Gesellschaft aus
Europäern, Festlandsspaniern, Afrikanern und Mallorquinern zu
schmieden, in der jede Gruppe von der anderen lernen und
profitieren kann.
Verdienstvoll ist darum die Initiative des Vereins Circulo
Europeo, diesem Dialog bei einem Residentenkongress einen Rahmen zu
verleihen. Denn nur mit gemeinsamem ,,An-der-Bar-lehnen” werden
Mallorquiner und ihre neuen Mitbürger sich nie über die Regeln für
ein zivilisiertes Zusammenleben ohne Diskriminierung
verständigen.
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