Herta und Peter Himbert, wie man sie kennt. Viele ihrer Gäste sind zu Freunden des Paares geworden. | Patricia Lozano
Es ist Freitagmittag, 12 Uhr, und das Restaurant füllt sich langsam, obwohl der Service eigentlich erst in einer Stunde beginnt.
Herta Himbert hat alle Tische vor der Mühle in der Sonne decken lassen, das Wetter ist wunderbar, aber es liegt große Wehmut in der Luft. In ein paar Tagen, am 30. November, servieren Peter und Herta Himbert ihr Essen im beliebten Moli des Torrent in Santa Maria zum letzten Mal.
„Wir schließen unser geliebtes Restaurant, weil der Pachtvertrag ausgelaufen ist”, sagt Peter Himbert. Gut 25 Jahre haben er und seine Frau hier auf Mallorca das Lokal betrieben, und dabei unzählige Gäste mit ihrer außergewöhnlichen Küche und Gastfreundschaft begeistert. Gefühlt waren sie immer da, für viele Gäste wurde die Mühle im Laufe der Jahre zum zweiten Wohnzimmer. Die gehobene, mediterran-deutsche Küche mit regionalen Produkten des Inhabers war immer sterneverdächtig, der herzliche Service der Hausherrin tat sein Übriges.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es ist, wenn ich morgens nicht mehr hierherkomme”, sagt Peter Himbert. Mehr als einmal kommen ihm während des Gespräches die Tränen, vor allem, als er den Wunsch äußert, sich bei den vielen Gästen aus all den Jahren von Herzen zu bedanken. „Herta und ich sind so dankbar für all die tollen, treuen Menschen, die immer hierherkamen, für die wunderbaren Stunden, die sie auch uns beschert haben, für die vielen Feste, Geburtstage, Hochzeiten, Konfirmationen oder Trauerfeiern, die wir hier ausrichten durften.”
Wieder versagt ihm die Stimme, als er betont, wie viele der Gäste zu engen Freunden geworden sind. Zu den Stammgästen der ersten Stunde zählen beispielsweise Petra und Wolfram Seifert, die schon wenige Wochen nach der Eröffnung des Restaurants am 2. April 1999 hierherkamen. „Wir kamen am 3. Mai, einige Tage nach unserer Hochzeit, zum Essen hierher”, erinnert sich Wolfram Seifert. Der Gründer und ehemalige Redaktionsdirektor des Mallorca Magazins war seitdem zusammen mit seiner Frau hunderte Male in der Mühle essen, und zählt die deutschen Gastronomen heute zu seinen engsten Freunden. „Meine Frau kannte die Himberts noch aus ihrer Zeit in Bonn, als sie dort das Restaurant ,Kaiser Karl’ betrieben. Deshalb kamen wir damals auf die Idee, kurz nach der Mallorca-Eröffnung hierher zu gehen. Wir haben seitdem hier unzählige Stunden verbracht und zahlreiche Feste gefeiert, und viele unserer heutigen Freunde dort kennengelernt.” Erst vor wenigen Tage hätten sie in einer großen Runde dort ein letztes Mal zu Mittag gegessen. „Es war sehr emotional, denn mit der Schließung des Moli des Torrent geht für uns eine legendäre Epoche zu Ende”, bedauert auch Petra Seifert. Lutz und Edith Minkner waren ebenfalls beim Abschiedsessen dabei. Die Immobilienunternehmer gehörten wie die Seiferts zu den treuesten Besuchern des Lokals.
Das Gästebuch der Himberts liest sich heute wie ein „Who is Who” der deutschen Inselprominenz der vergangenen 25 Jahre, aber auch die mallorquinische Polit- und Wirtschaftselite ging hier ein und aus. Der erste mediale Paukenschlag erfolgte schon im Jahr nach der Eröffnung, als der damalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder sich mit seinem Amtskollegen José Luis Rodríguez Zapatero und dem balearischen Ministerpräsidenten Francesc Antich zum Essen in der Mühle traf. „An der Auswahl des Lokals war wohl das Auswärtige Amt in Bonn damals beteiligt. Einen solchen Medienrummel haben wir hier jedenfalls seither selten erlebt”, erinnert sich Himbert, „und das zog natürlich einiges nach sich.” Doch oft speisten die TV-Stars oder Wirtschaftsbosse ja auch privat und ohne viel Aufhebens hier. Joachim Hunold und Peter Hauptvogel ( Air Berlin), Sabine Christiansen, Heinz Hönig oder Max Schautzer gehörten zu den häufigen Gästen.
Bekannte mallorquinische Familien erregten da weit weniger Aufsehen. „Die Brüder Antonio und Miguel Fluxá – Chefs der Firmen Camper und Iberostar – versammelten sich hier zu diversen Business-Treffen und kamen dann immer wieder, um Familienfeste bei uns zu feiern.” Auch die Familie der Destillerie Túnel ging hier ein und aus, ebenso wie die Betreiber der Bodega Macià Batle. „Geschäftsführer Ramón Servalls hat noch versucht, uns zu überreden, im Ort ein neues Restaurant zu eröffnen, aber das wäre uns zu mühsam gewesen”, sagt der heute 65-Jährige.
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Beinahe 50 Jahre dauert die Laufbahn des Spitzenkochs ja nun auch schon. Seit seiner Lehre absolvierte er Stationen in Heidelberg, auf Sylt, in der berühmten Traube Tonbach in Baiersbronn und in Bonn, wo Himbert mehrere Jahre, bis 1990, im Restaurant Le Marron für den Michelin-Stern verantwortlich war.
Nach den Anfängen der erfolgreichen Partnerschaft gefragt, sind sich Herta – die Restaurantmeisterin aus dem Breisgau – und der Saarländer Meisterkoch einig. „Kennengelernt haben wir uns 1983 in der Traube Tonbach in Baiersbronn”, erinnert sich Peter Himbert. Dann trennten sich ihre Wege, bis sie sich 1987 an der Heidelberger Meisterschule wieder trafen. „Erst ab da waren wir ein Paar”, erinnert sich Herta Himbert heute, beachtliche 37 Jahre also schon. „Sie war damals meine beste Freundin, und ist es heute noch”, ergänzt ihr Mann lächelnd.
Die gemeinsame Leidenschaft für die Gastronomie führte die Himberts dann in ihr erstes Abenteuer. 1990 eröffneten sie ihr eigenes Restaurant, das Jugenstil-Bistro „Kaiser Karl” in Bonn. Knapp zehn Jahre lang betrieben sie das Ecklokal, das sie selbst renoviert und mit Jugendstil-Mobiliar aus Paris eingerichtet hatten. In dieser Zeit wurde auch Sohn Maurice geboren, der 1993 auf die Welt kam. „Es war eine tolle Zeit, und meine Leidenschaft für Gourmetküche habe ich immer beibehalten”, sagt Peter Himbert.
Diese Leidenschaft nahm er mit, als die Himberts 1999 den Schritt nach Mallorca wagten. „Diesen Schritt haben wir nie bereut, die Gastronomie ist unser Leben”, sagt Peter Himbert heute. Seine Frau Herta wirbelt während des Gesprächs schon zwischen all den Gästen umher, und verteilt das, was dieses Restaurant zusammen mit der exquisiten Küche zum Erfolg führte: ihre warme Aufmerksamkeit und herzliche Gastfreundschaft, die hier jeder stets zu spüren bekam.
In der Küche schwingt seit 14 Jahren Jochen Maier das Zepter, auch er ist traurig, dass es nun seine letzten Tage hier sind. „Er ist mittlerweile wie ein Sohn für uns”, sagt Peter Himbert, „und ich bin froh, dass er uns schon so lange unterstützt.”
Das Restaurant ist nun fast voll, einige der Gäste an diesem Tag sind extra für einen Tag aus Deutschland angereist, nur um noch einmal den Steinbutt, das Rinderfilet, die Gänseleber-Terrine oder die Fischsuppe zu genießen an diesem wunderbaren, sonnigen Tag. Dann kommt auch noch der frühere Opernstar René Kollo mit zwei Freunden herein, um seinen 88. Geburtstag zu feiern, den er zwei Tage vorher begangen hatte. „Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich hier zum Essen war, ich wohne ja gleich um die Ecke”, erklärt der Mallorca-Resident. „Ich bedauere es unendlich, dass Herta und Peter nun aufhören.”
„Wir gehen mit zwei weinenden Augen, aber wir gehen zum Glück nicht weit weg”, sagt Peter Himbert. Vielleicht sei der auslaufende Pachtvertrag auch ein Wink des Schicksals, nun mal etwas kürzerzutreten. Der Insel und der Finca mit den über 300 Orangenbäumen, die in Gehweite zur Mühle liegt, bleiben sie jedenfalls treu. Dann hätten sie endlich Zeit, sich mehr um ihr Haus und das Land zu kümmern, und mit Besuch von reichlich Freunden müssten sie sicherlich auch rechnen. „Unsere Küche zu Hause ist nicht so groß wie hier in der Mühle, aber acht Teller können wir dort problemlos anrichten”, sagt Peter Himbert augenzwinkernd. Also müssen sich Freunde und Weggefährten gar nicht wirklich verabschieden von den beiden, sondern können sagen: „Auf Wiedersehen, Peter und Herta Himbert!”
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