Ayelén Ganzer führt gemeinsam mit ihrem Mann Jack Balaguer das Restaurant Es Molí in Sant Elm. Der besonders klingende Vorname der in Deutschland geborenen Frau stammt aus dem Mapuche, einer Sprache, die indigene Völker in Chile und Argentinien sprechen. „Mein Name bedeutet übersetzt ,la alegría’, die Freude”, erklärt die 38-Jährige gegenüber. Geboren wurde sie im oberfränkischen Kronach als Tochter eines Deutschen und einer Argentinierin. Vater und Mutter zog es Mitte der 1980er Jahre in den Süden. „Meine Eltern hatten sich für den kleinen Ort S’Arraco zum Auswandern entschieden”, erzählt Ayelén. So habe sie den damals weitestgehend vom Tourismus unberührten Teil der Insel kennen- und lieben gelernt. „Die Natur, die Ruhe, das ist mir wichtig und in dieser Umgebung habe ich mich immer wohlgefühlt”. So wuchs sie in dem mallorquinischen Dorf auf, Palma war weit weg. Die spanische Sprache und das Mallorquinische nahmen viel Raum ein. „Deutsch habe ich vor allem mit meinem Vater gesprochen und die Sprache von ihm gelernt”, sagt sie akzentfrei. Ihre deutsche Identität möchte sie trotz der Distanz zum Heimatland nun an ihre fünfjährige Tochter weitergeben. „Wir lesen zusammen viele deutsche Bücher, auch wenn es meinem Kind manchmal etwas viel mit der Fremdsprache wird. Dann muss eine Pause her”, sagt sie lächelnd.
Den Gästen, die das Restaurant in Sant Elm im äußersten Südwesten der Insel besuchen, ist die zurückhaltende Frau dabei weniger bekannt. Sie hält sich eher im Hintergrund und kümmert sich lieber um die Social-Network-Präsenz des Lokals, um Personalangelegenheiten und um den Schulalltag der Tochter.
Das Gesicht des Restaurants ist dagegen Ayeléns Mann, Jack Balaguer. Der gelernte Schlosser kam nach Rückenproblemen mit der Welt der Gastronomie in Berührung und übernahm schließlich 2010 das Es Molí, das damals für deftige mallorquinische Küche bekannt war. Er wagte den Schritt in die Zukunft, renovierte den Laden aufwändig und schwört seither auf leichte, feine Küche mit Wokgerichten, Fisch und Fleisch vom Holzkohlegrill (re staurantesmoli.com). Je nach Jahreszeit setzt er Spezialitäten wie etwa gefüllte Zucchiniblüten auf die Karte. Der Erfolg gibt dem Gastropaar recht: „Se hace con amor”: Wenn etwas „mit Liebe gemacht” sei, komme es auch bei den Gästen gut an. „Wer bei uns zufrieden ist, der kommt immer wieder, egal wo er auf der Insel beheimatet ist”, sagt Balaguer.
Das junge Paar legt beim Angebot seiner Gerichte auf die richtige Mischung wert: „Buen equilibrio” ist ihm wichtig. Die „gute Balance” spiegelt sich auch in der Aufteilung des Restaurants wider. Es gibt einen großen Terrassenbereich, auf dem momentan Fernseher aufgebaut sind, um die Europameisterschaft im Fußball zu verfolgen. Hier setzen sich gern Familien mit Kindern hin, denn direkt daneben befindet sich ein Spielplatz mit zahlreichen Geräten. Der Innenbereich des Lokals wird von hohen Pinien eingerahmt, doch je nach Sitzplatz kann auch ein Blick auf das Meer rund um Sant Elm erhascht werden. Im Saal herrschen sanfte und ruhige Erdtöne vor, ideal für Geschäftsessen oder private Feiern. So kann es passieren, dass neben dem chic gekleideten Urlauber am Nebentisch ein sportlich gekleideter Rennradsportler Platz nimmt – alles eine Frage der guten Ausgewogenheit.
„Viele Exkursionen enden in Sant Elm. Entweder legen Wanderer von der Insel Dragonera bei uns einen Stopp ein, oder Radfahrer, aus Sóller kommend, machen hier Rast. Eine Gruppe Kanadier, die jedes Jahr auf Mallorca unterwegs ist, kehrt immer wieder bei uns ein”, erklärt der 46-jährige Balaguer. Er selbst ist in Frankreich geboren, kam wie seine Frau jung nach Mallorca und kennt seine internationale Klientel ganz genau: „Spanier sind oft kritisch. Deutsche Besucher dagegen sind leichter zufriedenzustellen. Wenn sie sich wohlfühlen, bringen sie gern Familie oder Freunde mit. Dann gehen sie durchs Restaurant, zeigen alles und es scheint, als wären sie hier zu Hause”, erzählt Balaguer schmunzelnd. Ist alles im Einklang, dann sei die Zufriedenheit geradezu mit den Händen greifbar. Dann kommt wahrlich Freude auf, „alegría”, genau das, was Ayelén und ihr Mann im Es Molí vermitteln möchten.
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