Ein Dreikönigsumzug auf Mallorca, ein Schild mit der Aufschrift "Zu verkaufen" und eine Geschichte, die Wohnungsproblematik in Spanien und auf der Insel in den Fokus rückt: Was als ungewöhnliche Aktion in Palma begann, hat sich zu einem Fall entwickelt, der mittlerweile viele Facetten offenbart und für gehörig Gesprächsstoff sorgt. Die ehemalige Zara-Managerin Noemí Rotger, die Eigentümerin einer von "Okupas" bewohnten Wohnung, und die aktuelle Besetzerin stehen im Mittelpunkt eines Konflikts, der die Spannungen um das Thema Hausbesetzungen in Spanien deutlich macht.
Die Aktion, die alles veränderte
Hintergrund: Am Abend der Dreikönigsparade durch Palma sorgte Rotger mit einem unkonventionellen Verkaufsversuch für Aufsehen. Zwischen den festlichen Umzugswagen hielt sie ein Schild in die Höhe, auf dem sie ihre Wohnung in Palmas Innenstadt für 138.000 Euro anbot. Die Immobilie, ein 30 Quadratmeter großes Studio in der Altstadt, ist jedoch nicht leer: Sie wird seit Monaten von einer Besetzer-Familie bewohnt, die die Wohnung nicht verlassen möchte.
"Ich habe diese Aktion gemacht, weil ich keinen anderen Ausweg sehe", erklärte Rotger, die aktuell eigentlich gerne zu ihrer Familie nach China ziehen möchte, gegenüber der spanischsprachigen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora. Seit der Aktion habe sie immerhin mehr als 65 Kaufangebote erhalten, viele von Investoren und Anwälten, die an der Immobilie interessiert sind.
Zwischen Recht und Realität
Das Problem: Die aktuelle Bewohnerin der Wohnung, die Mutter dreier minderjähriger Töchter, sieht sich in einer schwierigen Lage – und im Recht. Sie gibt an, einen Mietvertrag zu besitzen, räumt jedoch ein, seit Monaten keine Miete gezahlt zu haben. "Wir haben es schwer, die Situation ist schlimm. Es scheint, als hätten wir etwas Schreckliches getan, aber wir sind Menschen. Meine Kinder konnten wegen der Kamerateams, die vor unserer Tür standen, nicht schlafen", verteidigt sie sich bei einem Besuch von Journalisten der MM-Verlagsgruppe.
Die Eigentümerin, Noemi Rotger, spricht hingegen von einem "betrügerischen Vertrag", der ohne ihr Wissen abgeschlossen wurde. Eine entfernte Verwandte habe die Wohnung untervermietet, wodurch sie in eine rechtliche Sackgasse geraten sei.
Symptom eines größeren Problems
Der Fall zeigt deutlich die Herausforderungen des spanischen Rechtssystems im Umgang mit Hausbesetzern. Die aktuelle Rechtslage bietet nämlich Schutz für "bedürftige" Besetzer, wodurch Eigentümer oft Jahre lang um ihre Immobilien kämpfen müssen. Für Rotger ist dies nicht das erste Mal: Schon zuvor hatte sie mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, als ein von ihr betriebenes Café besetzt wurde.
Diese Situation treibt sie nun endgültig dazu, ihre Verbindung zu Mallorca zu kappen. "Ich kann mir die Anwälte, die die Besetzer beschäftigen, nicht leisten. Sie haben es geschafft, sich als schutzbedürftig einstufen zu lassen. So kann ich nichts tun, ich will nur noch weg", sagt sie resigniert.
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