Zwischen Terminal und Parkhaus: Immer mehr Obdachlose leben und schlafen im Flughafen
Sie suchen im Müll nach Essensresten von Urlaubern und waschen sich auf den öffentlichen Toiletten – einige Wohnungslose haben im Airport ein vorübergehendes Zuhause gefunden.
"Hier sind wir sicher, wir stören niemanden", sagen die unfreiwilligen Bewohner des Flughafens von Palma de Mallorca. Rund zehn Obdachlose leben dort aktuell. | R.L.
Die Wohnungsnot auf Mallorca – vor allem in Palma – breitet sich jetzt auch auf den Flughafen aus. Rund zehn Obdachlose leben seit einiger Zeit in dem Transitbereich zwischen dem Parkhaus und dem Terminal. "Hier sind wir sicher, wir stören niemanden", sagte einer der Wohnungslosen im Interview mit der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora.
In dem Durchgang des Airports haben die neuen Bewohner ihre Betten auf dem Boden ausgebreitet und benutzen Kofferwagen, um ihre spärlichen Habseligkeiten zu transportieren. Teilweise versuchen sie, sich mit großen Sonnenschirmen vor den neugierigen Blicken mancher Reisenden zu schützen. Besonders im Sommer kämen Urlauber und Fluggäste auf die Obdachlosen zu, "sie machen Lärm und stören uns", erzählt einer von ihnen, der seinen Namen, seine Herkunft und seine Geschichte lieber verschweigt.
Aus Decken und Matten haben sich rund zehn Obdachlose zwischen dem Parkhaus und dem Terminal am Flughafen Lager gebaut. Foto: R.L.
Die Wohnungslosen, die im Airport von Palma de Mallorca leben, waschen sich notdürftig auf den öffentlichen Toiletten und suchen in Mülleimern oder in den Flughafen-Restaurants nach essbaren Resten:"Es ist schade, dass so viele Lebensmittel weggeworfen werden", sagt einer der Bewohner. Die rund zehn Menschen ohne feste Bleibe versuchen, möglichst nicht bei Angestellten und Wachleuten des Flughafens aufzufallen – auch wenn das oft schwierig ist.
Besonders in der kalten Jahreszeit sei der Transitbereich des Airports von Palma de Mallorca für die Obdachlosen eine gute Alternative. "An Tagen wie heute ist es warm und im Sommer kühl", berichtet einer der Männer. Oftmals handelt es sich dabei um Menschen, die unfreiwillig in Schieflage geraten und so auf der Straße gelandet sind.
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Michael Düsseldorf
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Vor 2 Monaten
@Mallorcamanni
Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich finde Ihn außerordentlich gut und er zeugt von einem tiefen humanistischen Verständnis. Ich stimme jedem Satz zu.
Man kann Ihre Ansicht auch auf meine Heimatstadt übertragen. Auch hier - und ich vermute dies trifft mittlerweile auf jede mittlere und große Stadt in Europa zu - nimmt die Obdachlosigkeit sichtbar für alle zu. Und soweit ich mit den Leuten spreche, sind sie überwiegend unverschuldet in diese Lage geraten. Sehr viele waren selbstständige Kleinunternehmer, die die Schließungen und Auflagen während der Corona-Maßnahmen finanziell nicht durchstehen konnten. Vor dem Supermarkt in dem ich regelmäßig einkaufe, sitzt beispielsweise eine alte Italienerin. Es hat eine Zeit gedauert, bis sie sich auf meine Ansprachen einließ. Man sollte nicht die Scham dieser Leute außer acht lassen. Jedenfalls hatte sie eine kleine italienische Pizzeria in Düsseldorf. Die Einnahmen waren wohl bescheiden, aber ausreichend. Wochen ohne Kundschaft und es war vorbei. Sie trinkt keinen Alkohol, aber raucht. Also hocke ich mich nach jedem Einkauf zu ihr hin, gebe ihr ein paar Zigaretten und ein wenig Geld und spreche ein wenig mit ihr. Tut mir das weh? Nein. Tut ihr das gut? Ja. Sie lacht seitdem wieder öfter mal.
Und noch mal zu einer Beobachtung aus der Corona-Zeit: In unserem Flughafen wurde das ganze Tiefgeschoss in windeseile und über ein Jahr zu einer riesigen Impfstation umgewandelt. Das heißt: Das Geld war da. Es ging. Also man könnte was tun.
Bezogen auf die poltischen Eliten bedeutet die gegenwärtige Situation jedoch - und da teile ich ihre Einschätzung zu mangelndem Vertrauen -, dass von ihr kein Interesse an eine Unterstützung für Obdachlose und Bedürftige besteht. Für Deutschland kommt die besondere Situation hinzu, dass Kapital das Land verlässt. Zum einen, dass immer mehr vermögende Privatpersonen und Firmen ins Ausland - auch nach Mallorca - aussiedeln und zum anderen dass wieder sehr viel Kapital aus der Staatskasse in die Rüstungsindustrie wandert um unsinnige Kriege zu unterstützen bzw. daraus ein wirtschaflicher Gewinn erzielt wird - und dass dies auch auf eurpäischer Ebene von allen Mitgliedsländern gefordert wird.
Ich kann ihren Apell deshalb nur unterstützen und alle dringend dazu auffordern, dass jeder der die Möglichkeit hat - und sei sie noch so winzig - diesen Leuten auf der Straße entgegengeht und ihnen gibt, was sie benötigen. Und dass man immer bedenken sollte, dass man vielleicht selbst der nächste sein könnte, der dort sitzt.
Wir in Deutschland erwarten vor diesem Hintergrund im kommenden Frühjahr die Wahl einer neuen Regierung. Ich hoffe dabei, dass sich viele für Vernunft, Gerechtigkeit und Frieden entscheiden.
Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich den Airport auf Mallorca ganz gut kenne und mir vorstellen kann, dass es kaum ins Gewicht fallen würde, wenn dort einige qm räumlich mit Sichtschutzwänden abgetrennt würden und Feldbetten aufgestellt würden (wenngleich das anderswo sicherlich besser/sinnvoller wäre). Wie kann es sein, dass Menschen auf einer Insel wie Mallorca gezwungen sind, auf dem Boden vom Airport zu übernachten? Das Vertrauen auf zielführendes Handels seitens der Balearenregierung habe ich weitestgehend verloren und deshalb appeliere ich an die Urlauber die in nächster Zeit auf die Insel kommen: überreichen Sie diesen Leuten etwas zu essen und zu trinken und zeigen Sie Verständnis für deren Situation. Wir alle können durch Krankheit, Verlust eines geliebten Menschen, Arbeitslosigkeit o. ä. durchaus (auch wenn wir uns das gerade nicht vorstellen können) in eine solche Situation kommen. Bitte niemals vergessen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
2 Kommentare
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@Mallorcamanni Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich finde Ihn außerordentlich gut und er zeugt von einem tiefen humanistischen Verständnis. Ich stimme jedem Satz zu. Man kann Ihre Ansicht auch auf meine Heimatstadt übertragen. Auch hier - und ich vermute dies trifft mittlerweile auf jede mittlere und große Stadt in Europa zu - nimmt die Obdachlosigkeit sichtbar für alle zu. Und soweit ich mit den Leuten spreche, sind sie überwiegend unverschuldet in diese Lage geraten. Sehr viele waren selbstständige Kleinunternehmer, die die Schließungen und Auflagen während der Corona-Maßnahmen finanziell nicht durchstehen konnten. Vor dem Supermarkt in dem ich regelmäßig einkaufe, sitzt beispielsweise eine alte Italienerin. Es hat eine Zeit gedauert, bis sie sich auf meine Ansprachen einließ. Man sollte nicht die Scham dieser Leute außer acht lassen. Jedenfalls hatte sie eine kleine italienische Pizzeria in Düsseldorf. Die Einnahmen waren wohl bescheiden, aber ausreichend. Wochen ohne Kundschaft und es war vorbei. Sie trinkt keinen Alkohol, aber raucht. Also hocke ich mich nach jedem Einkauf zu ihr hin, gebe ihr ein paar Zigaretten und ein wenig Geld und spreche ein wenig mit ihr. Tut mir das weh? Nein. Tut ihr das gut? Ja. Sie lacht seitdem wieder öfter mal. Und noch mal zu einer Beobachtung aus der Corona-Zeit: In unserem Flughafen wurde das ganze Tiefgeschoss in windeseile und über ein Jahr zu einer riesigen Impfstation umgewandelt. Das heißt: Das Geld war da. Es ging. Also man könnte was tun. Bezogen auf die poltischen Eliten bedeutet die gegenwärtige Situation jedoch - und da teile ich ihre Einschätzung zu mangelndem Vertrauen -, dass von ihr kein Interesse an eine Unterstützung für Obdachlose und Bedürftige besteht. Für Deutschland kommt die besondere Situation hinzu, dass Kapital das Land verlässt. Zum einen, dass immer mehr vermögende Privatpersonen und Firmen ins Ausland - auch nach Mallorca - aussiedeln und zum anderen dass wieder sehr viel Kapital aus der Staatskasse in die Rüstungsindustrie wandert um unsinnige Kriege zu unterstützen bzw. daraus ein wirtschaflicher Gewinn erzielt wird - und dass dies auch auf eurpäischer Ebene von allen Mitgliedsländern gefordert wird. Ich kann ihren Apell deshalb nur unterstützen und alle dringend dazu auffordern, dass jeder der die Möglichkeit hat - und sei sie noch so winzig - diesen Leuten auf der Straße entgegengeht und ihnen gibt, was sie benötigen. Und dass man immer bedenken sollte, dass man vielleicht selbst der nächste sein könnte, der dort sitzt. Wir in Deutschland erwarten vor diesem Hintergrund im kommenden Frühjahr die Wahl einer neuen Regierung. Ich hoffe dabei, dass sich viele für Vernunft, Gerechtigkeit und Frieden entscheiden.
Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich den Airport auf Mallorca ganz gut kenne und mir vorstellen kann, dass es kaum ins Gewicht fallen würde, wenn dort einige qm räumlich mit Sichtschutzwänden abgetrennt würden und Feldbetten aufgestellt würden (wenngleich das anderswo sicherlich besser/sinnvoller wäre). Wie kann es sein, dass Menschen auf einer Insel wie Mallorca gezwungen sind, auf dem Boden vom Airport zu übernachten? Das Vertrauen auf zielführendes Handels seitens der Balearenregierung habe ich weitestgehend verloren und deshalb appeliere ich an die Urlauber die in nächster Zeit auf die Insel kommen: überreichen Sie diesen Leuten etwas zu essen und zu trinken und zeigen Sie Verständnis für deren Situation. Wir alle können durch Krankheit, Verlust eines geliebten Menschen, Arbeitslosigkeit o. ä. durchaus (auch wenn wir uns das gerade nicht vorstellen können) in eine solche Situation kommen. Bitte niemals vergessen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!