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Alles anders – und jetzt?

So lernen Sie, gut mit Veränderungen umzugehen – sechs Tipps

Kaum haben wir uns an das neue Zuhause, den neuen Arbeitsplatz, die neuen Freunde gewöhnt, schleicht sich bereits die nächste Veränderung heran. Manchmal steht sie plötzlich in der Tür, ungebeten und ungeladen, und bringt alles durcheinander. Ganz gleich, um welche Ereignisse es sich handelt – neue Vorgaben bei der Arbeit, ein unvorhergesehenes Umzugsszenario oder eine Gesundheitskrise: Veränderungen passieren, ob wir sie nun einladen oder nicht.

Veränderungen sind seltsame Wesen. Sie treiben uns vor sich her, zwingen uns in eine neue Richtung und lassen uns das altbekannte Terrain oftmals schmerzlich vermissen. Manchmal können sie geradezu beängstigend sein, weil sie uns den Boden unter den Füßen wegziehen. Besonders schwer sind jene Veränderungen, die uns „aufgezwungen» werden – vielleicht von Menschen, Umständen oder schlichtweg dem Lauf der Zeit.

Veränderungen zu akzeptieren, ist eine Kunst für sich. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einem bequemen Sessel, haben es sich richtig gemütlich gemacht. Plötzlich kommt jemand und schiebt Sie mitsamt Ihrem Sessel ans andere Ende des Raumes. Vielleicht ist dort sogar ein Fenster mit Aussicht, aber das kennen Sie noch nicht, und in diesem Moment ist das beängstigend. Manchmal braucht es Zeit, um sich mit der neuen Aussicht anzufreunden.

Das Schwierige ist, dass unser Gehirn darauf programmiert ist, Unbekanntes mit einer gewissen Skepsis zu betrachten. Dieses uralte Programm, das uns einst vor wilden Tieren schützen sollte, springt immer noch in solchen Momenten an. „Unbekannt = Gefahr», sagt uns das Gehirn. Doch in unserer modernen Welt stimmt das meistens nicht mehr. Bei dem Beispiel mit dem Sessel wäre es so, dass dieser wirklich nur ein paar Meter weitergeschoben wird. Ja, das Licht ist anders, die Aussicht neu, aber es wird nichts wirklich Bedrohliches passieren.

Unser innerer Dialog spielt in solchen Momenten eine große Rolle. „Ich will das nicht!» schreit ein Teil in uns, selbst wenn es keinen Weg zurück gibt. Diese innere Stimme kann laut und beharrlich sein und uns manchmal daran hindern, etwas Gutes in der Veränderung zu sehen. Doch genau hier können wir aktiv werden. Es kann helfen, diesen inneren Widerstand wahrzunehmen, anzuerkennen und ihn dann sehr sanft beiseitezuschieben.

Lernen wir, die Veränderung nicht als Feind zu betrachten, sondern als Möglichkeit. Auch wenn wir vielleicht das Gefühl haben, fremdbestimmt zu sein, haben wir immer noch die Wahl, wie wir damit umgehen. Manchmal reicht es, den Dingen nicht sofort eine Bewertung zu geben, sondern neugierig zu bleiben. Die Fähigkeit, die eigenen Emotionen in solchen Momenten zu erkennen und zu akzeptieren, hilft dabei, auch unerwarteten Veränderungen gelassener zu begegnen.

Veränderungen wirken oft riesig und unüberwindbar, weil wir sie in ihrer ganzen Größe sehen. Doch der Trick ist, sie in kleine Schritte aufzuteilen. Denken Sie daran, wie man einen Berg erklimmt: Schritt für Schritt. Selbst die steilsten Anstiege können mit kleinen, beharrlichen Schritten gemeistert werden.

Ein weiterer, oft unterschätzter Helfer ist der Humor. Wer in der Lage ist, sich und die Situation mit einem Augenzwinkern zu betrachten, gewinnt oft eine neue Perspektive. Gerade das Gefühl, dass uns etwas „aufgezwungen» wird, kann an Schwere verlieren, wenn wir es schaffen, das Ganze ein wenig humorvoll zu betrachten. Vielleicht ist der neue Sesselplatz gar nicht so schlecht, wenn man mal versucht, die Aussicht zu genießen – und vielleicht erkennt man plötzlich, dass da ja wirklich ein schöner Ausblick ist!

Die Natur erinnert uns, dass es keinen Stillstand gibt, nur ständige Wandlung. Jeder Frühling ist ein Versprechen, dass nach einem schweren Winter wieder neues Leben entsteht, dass uns Veränderung stets eine neue Facette des Lebens zeigt. Eines Tages werden wir vielleicht zurückblicken und erkennen, dass genau jene Veränderungen, die wir nicht wollten, uns am meisten weitergebracht haben. Doch dieser Blick entsteht nicht von heute auf morgen.

Veränderungen zwingen uns zur Reflexion: Wo stehen wir? Was ist uns wichtig? Sie zeigen uns, dass Flexibilität und Anpassungsfähigkeit wichtige Stärken sind – auch wenn sie einem manchmal viel abverlangen. Veränderungen können uns lehren, geduldig mit uns selbst zu sein, uns Zeit zu geben und uns nicht für unsere Ängste oder Unsicherheiten zu verurteilen.

Hier ein paar ganz praktische Tipps:

  1. Akzeptieren, was man nicht ändern kann: Klingt einfach, ist es aber nicht. Akzeptanz ist ein Weg, der Übung und Geduld erfordert. Manchmal ist es hilfreich, sich vor Augen zu halten, dass es normal ist, sich durch Veränderungen herausgefordert zu fühlen.
  2. Den Humor nicht verlieren: Eine Prise Humor hilft oft, Situationen leichter zu nehmen. Wer weiß, vielleicht erzählen Sie in ein paar Jahren lachend von den Dingen, die Ihnen heute wie ein unüberwindbares Hindernis erscheinen.
  3. In kleinen Schritten denken: Wenn der große Berg an Veränderung vor Ihnen steht, denken Sie nicht an den Gipfel, sondern an den nächsten Schritt.
  4. Emotionen zulassen: Es ist völlig okay, traurig, wütend oder enttäuscht zu sein. Das gehört zum Prozess und kann sehr heilsam sein.
  5. Ressourcen aktivieren: Denken Sie an all die Male, in denen Sie bereits Veränderungen gemeistert haben. Sie sind stärker und anpassungsfähiger, als Sie vielleicht denken.
  6. Neugierig bleiben: Auch wenn es herausfordernd ist, versuchen Sie, die Veränderung als Möglichkeit für Neues zu betrachten.

Wenn es etwas gibt, das im Leben sicher ist, dann ist es die Tatsache, dass sich Dinge ständig ändern. Schauen wir auf die Natur, die Jahreszeiten und ihre unaufhörliche Dynamik: Es ist ein Kreislauf, und gerade darin liegt Stabilität. Auch wenn sich diese Tatsache oft wie ein bedrohliches Damoklesschwert anfühlt, kann sie auch als Einladung verstanden werden. Eine Einladung, das Leben in all seinen Facetten zu entdecken und immer wieder Neues über sich selbst zu lernen.

In diesem Sinne: Wagen Sie den neuen Blick aus dem neuen Fenster. Wer weiß, vielleicht ist die Aussicht besser, als Sie denken.