Neue Mietwagen werden im Hafen auf Tieflader verfrachtet. | Ruiz Collado | PALMA

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Vollelektrische Fahrzeuge führten in Mallorcas-Mietwagengeschäft bislang eher ein Schattendasein. Gründe dafür waren in der Regel die Angst der Kundschaft vor mangelnder Reichweite, eine lückenhafte Ladeinfrastruktur auf der Insel sowie Probleme bei der Abrechnung. Denn um das Fahrzeug an der Leihstation ohne Aufschlag wieder abgeben zu können, muss es in der Regel vollgetankt sein, was bei Ladezeiten von mehreren Stunden für abreisende Urlauber in der Regel gar nicht oder nur schwer möglich ist.

Dazu kommt, dass die Anschaffungskosten von Elektroautos für die Unternehmen aufgrund geringerer Herstellungszahlen sehr viel höher sind als von Verbrennern. Das wiederum schlägt sich nicht zuletzt beim saisonalen Abverkauf der Flotten in höhere Investitionsverluste nieder. Zudem stehen E-Fahrzeuge nach ihrer Abgabe nicht sofort wieder zur Weitervermietung bereit, da sie für ihren nächsten Einsatz erst einmal aufgeladen werden müssen.

Trotz all dieser Nachteile rüsten nahezu alle Rent-A-Car-Anbieter auf der Insel derzeit ihre Bestände mit Elektroautos auf. So kündigte beispielsweise die deutsche Sixt-Gruppe vor kurzem an, ihre europaweite Flotte bis 2030 zwischen 70 und 90 Prozent zu elektrifizieren. „Derzeit versuchen wir, dass mindestens 15 Prozent unserer Flotte auf Mallorca aus Elektrofahrzeugen besteht”, erklärt Estanislao de Mata, Executive Vice President von Sixt Spanien auf Anfrage. Das E-Angebot ihres Unternehmens reiche von „praktischen Fahrzeugen” wie dem BMW i3 bis hin zu „spektakuläreren Modellen” wie dem Porsche Taycan. Die Nachfrage nach Elektro-Mietfahrzeugen steige kontinuierlich. „Die Balearen sind ein Urlaubsziel hauptsächlich für europäische Touristen, und der Trend in Europa geht in Richtung lebenswerter und nachhaltiger Umwelt”, so de Mata.

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Neben Sixt haben auch andere auf der Insel operierende Big Player der internationalen Mietwagenbranche ihr Portfolio in den vergangenen Monaten um Fahrzeuge mit Stecker erweitert. Dazu gehören Avis, Hertz und Europcar. Hertz schloss für die Elektrifizierung seines Fuhrparks unter anderem Langzeitlieferverträge mit dem US-Hersteller Tesla ab.

Ähnlich vorausschauend agiert die Firma Ok Mobility, dem Platzhirschen im Rent-a-Car-Business auf der Insel. Dort schloss man vor kurzem einen Exklusiv-Vertrag mit dem französischen Hersteller Silence. Der sieht in den kommenden drei Jahren die Lieferung von insgesamt 5800 Nanofahrzeugen vom Modell SO4 an Ok Mobility vor. Hinter SO4 verbirgt sich ein zweisitziges Mini-Elektroauto mit einer Reichweite von maximal 120 Kilometern und einer Höchstgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometer. 200 Fahrzeuge wurden bereits auf die Insel ausgeliefert. „Sie sind für Kurzausflüge zum nächsten Strand oder für eine Fahrt nach Palma ideal”, sagt Ok Mobility CEO Othmar Ktiri. Man finde mit ihnen sehr viel schneller einen Parkplatz, zudem seien sie zu 100 Prozent emissionsfrei, was insbesondere deutsche und andere ausländische Urlauber zu schätzen wissen. Neben Touristen will Ktiri die Nano-Cars aber auch für Einwohner auf den Inseln schmackhaft machen. „Genauso wie in Valencia, Malaga und Barcelona werden wir in Palma eine monatliche Nutzungsflatrate für den SO4 zum Preis von 199 Euro anbieten. Wer kann da noch widerstehen?”.

100 Millionen Euro lässt sich Ok Mobility den Aufbau seiner Nano-E-Flotte kosten. Mit dem Auftrag ist der französische Hersteller für die kommenden drei komplett ausgelastet. „Das Mietwagengeschäft ist ausschließlich über den Kauf in hohen Stückzahlen rentabel. Langfristige Lieferverträge sind der Schlüssel dafür”, so Ktiri.