Gruppenbild mit Mallorca Magazin und der spanischen Schwesterzeitung Ultima Hora: Landes-Chefin Marga Prohens mit Inselratspräsident Llorenç Galmes (3.v.l.), Palmas Oberbürgermeister Jaime Martínez (4.v.r.), Tourismusminister Jaume Bauzá (3.v.r.) sowie weiteren Inselpolitikern am Messestand der Balearen. | Enrique Fueris

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Eine der bedeutendsten Reisemessen der Welt, die ITB in Berlin, neigte sich am Donnerstag (6.3.) dem Ende zu – und auch dieses Jahr zeigte Mallorca auf dem Branchentreffen – einem wichtigen Pulsmesser des globalen Tourismus – eine starke Präsenz. Die Balearen nutzten die Plattform, um am nagelneuen, am Themenkomplex „Meer” orientierten Stand ihre Pläne und Visionen für die kommende touristische Saison und die darüber hinausgehende Zukunft der Insel vorzustellen.

Ministerpräsidentin Prohens sprach auf Deutsch

Ein besonders zentraler Moment war die Eröffnungsrede von Ministerpräsidentin Marga Prohens, die vor den anwesenden Presse-, Politik- und Tourismusvertretern ein deutliches Signal an den deutschen Markt sendete – ein Markt, der für Mallorca nach wie vor von herausragender Bedeutung ist. Prohens, die als studierte Übersetzerin und mit einem Austauschsemester in Bochum bestens mit Deutschland verbunden ist, sorgte für eine kleine Überraschung: Sie hielt ihre gesamte Ansprache auf Deutsch, offenbar als Zeichen der Verbundenheit – und auch vor dem Hintergrund des anscheinend niemals abflauenden Interesses der deutschen Urlauber an deren Lieblingsinsel.

Der deutsche Markt, so die Insel-Chefin, bleibe für Mallorca von Schlüsselrolle und werde auch in Zukunft einer der entscheidenden Bestandteile der touristischen Strategie bleiben. Aber: Es gehe jetzt darum, dieses bestehende Tourismusmodell zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten. Dabei betonte Prohens, dass der Schutz der Meere und des Wasserkreislaufs zu den wichtigsten Zielen gehöre. Doch nicht nur das: Die 42-Jährige versprach in ihrer von einem Einspieler untermalten Rede Nachhaltigkeit auf ganzer Linie. Ein „neues“ Tourismuskonzept unter dem Motto: „Der Grund sind Sie“. Das Ganze zum „bescheidenen“ Preis von 1,12 Milliarden Euro aus öffentlichen Mitteln und EU-Fonds, die die Balearen-Regierung in diesen „Wandel“ stecken will.

Und genau dabei sieht die seit knapp zwei Jahren amtierende Konservative die Deutschen als Verbündete. Ihre Meinung: Der hiesige Markt hat die Notwendigkeit dieser Neuausrichtung längst verinnerlicht, und niemand versteht diesen Wandel so gut wie die Jahr für Jahr auf der Insel urlaubenden Millionen von Bundesbürgern. Eine Tatsache, die ihrer Meinung nach auch zur zunehmenden Tendenz deutscher Touristen führe, immer häufiger Mallorca-Urlaub jenseits des Sommers zu machen. Und genau dieser Trend helfe ihr wiederum, die Saison weiter zu entzerren und die touristische Belastung in den Hauptmonaten zu verringern. Prohens zeigte sich deshalb zuversichtlich, dass genau das langfristig dazu beitragen wird, die Insel weniger zu überlasten und den Gästen ein besseres Erlebnis zu bieten.

"Ein guter Tourist muss nicht reich sein"

Aber: Ein zentrales Thema, das dabei immer wieder in den Diskussionen auftaucht, ist die Frage, ob sich die Insel mit all den neuen „Qualitätsurlaubern” (Prohens: „Ich mag diesen Begriff nicht”) nicht zunehmend zu einem Luxusziel entwickelt. Für viele Einheimische stellt sich die Frage, ob steigende Preise und Lebenshaltungskosten Mallorca für einen Teil der Bevölkerung unerschwinglich machen könnten. Auf die Frage, wie dieses Ziel mit einem von Prohens mehrfach betonten „Wohl der Mallorquiner“ vereinbar sei, antwortete sie mit Nachdruck: „Ein guter Tourist muss nicht reich sein, es geht um Respekt. Und ‚Qualität‘ bedeutet nicht zwangsläufig ‚Luxus‘.“ Es sei nicht beabsichtigt, die Insel für die breite Masse unzugänglich zu machen, wohl aber einen respektvollen Umgang mit der Insel und ihren Bewohnern zu fördern.

Die Balearen-Regierung plant deswegen, dem Problem der Überlastung entgegenzuwirken, um eine gleichmäßigere Verteilung der Touristenströme über das Jahr zu erreichen. Auch hier griff Prohens die Problematik auf und kündigte Maßnahmen an, blieb aber bei der Konkretisierung im Vagen. Bald jedoch wolle man verraten, wie genau das Ganze gehen soll, also wie die „Therapie“ ausfallen soll. Ein wichtiger Schritt bei der „Diagnose“ jedenfalls war laut Prohens der „Runde Tisch“, den ihre Regierung ins Leben gerufen hatte. An diesem nehmen bereits 140 Organisationen teil. Prohens betonte, dass dieser Dialog beispiellos sei und dass trotz einiger Austritte aus dem Prozess nach wie vor ein wichtiger Austausch stattfinde. Der „Runde Tisch“ werde auch künftig als zentrales Instrument zur Lösung der Überfüllungsproblematik dienen. Fazit: Das „Ob” ist geklärt, über das „Wie” wird noch verhandelt.

Einer der gefragtesten Gesprächspartner war Javier Vich, der Chef des Hotelierverbandes Fehm.
Javier Vich, der neue Chef des Hotelierverbndes Fehm

Hoteliers sehen keine flächendeckende Überfüllung

Ein Thema, das die Diskussionen auf der ITB auf jeden Fall zusätzlich anheizte, war eine mögliche Erhöhung der Ecotasa, der Urlaubersteuer. Diese könnte vor allem in der Hochsaison steigen, um die Saison weiter zu entzerren und mehr Urlauber in die Nebensaison zu locken. Prohens hatte jedoch noch nicht die notwendige parlamentarische Unterstützung, um diese Maßnahme durchzusetzen. Klar dagegen sind jedenfalls die Hoteliers der Insel, wie Javier Vich, Präsident des mallorquinischen Hotelverbands Fehm, auf der Messe bestätigte. Vich stellte klar, dass Mallorca nur „stellenweise“ mit echter „Überfüllung“ zu kämpfen habe und dass die allgemeine Wahrnehmung der Insel als „überlaufen“ nicht zutreffend sei.

Und so dürfte bis zur Umsetzung konkreter Maßnahmen eine weitere vergleichsweise „volle“ Saison ins Mallorca-Land gehen. Die Ausblicke der Reiseveranstalter sind jedenfalls insgesamt positiv, jedoch erwarten viele keine dramatischen Veränderungen. Nils Lübbe, Director Mediterranean West bei DER Touristik, sagte, dass auf Mallorca mit einem Wachstum von etwa zehn Prozent vor allem in der Nebensaison zu rechnen sei. Auch Yannik Erhart, CEO der Universal Beach Hotels, berichtete von einem Anstieg der Buchungen um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – dieser sei jedoch vor allem auf die vielen Frühbucher zurückzuführen. Für das restliche Jahr erwarte man ähnliche Zahlen wie 2024. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Schauinsland, Alltours und TUI. Kurz zusammengefasst: Das Wachstum findet vor allem in der Nebensaison statt, im Schnitt um rund 11 Prozent, aber auch der Sommer bleibt auf hohem Niveau und damit insgesamt zufriedenstellend. Eines aber ist allen klar: Mallorca ist teuer geworden. „Manchmal an der Grenze der Akzeptanz der Urlauber“, wie ein Vertreter von DER Touristik anmerkte. Vor diesem Hintergrund war bei den Reiseveranstaltern herauszuhören, dass man von einer Erhöhung der Urlauberabgabe nicht begeistert wäre, auch wenn es niemand direkt aussprechen wollte.

Neben Politikern und Branchenvertretern besuchten auch viele Journalisten den Messestand der Balearen.
Der Balearen-Stand war bestens besucht

21,5 Millionen Euro für die Modernisierung der Playa de Palma

Kurzum: Mallorca bleibt Mallorca, und Mallorca bleibt beliebt. Der Insel kommt zugute, dass viele Deutsche trotz gestiegener Preise nach wie vor auf das Altbekannte setzen. Dass aber auch das ab und an einen neuen Anstrich braucht, machte auf der ITB Palmas Oberbürgermeister Jaime Martínez deutlich. So plane die Stadt Palma eine umfassende Modernisierung der Playa de Palma, um das touristische Angebot weiter zu verbessern. Besonders Hotels mit weniger als vier Sternen sollen davon profitieren. Diese Hotels, die in der Vergangenheit bei Umbauplänen nicht berücksichtigt wurden, machen derzeit weniger als 25 Prozent der Hotelbetten in der Region aus. Die Stadtverwaltung möchte durch Anreize private Investitionen fördern, um die Qualität des Angebots insgesamt zu steigern. Martínez betonte, dass die Stadt 21,5 Millionen Euro in die Modernisierung investieren werde, wobei diese Zahl bis 2027 voraussichtlich noch steigen wird.

Das Mallorca Magazin war auf der Messe ebenfalls präsent.
Immer dabei: das Mallorca Magazin

Diese Umgestaltung geht jedoch über die Hotellerie hinaus. Ein weiterer Schwerpunkt der Modernisierung liege auf der Verbesserung der Sicherheit und Mobilität. So soll die Zahl der Polizeibeamten erhöht und die Zahl der Überwachungsgeräte, wie Drohnen und Kameras, ausgeweitet werden. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, problematische touristische Aktivitäten wie Straßenverkauf oder Drogenhandel zu kontrollieren und den Aufenthalt für alle Touristen angenehmer zu gestalten. In diesem Kontext betonten Martínez und der Tourismusdezernent Javier Bonet, dass auch die Unterstützung der Nationalpolizei erforderlich sei, um den Erfolg des Plans zu sichern. „Wir glauben, dass die Nationalpolizei sich genauso anstrengen muss, wie wir es tun werden“, erklärte der Bürgermeister.

Und so war die ITB, bei der auch das Mallorca Magazin und seine spanische Schwesterzeitung „Ultima Hora“ (beide erscheinen in der Verlagsgruppe Serra) mit eigens in Potsdam gedruckten Ausgaben wieder vertreten waren, vor allem eine Bestandsaufnahme der aktuellen Lage mit einer vagen Vorausschau auf die neue Saison und alles, was danach kommen mag. In Bezug auf die Insel bedeutet das: Sie bleibt beliebt und gut besucht. Die Entzerrung der Saison funktioniert insofern, als dass es im Winter voller wird, im Sommer jedoch bisher nicht leerer. Daran könnten dann allenfalls die versprochenen konkreten Maßnahmen der Inselregierung etwas ändern – diese lassen jedoch noch auf sich warten.