Ministerpräsidentin Marga Prohens (M.) mit Vertretern der Insel-Institutionen. | Patrick Czelinski

TW
0

Die ITB 2025 in Berlin ist eröffnet – und Mallorca sowie die Nachbarinseln präsentieren sich auf der weltgrößten Reisemesse erneut als nachhaltige Reisedestination. Mit einem Stand, der ganz auf das Thema "Meer" fokussiert ist, unterstreichen die Balearen ihre Ambitionen, den Tourismus auf ökologisch verantwortungsvolle Weise weiterzuentwickeln.

Pünktlich um 10 Uhr, an diesem Dienstagmorgen, fiel der Startschuss für die Messe – und der Bereich der Balearen zog bereits zahlreiche Besucher an, allen voran Vertreter der regionalen Politik und Tourismusbranche. Dies ist am ersten Messetag bereits eine feste Tradition. Höhepunkt des Vormittags war die Rede von Ministerpräsidentin Marga Prohens (PP), die gemeinsam mit Tourismusminister Jaume Bauzá den Balearen-Stand eröffnete.

Überraschung auf der Bühne: Prohens spricht auf Deutsch

Ein unerwarteter Moment folgte: Prohens, die studierte Übersetzerin ist und ein Austauschsemester in Bochum studiert hat, entschied sich, ihre gesamte Rede auf Deutsch zu halten. Ein eindeutiges Signal an den deutschen Markt, der für Mallorca nach wie vor von entscheidender Bedeutung ist.

Im Mittelpunkt von Prohens' Rede stand – wenig überraschend – das Thema Nachhaltigkeit. Die Ministerpräsidentin ließ keinen Zweifel daran, dass Mallorca auch in Zukunft nicht nur als Urlaubsziel, sondern als Vorreiter für verantwortungsvollen Tourismus gelten solle. "Es geht darum, das bestehende Tourismusmodell weiter zu optimieren und noch nachhaltiger zu gestalten", so Prohens. Besonders hervorzuheben sei der Fokus auf den Schutz der Meere und den Wasserkreislauf – Themen, die angesichts der sich verschärfenden Klimakrise immer relevanter seien.

Und: Der deutsche Markt hat diese neue Ausrichtung der Balearen besonders gut verstanden, so Prohens. Besonders hervorzuheben sei, dass deutsche Urlauber mittlerweile immer früher anreisen und auch später wieder abreisen – ein Trend, der dabei hilft, die Saison zu entzerren.

Prohens unterstrich, dass die Balearen-Regierung gezielt auf eine Verlängerung der Saison hinsteuere, indem sie verstärkt auf sportliche und kulturelle Veranstaltungen auf den Inseln setze. "Wir wollen und können den deutschen Markt nicht verlieren", betonte sie. Gleichzeitig machte sie jedoch deutlich, dass Teil der Strategie auch sei, sich verstärkt neuen Märkten zu öffnen, insbesondere jenen außerhalb der Hochsaison.

Ministerpräsidentin Prohens während ihrer Rede auf der ITB in Berlin. Foto: P. Czelinski
Ähnliche Nachrichten

Mit einer Investitionssumme von 1,12 Milliarden Euro plane die Regierung, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen, die Mallorca auf lange Sicht sowohl ökologisch als auch sozial verträglicher machen sollen. "Es geht dabei nicht nur um den Schutz der Umwelt, sondern auch um das Wohlergehen der Einheimischen", erklärte Prohens. Nach einer umfassenden Bestandsaufnahme der aktuellen Situation kündigte sie an, bald konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der gesteckten Ziele zu präsentieren.

Qualität statt Quantität: Mallorca für alle

Ein weiterer Punkt, der in der Diskussion zur Zukunft des Mallorquinischen Tourismus immer wieder aufkommt, ist die Frage, ob sich die Insel zunehmend zu einem Luxusziel entwickelt. Ein Trend, der für viele Einheimische die Gefahr birgt, dass steigende Preise und Lebenshaltungskosten die Insel für einen Teil der Bevölkerung unerschwinglich machen könnten. Auf eine entsprechende Nachfrage des MM-Reporters, wie dieses Ziel mit dem von Prohens mehrfach erwähnten "Wohl der Mallorquiner" denn überhaupt vereinbar sei, antwortete sie mit Nachdruck: "Ein guter Tourist muss nicht reich sein, es geht um Respekt. Und 'Qualität' bedeutet nicht zwangsläufig 'Luxus'."

Prohens unterstrich in diesem Zusammenhang, dass Mallorca stets auch ein Ziel für "einfache Menschen und Familien" gewesen sei und dies auch weiterhin bleiben solle. Es sei nicht beabsichtigt, die Insel für die breite Masse unzugänglich zu machen, sondern vielmehr einen respektvollen Umgang mit ihr und ihren Bewohnern zu fördern.

Saisonentzerrung als Maßnahme gegen Überfüllung

Ein weiteres zentrales Thema, das auch immer wieder zu Debatten führt, ist die Überfüllung der Insel, insbesondere in der Hochsaison. Auch hier griff Prohens ein und kündigte an, dass die Balearenregierung in naher Zukunft konkrete Maßnahmen vorstellen werde, um der Problematik der Überlastung entgegenzuwirken und die Saison weiter zu entzerren.

"Es ist notwendig, dass nicht nur im Sommer, sondern auch im Frühling und Herbst mehr Touristen auf die Insel kommen", so die Ministerpräsidentin. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei der "Runde Tisch" mit 140 beteiligten Organisationen, den ihre Regierung ins Leben gerufen habe. Dieser Dialogprozess habe bereits erste positive Ergebnisse erzielt und sei ein erfolgreiches Beispiel für eine offene und partizipative Herangehensweise. "Auch wenn einige Teilnehmer den Prozess verlassen haben, haben wir einen beispiellosen Dialog angestoßen. So etwas hat es hier zuvor noch nicht gegeben", betonte Prohens.

"Der Grund sind Sie" – Ein gemeinsamer Weg in die Zukunft

Im Anschluss an ihre Rede stellte die Balearen-Regierung ihre langfristige Strategie auch noch per Einspieler vor vor. Unter dem Motto "Der Grund sind Sie" werde ein Tourismusmodell skizziert, das nicht nur auf die Bedürfnisse der Touristen, sondern auch auf die der Einheimischen ausgerichtet ist – und das vor allem eines sein soll: nachhaltig. "Der Wandel kann nur dann gelingen, wenn er gemeinsam mit der Bevölkerung vollzogen wird", betonte Prohens. Es gehe darum, die Menschen in den Veränderungsprozess einzubeziehen, wenn man das touristische Modell der Zukunft gestalten wolle.

Dass das nicht unbedingt ganz einfach werden wird, sagte Prohens aber auch. "Wir führen eine Minderheitsregierung, wir werden für diesen Paradigmenwechsel deshalb ausführlich mit allen parlamentarischen Gruppen sprechen müssen."