Migration

Grausamer Fund in Cala Mesquida: Erneut Migrantenleiche an Mallorcas Küste angespült

Die Strände der Balearen aber auch an anderen Abschnitten der Mittelmeerküste von Spanien werden zunehmend zum Schauplatz tragischer Bootsunglücke

Beamter der Küstenwache der Guardia Civil (Archivbild) | Lorena Sopêna - Europa Press

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Am vergangenen Montag (17.3.) wurde an der bei Urlaubern beliebten Cala Mesquida im Nordosten Mallorcas eine stark verweste Leiche entdeckt. Nach Angaben der Guardia Civil wurde der leblose Körper gegen 17.30 Uhr im Wasser treibend gesichtet und später geborgen. Der Mann trug eine orangefarbene Schwimmweste, hatte jedoch keinerlei Papiere bei sich. Die Ermittler gehen davon aus, dass er von einem der Boote stammt, die regelmäßig von Nordafrika in Richtung Balearen aufbrechen. Eine Autopsie soll nun nähere Informationen zur Identität und zur Todesursache liefern.

Zunehmende Funde auf den Balearen

Der Fund in Cala Mesquida reiht sich in eine Serie tragischer Entdeckungen der letzten Wochen ein. Insgesamt wurden in den vergangenen 14 Tagen sechs Leichen an den Stränden der Balearen gefunden – fünf auf Mallorca, eine auf Formentera. Ermittler vermuten, dass es sich um afrikanische Migranten handelt, die von Algerien aus die gefährliche Überfahrt nach Europa wagen wollten. Die Behörden gehen davon, dass derzeit insgesamt 27 Personen verschollen sind.

Bereits Ende Februar kam es zu einem Unglück, bei dem fünf Migranten ihr Leben verloren. Sie hatten versucht, eine Frau zu retten, die von einem überfüllten Boot ins Meer gestürzt war. Die Gruppe war Mitte Februar von Aïn Taya, Algerien, in See gestochen. Eine Fähre entdeckte 19 Überlebende schließlich 23 Seemeilen westlich von Ibiza.

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Tragödien entlang der spanischen Küsten

Nicht nur auf den Balearen, sondern auch entlang der spanischen Festlandküste kommt es immer häufiger zu ähnlichen Funden. In Barcelona wurde im Februar am Strand von Barceloneta die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, der vermutlich bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ertrunken war. Vor Valencia bargen Fischer Anfang März ein treibendes Boot mit mehreren toten Migranten an Bord. Auch an der Costa del Sol wurden zuletzt innerhalb einer Woche drei Leichen angeschwemmt, vermutlich Opfer eines gekenterten Bootes.

Die spanischen Behörden stehen vor einer wachsenden Herausforderung. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahr hat die Zahl der auf See gestorbenen oder vermissten Flüchtlinge einen neuen Höchststand erreicht. Menschenrechtsorganisationen machen dafür unter anderem die verstärkten Kontrollen in der Straße von Gibraltar verantwortlich, die Migranten auf noch gefährlichere Routen ausweichen lassen.

Schwierigkeiten bei der Identifizierung

Die Identifizierung der Opfer gestaltet sich oft schwierig. Viele Migranten reisen ohne Ausweisdokumente, und die lange Zeit im Wasser macht die Entnahme von Fingerabdrücken oft unmöglich. Die Behörden setzen daher auf DNA-Analysen, um Hinweise auf die Herkunft der Verstorbenen zu erhalten. In einigen Fällen konnten Familienangehörige durch Vermisstenanzeigen und bereitgestellte Proben bereits Klarheit über den Verbleib ihrer Angehörigen erhalten. Doch in den meisten Fällen bleiben die Toten namenlos.

Forderungen nach neuen Maßnahmen

Angesichts der steigenden Zahl von Toten wächst der Druck auf die spanische Regierung und die EU, ihre Migrationspolitik zu überdenken. Menschenrechtsorganisationen fordern mehr legale und sichere Fluchtwege, um solche Tragödien zu verhindern. Die Debatte um die europäische Asylpolitik dürfte damit erneut an Brisanz gewinnen – während die Strände Spaniens weiterhin stumme Zeugen der verzweifelten Flucht über das Mittelmeer bleiben.