Am Straßenrand abgestellte Wohnmobile in Palma de Mallorca. | F. Fernández

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Die Stadt Palma de Mallorca sieht sich mit einer wachsenden Zahl von Wohnwagen-Siedlungen konfrontiert – eine Entwicklung, die vor allem durch steigende Mieten und hohe Immobilienpreise begünstigt wird. Um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen, erfasst die Stadtverwaltung nun systematisch die Anzahl und Nutzung dieser Fahrzeuge – quasi ein großer "Wohnwagen-Zensus"!

„Wir gehen Siedlung für Siedlung durch, um realistische Zahlen zu erhalten“, erklärte der erste stellvertretende Bürgermeister Javier Bonet. Ziel sei es, zwischen Personen zu unterscheiden, die aufgrund finanzieller Notlagen in Wohnwagen leben, und jenen, die die Fahrzeuge lediglich zu touristischen Zwecken abstellen. „Erst wenn wir die tatsächlichen Gegebenheiten kennen, können wir geeignete Maßnahmen ergreifen“, so Bonet weiter.

120 Wohnwagen allein im Viertel Son Hugo gezählt

Besonders in den Stadtteilen Son Hugo und Ciutat Jardí ist das Phänomen deutlich sichtbar. Allein in Son Hugo wurden 120 Wohnwagen gezählt, in Ciutat Jardí weitere 60. „Wir wissen das, weil viele Bewohner die nahegelegenen Sportanlagen zum Duschen nutzen oder sich über öffentliches WLAN versorgen“, erklärte Bonet.

Die Zunahme der Wohnwagen-Siedlungen geht mit einer neuen, umstrittenen Bürgerverordnung einher, die Strafen von bis zu 1500 Euro für das dauerhafte Wohnen in Fahrzeugen vorsieht. Viele Betroffene sehen darin eine existenzielle Bedrohung: Angesichts rasant steigender Mietpreise hätten sie keine andere Wahl, als auf Wohnmobile auszuweichen, argumentieren sie. Viele von ihnen protestierten am vergangenen Wochenende bei einer großen Wohnmobil-Demo gegen die angespannte Lage.

Bonet betont vor diesem Hitergrund, dass es keine „roten Linien“ gebe. Sollte die Verordnung überarbeitet werden müssen, sei die Stadt dazu bereit. „Wir müssen aber klar zwischen Wohnwagen als Notunterkünften und touristischen Fahrzeugen unterscheiden“, stellte er klar.

Stadt lehnt Stellplätze für Touristen-Mobile ab

Eine offizielle Stellfläche für Freizeit-Wohnmobile wird es in Palma jedoch nicht geben. „Das ist nicht der Tourismus, den wir fördern wollen“, stellte Bonet unmissverständlich klar. Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die prekäre Lage vieler Menschen, die aus wirtschaftlicher Not heraus in einem Wohnwagen leben müssen.

Eine Studie der Universität der Balearen (UIB) hat das Ausmaß des Phänomens bereits im Oktober untersucht. Demnach gibt es in Palma rund 150 Wohnwagen, von denen etwa 83 dauerhaft bewohnt werden. Neben Son Hugo gehören Son Güells, Ciutat Jardí, La Vileta und Cas Català zu den betroffenen Gebieten.