Vor genau 40 Jahren veränderte die Werft Astilleros de Mallorca mit der Fertigstellung des Schoners „Jessica” die maritime Welt. Das Schiff, das heute unter dem Namen „Adix” segelt, steht für handwerkliche Präzision und technische Innovation. Mit seinen 65 Metern Länge und 1700 Quadratmetern Segelfläche war der Dreimastschoner bei seiner Indienststellung 1984 eines der größten Segelschiffe seiner Art und ein Meilenstein für die spanische Schiffbauindustrie.
Der Direktor von Astilleros de Mallorca, Diego Colón de Carvajal, erinnert sich noch gut an die Herausforderungen und die Bedeutung des Projekts: „Der Bau der ‘Jessica’ war ein weltweiter Meilenstein“, sagt er. „Es war das erste Segelschiff, das seit den 1940er Jahren auf Mallorca gebaut wurde, und der größte Dreimastschoner seit 1927.“
Die „Jessica“ war mehr als nur ein technisches Meisterwerk. Mit ihrem Stahlrumpf, Teakholzdecks und luxuriösen Innenausstattungen, entworfen von John Munford, vereinte sie Eleganz und Funktionalität. Zehn Gäste und 14 Besatzungsmitglieder finden in edel getäfelten Kabinen Platz, die Tradition und Moderne widerspiegeln. „Dieses Schiff war als ein Zuhause auf See konzipiert, ein Ort, an dem man die Ästhetik und Philosophie des traditionellen Segelns erleben kann, ohne auf modernen Komfort verzichten zu müssen“, betont Colón de Carvajal.
Das Segeln mit der „Jessica“ erfordert ein feines Gespür für Wind und Wellen – ein Anspruch, der sowohl die Crew als auch die Ingenieure bei der Konstruktion vor Herausforderungen stellte. „Es war eine Symbiose aus altmodischer Seefahrt und den Anforderungen an moderne Sicherheit und Komfort“, erklärt der Werftdirektor. Besonders beeindruckend sei die harmonische Kombination aus der Anmut eines klassischen Segelschiffs und der Leistungsfähigkeit modernster Technik gewesen.
Mit der Fertigstellung der „Jessica“ gelang Astilleros de Mallorca der Sprung auf die internationale Bühne. „Dieser Schoner hat das internationale Image unserer Werft geprägt“, so Colón de Carvajal. Bereits zuvor hatte die Werft Erfahrungen mit großen Projekten gesammelt, darunter der Bau einer 45 Meter langen Motoryacht für Gulf Oil im Jahr 1977. Doch erst mit der „Jessica“ begann die Spezialisierung auf den Bau und die Wartung von Luxus-yachten. Der zeitgleich entwickelte Club de Mar in Palma, der erste Yachthafen Spaniens mit Liegeplätzen auf höchstem Niveau, trug ebenfalls zur Etablierung Mallorcas als Zentrum für Yachtbau und -wartung bei.
Die „Jessica“ wurde 1991 in Großbritannien grundlegend überholt und wechselte später den Besitzer. Unter dem Namen „Adix“ bleibt sie jedoch ein Aushängeschild für die maritime Expertise Mallorcas. „Wir sind stolz darauf, dass dieses Schiff auch heute noch weltweit Anerkennung findet“, sagt Colón de Carvajal. Das nautische Juwel steht für die unerschütterliche Tradition und das technische Know-how der Werft und wird auch in Zukunft ein Symbol für die Exzellenz des Schiffbaus auf Mallorca sein.
Astilleros de Mallorca hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. Während der Neubau von Yachten eingestellt wurde, hat sich die Werft auf Restaurierungen und Modernisierungen spezialisiert. „Das Wettbewerbsmodell hat sich verändert. Palma konnte in den 1980er Jahren mit den großen Industriestandorten nicht mithalten. Daher haben wir uns auf hochspezialisierte Dienstleistungen konzentriert“, erklärt der Direktor. „Heute realisieren wir mehr als 250 Projekte pro Jahr, darunter die Restaurierung klassischer Yachten und die Umsetzung modernster Technologien.“
Zu den bemerkenswerten Projekten gehört das Innovationsvorhaben HIDRAM, bei dem grünes Ammoniak als Kraftstoff für Yachten entwickelt wird. „Es zeigt, dass wir uns nicht nur auf die Vergangenheit verlassen, sondern auch die Zukunft aktiv mitgestalten“, betont Colón de Carvajal. Gleichzeitig sei die Restaurierung klassischer Holzschiffe eine wichtige Aufgabe, die nicht nur technisches Wissen, sondern auch handwerkliche Meisterschaft erfordere. „Wir schätzen diese historischen Schiffe sehr, da sie ein Teil unseres maritimen Erbes sind“, ergänzt er.
Die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und die Teilnahme an Forschungsprojekten gehören ebenfalls zum Portfolio der Werft. „Wir müssen uns ständig weiterentwickeln, um mit den Anforderungen des Marktes Schritt zu halten. Innovation ist der Schlüssel zu unserem Erfolg“, sagt der Direktor. Besonders stolz ist das Unternehmen darauf, dass es gelingt, Tradition und Innovation zu vereinen.
Die Zukunft der Werft steht im Zeichen der Modernisierung. „Die geplante Verlagerung unserer Anlagen wird es uns ermöglichen, die Effizienz zu steigern und unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Werften im westlichen Mittelmeerraum wiederzuerlangen“, sagt der Direktor. Ziel sei es, die verlorenen Marktanteile zurückzugewinnen und gleichzeitig den ökologischen Anforderungen gerecht zu werden. Besonders die Modernisierung der Infrastruktur werde eine entscheidende Rolle spielen.
Trotz des Wandels bleibt die „Jessica“ ein Symbol für die maritime Tradition Mallorcas. Ihr Bau markierte nicht nur den Höhepunkt einer jahrhundertealten Schiffsbaugeschichte, sondern inspirierte auch die Weiterentwicklung der Werft. „Die ‘Jessica’ ist ein lebendiges Erbe. Sie erinnert uns daran, dass wir immer nach Exzellenz streben sollten – sowohl in der Handwerkskunst als auch in der Innovation“, resümiert Colón de Carvajal. Ihre elegante Silhouette und ihre außergewöhnliche Bauweise bleiben ein Beweis für die Höhepunkte des traditionellen Schiffbaus auf Mallorca und ein ständiges Zeichen für die Möglichkeiten, die entstehen, wenn Visionäre und Handwerker zusammenkommen.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.