Nicht alle Arten von Insekten sind auf Mallorca willkommen. | Archiv

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Im Kampf gegen die Ausbreitung invasiver Insekten auf Mallorca setzen Wissenschaftler auf die Unterstützung der Bevölkerung. „Viele Augen sehen mehr”, lautet das Motto der Smartphone-Applikation „Invasapp”, die Forscher der Balearen-Universität (UIB) und des Imedea-Instituts entwickelt haben. Damit können interessierte Laien Fotos von Insekten machen und hochladen. Experten überprüfen, ob es sich bei den Funden um invasive Arten handelt.

Sie haften an Schiffsrümpfen und Frachtcontainern, treiben im Ballastwasser von Booten oder verbergen sich in importierten Pflanzen. Als blinde Passagiere gelangen gebietsfremde Insekten auf die Insel. Wenn sie sich dann hier ansiedeln, hat das häufig negative Folgen für das hiesige Ökosystem und die Landwirtschaft. Ein bekanntes Beispiel ist der aus Südostasien stammende rote Palmrüssler, der 2007 über eingeführte Palmen nach Mallorca kam und ein erhebliches Palmensterben verursacht hat.

„Früherkennung ist essenziell, um zu vermeiden, dass sich invasive Arten ausbreiten”, sagt die Biologin Mar Leza von der Balearen-Universität. Dabei helfen soll das von ihr geleitete „Citizen Science Projekt” Invasapp. Es besteht aus einer Smartphone-Applikation und einer Webseite mit den Steckbriefen und aufwendigen Illustrationen von 24 gebietsfremden Wespen, Käfern, Schmetterlingen und Mücken. In der EU seien diese Tiere als prioritäre Schädlinge katalogisiert, erklärt Mar Leza. „Sollten sie entdeckt werden, muss sofort gehandelt werden, weil sie verheerende Auswirkungen haben können.” Sechs der gelisteten Arten sind bereits auf die Insel gelangt.

Der winziger Käfer Xylosandrus compactus setzt dem Johannisbrotbaum zu. Die Palmenmotte (Paysandisia archon) befällt bevorzugt die autochtone Zwergpalme Palmito mediterraneo . Der Kleinschmetterling Cydalima perspectali gefährdet zwei Buchsbaum-Arten, den endemischen Buxus balearica und den Gewöhnlichen Buchsbaum (Buxus sempervirens). Die Asiatische Hornisse schadet Mallorcas Bienenzucht, weil sie sich bevorzugt von Honigbienen ernährt. Ob auch die Europäische Hornisse (Vespa crabro) und die Asiatische Mörtelbiene (Megachile sculpturalis) das hiesige Ökosystem bedrohen, sei noch unklar, meint die Biologin.

Invasapp will Laien motivieren

Invasapp soll interessierte Laien motivieren, Fotos von auffälligen Insekten zu machen und diese hochzuladen zusammen mit der Angabe des Fundorts. „Sie bekommen dann persönlich Auskunft von Wissenschaftlern zu ihren Fotos”, sagt Mar Leza. Sicherlich würden viele Fotos von einheimischen Arten geschickt werden. Aber wenn auch nur ein Foto von einem Invasoren dabei sei, helfe das sehr. „Dann können wir rasch eingreifen und verhindern, dass sich die Spezie weiter ausbreitet.”

Wie mühsam der Kampf gegen invasive Arten ist, zeigt der Fall der Asiatischen Hornisse. 2015 erstmals auf Mallorca gesichtet, galt sie 2020 als ausgerottet, bis vor zwei Jahren und vor einigen Monaten wieder Nester entdeckt wurden. Die Exemplare kamen aus Katalonien, nicht aus Italien wie die der ersten Invasion. „Wir sind zu lasch bei der Einfuhr. Das ist das Problem”, meint Mar Leza. Länder wie Neuseeland und Australien seien viel strikter und ließen nichts hinein, was nicht unter Quarantäne gestellt worden sei.

„Da müssen Sie sogar Ihre Schuhe reinigen, falls Sie etwas mitbringen, das nicht aus der Gegend stammt. Äpfel können Sie gar nicht mitbringen.” Nach Mallorca dagegen kämen zum Beispiel Fähren und Kreuzfahrtschiffe direkt aus Italien, wo schon mehrere der prioritären Schädlinge eingedrungen seien. „Vielleicht befindet sich auf einem Schiff eine Orange, in der ein invasiver Zweiflügler im Larvenstadium steckt. Keiner sieht das. Unterwegs verfault die Orange. Dann kommt das Schiff in Palma an. Die Orange wird weggeworfen und die Larven schlüpfen.”

Einfuhrkontrolle auf Mallorca ist schwierig

Sie wisse, wie schwer die Einfuhrkontrolle auf einer Insel wie Mallorca sei, meint die Biologin. In den vergangenen drei Jahren hätten sie deshalb Fallen an allen Orten aufgestellt, an denen invasive Arten primär eindringen: an Häfen, Gartencentern, dem Großmarkt Mercapalma und dem Flughafen. So habe man die Europäische Hornisse entdeckt. Fallen seien ein wirksames Mittel, aber jeder Einzelne könne helfen, appelliert Mar Leza. „Wenn wir auf die Insel kommen, müssen wir unbedingt vermeiden, Früchte, Samen und Pflanzen mitzubringen. Wie gesagt, darin können sich Insektenlarven verstecken, die zu einer ernsten Plage werden.”

Invasapp ist kostenlos, aber nur für Android-Smartphones verfügbar. iPhone-User können jedoch über die Webseite www.invasapp.uib.es Fotos von Insekten unkompliziert hochladen. Alle Informationen sind auf Katalanisch und teils auf Spanisch und Englisch verfügbar.