Der Verkehr in Palma ist ein drängendes
Problem. Es soll mehr öffentliche Transportmittel geben. Da sind
sich alle Parteien einig. Allerdings endet der Konsens damit
bereits. Wie das alltägliche Verkehrschaos zu bekämpfen ist, da
gehen die Meinungen weit auseinander. Die auf den Balearen und in
Palma regierenden Sozialisten setzen auf die Straßenbahn. Drei
Tramlinien sollen den Nahverkehr der Inselhauptstadt
revolutionieren (siehe Grafik auf der folgenden Seite). Allerdings
befindet sich das Vorhaben in einer Sackgasse. Wie es aussieht,
wird es in dieser Legislaturperiode (bis 2011) keine definitive
Entscheidung mehr geben. Zur Ausschreibung des Projekts werde es
wohl erst nach der Kommunal- und Regional-Wahl am 29. Mai 2011
kommen, bestätigt der Generaldirektor für Verkehr, Antoni Verger,
auf MM-Anfrage. Damit könnte das Projekt doch noch scheitern,
obwohl die Planungen weit fortgeschritten sind.
Denn die konservative Opposition verweigert dem Projekt ihre
Unterstützung. "Wir sind gegen die Straßenbahn", sagt Álvaro Gijón,
Stadtrat und Generalsekretär der Volkspartei (Partido Popular, PP)
in Palma. "Die Tram löst die Verkehrsprobleme der Stadt nicht." Die
PP setzt stattdessen auf U-Bahnen. Als die Konservativen in der
vergangenen Legislaturperiode an der Regierung waren, sorgten sie
für den Bau der Metro von Palma zur Balearen-Universität. Die Pläne
für eine zweite unterirdische Linie vom Flughafen über die
Krankenhäuser Son Llàtzer und Son Espases bis nach Son Rapinya
liegen in der Schublade. "Um den Autoverkehr zu reduzieren, musst
du ein Verkehrsmittel anbieten, das genauso schnell ist. Dies kann
nur die U-Bahn sein", sagt Gijón. Dem Tram-Projekt werde man nicht
zustimmen. Sollte es nach der Wahl 2011 zu einem Regierungswechsel
kommen, werde die PP den Bau der zweiten Metrolinie
vorantreiben.
Die regierenden Sozialisten (PSOE) stehen vor einem Problem: Sie
verfügen weder im Balearen-Parlament noch im Stadtrat von Palma
über eine Mehrheit. "Ich glaube nicht, dass die Regierung unter
diesen Voraussetzungen ein Projekt von dieser Größenordnung
beschließt", sagt PP-Mann Gijón. Er fordert einen breiten Konsens
zum Thema Nahverkehr in Palma.
Generaldirektor Verger ist erstaunt über diese Aussagen: "Das
hat die PP bisher noch nie so klar gesagt." Dass die PP nun gegen
die Straßenbahn sei, finde er verwunderlich, habe doch im Jahr 2006
die damalige konservative Regierung den balearischen Rahmenplan für
die künftige Entwicklung des Nahverkehrs verabschiedet. Darin sei
ausdrücklich von der Straßenbahn Palma-Arenal die Rede. Tatsächlich
heißt es in dem Masterplan: "Um den Flughafen per Bahn ans
Nahverkehrsnetz anzubinden, scheint eine Straßenbahn von Santa
Ponça nach Arenal sinnvoll. Allerdings müssen Studien erst ergeben,
welches der beste Streckenverlauf ist (Straßenbahn oder
unterirdisch)."
Welche Variante die PP bevorzugt, scheint nun also entschieden -
die Zukunft der Straßenbahn ist damit ungewiss, auch wenn Verger
beteuert, das Projekt im Notfall ohne Zustimmung der PP beschließen
zu können. "Wir bemühen uns aber um einen Konsens."
Wenigstens die Finanzierung der Straßenbahn scheint gesichert.
Das verkündete der balearische Ministerpräsident Francesc Antich
(PSOE) in der vergangenen Woche. Die Zentralregierung in Madrid
(PSOE) übernehme die Kosten in Höhe von 380 Millionen Euro. Antich
äußerte sich zuversichtlich, dass die Bauarbeiten im Jahr 2012
beginnen werden.
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