Wackelig ist das Mitte-Links-Regierungsbündnis von Anfang an
gewesen, jetzt steht die Koalition vor dem Scheitern. Am
Dienstagabend kündigte die liberal-regionalistische Unió
Mallorquina (UM) die Zusammenarbeit mit der sozialistischen
Inselratspräsidentin Francina Armengol auf. Die drei UM-Dezernenten
kündigten ihren Rücktritt an und stürzten die Koalition damit in
die schwerste Krise seit der Regionalwahl im Mai 2007.
Als Grund für die Entscheidung, die Koalition im Inselrat zu
beenden, nannte der UM-Vorsitzende Miquel Àngel Flaquer die
Behandlung seiner Partei durch Inselratspräsidentin Armengol. „Wir
fühlen uns nicht wohl”, so Flaquer bei der kurzfristig anberaumten
Pressekonferenz. „Armengols Haltung ist provokant und zeigt ihre
mangelnde Bereitschaft zum Dialog sowie den fehlenden Respekt
unserer Partei gegenüber.” Die Sozialistin Armengol hatte am
Dienstagvormittag öffentlich gesagt, wer sich in der Koalition
nicht wohlfühle, könne diese ja verlassen.
Seit Wochen und Monaten gibt es zwischen der
Inselratspräsidentin und der UM Spannungen. Zuletzt hatte sie ihren
Koalitionspartner durch klare Worte beim Mallorca-Tag am 12.
September verärgert. In ihrer Rede hatte Armengol damals die
Korruption in der Politik auf Mallorca gebrandmarkt – gegen mehrere
UM-Politiker wird wegen Korruptionsverdachts ermittelt.
Laut Medienberichten gab es in der UM zuletzt auch Unmut
darüber, dass Funktionäre des Inselrats den Ermittlungsbehörden
Informationen über einige der verdächtigten UM-Politiker zukommen
ließen – offenbar auf Antrag der Staatsanwaltschaft. Außerdem
scheint Armengol die Amtsführung der UM-Dezernenten besonders
streng überwachen zu lassen. „Wir können nicht eine Zeitungsanzeige
in Auftrag geben, ohne dass das vorher zigmal überprüft wird”,
zitiert die Tageszeitung „Ultima Hora” eine UM-Dezernentin.
Ermittlungsverfahren laufen unter anderem gegen den
UM-Vorsitzenden höchstpersönlich, sowie gegen Tourismusminister
Miquel Nadal, den ehemaligen, in der vergangenen Woche
zurückgetretenen Generalsekretär Damià Nicolau sowie weitere
ranghohe Funktionäre und Politiker. Bei all diesen Verfahren geht
es um mögliche Vergehen aus der Legislaturperiode 2003-2007, als
die UM gemeinsam mit der konservativen Volkspartei PP (Partido
Popular) regierte – und mit Maria Antònia Munar auch die
Inselratspräsidentin stellte. Auch gegen mehrere Dutzend
PP-Politiker und -Funktionäre laufen Ermittlungsverfahren wegen
Korruptionsverdachts.
Nachdem die UM damals der PP als Mehrheitsbeschaffer diente,
spielte sie nach der Regionalwahl 2007 erneut Zünglein an der Waage
– und zwar diesmal zugunsten der Sozialisten, die seitdem dank der
UM-Stimmen sowohl den Ministerpräsidenten und die
Inselratspräsidentin als auch die Bürgermeisterin von Palma
stellen.
Noch ist unklar, welche Folgen der Bruch im Inselrat für das
Bündnis auf Balearen-Ebene und den Stadtrat von Palma hat. Sollte
die UM den Pakt auch in diesen Institutionen aufkündigen, könnten
weder Ministerpräsident Francesc Antich noch Bürgermeisterin Aina
Calvo mehr mit einer Stimmenmehrheit rechnen. Theoretisch ist die
Balearen-Regierung schon jetzt in der Minderheit, da der
Abgeordnete Bartomeu Vicens schon vor fast einem Jahr vorläufig aus
der UM ausgeschlossen wurde und seitdem formal nicht mehr zu einer
der Regierungsfraktionen im Parlament gehört – auch gegen ihn läuft
ein Ermittlungsverfahren.
Sollte die UM nun jedoch mit der PP gemeinsame Sache machen,
könnte es per Misstrauensvotum zum Sturz der Regierung kommen.
Zunächst gab es jedoch keine Hinweise darauf, dass es kurzfristig
zu einem solchen Bündniswechsel kommen könnte.
Die Mitte-Links-Koalition ist von Beginn an ein fragiles Gebilde
gewesen. Dem Pakt gehört neben der UM die sozialistische Partei
(Psoe) sowie das Linksbündnis „Bloc” an. Ministerpräsident Antich
versucht sich nun seit zwei Jahren daran, so unterschiedliche
Parteien wie die liberale UM und die Nachfolgepartei der spanischen
Kommunisten, die Izquierda Unida, unter einen Hut zu bringen. Gut
möglich, dass dieser Versuch nun endgültig gescheitert ist.
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