Besonders viele Alternativen hatten private Stromkunden auf
Mallorca bei der Auswahl ihres Energieversorgers bisher nicht.
Gesa-Endesa verfügt auf der Insel über ein Quasi-Monopol – und
macht davon auch ausgiebig Gebrauch: Denn in dem Wissen, dass
Privatleuten kaum etwas anderes übrig bleibt, als sich auf seine
Dienste zu verlassen, behandelte der Versorger seine Kunden
bisweilen ein wenig stiefmütterlich. Stromausfälle, zu viel
abgebuchte Beträge, undurchsichtige Rechnungen und mangelhafte
Information gehören zu den häufigsten Kritikpunkten.
Nun ist es jedoch gut möglich, dass sich Gesa-Endesa in Zukunft
verstärkt um seine Kunden wird kümmern müssen. Denn weitere
Konkurrenz zeichnet sich ab. Ein Sprecher des Unternehmens räumt
ein, dass man mit neuen „Mitbewerbern” rechne.
Der Grund dafür ist die in der gesamten Europäischen Union und
damit auch in Spanien seit Jahren verfolgte Liberalisierung des
Strommarktes. Die balearische Generaldirektorin für Energie, Maria
Magdalena Tugores, vergleicht den Prozess mit der Liberalisierung
des Telefonsektors. Telefónica sei in Spanien lange Monopolist
gewesen, bis konkurrierende Unternehmen dank gesetzlicher
Neuregelungen auf den Plan getreten seien. „So ähnlich ist das, was
auf dem Strommarkt geschieht”, sagt Tugores.
Was bereits seit dem vergangenen Sommer für Großkunden auf dem
Strommarkt gilt, wird am 1. Juli dieses Jahres nun auch Realität
für Privathaushalte: Die staatlich vorgeschriebenen Tarife fallen
fast ausnahmslos weg. Es soll nun einen freien Konkurrenzkampf
aller Anbieter geben, keine Höchst- und Tiefstpreise mehr.
Für die Kunden heißt das Folgendes: Jeder Inselbewohner steht
nun vor der Entscheidung, ob er sich einen neuen Stromanbieter
suchen will. Das kann neben Gesa-Endesa etwa Iberdrola sein, Unión
Fenosa oder Céntrica Energía. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr
neun Unternehmen, die auf Mallorca Kunden mit Strom versorgten. Die
Tarife können hier völlig frei festgelegt werden.
Wer sich gegen einen Wechsel entscheidet, der zahlt vom 1. Juli
automatisch den neuen, weiterhin staatlich festgelegten Tarif
(„Tarifa de Último Recurso”) seines bisherigen Anbieters, im Falle
Mallorcas also von Gesa-Endesa. Wer sich um nichts kümmert und auf
die Werbe- und Infoprospekte nicht reagiert, die in diesen Tagen
und Wochen unters Volk gebracht werden, muss sich mithin keine
Sorgen machen: der Strom wird in diesem Fall keinem abgedreht.
Eine Unbekannte aber gibt es weiterhin: Welche
Alternativangebote wird es in Zukunft für Privathaushalte geben?
Die Energieversorger sind offenbar nicht über die Maßen an
Kleinkunden interessiert. So heißt es etwa bei Iberdrola, es sei
keine Offensive mit besonderen Tarifen geplant. Unión Fenosa
dagegen will mit günstigen Angeboten durchaus auch auf Mallorca
neue Kunden finden. Und selbst Gesa-Endesa wappnet sich für die
neue Konkurrenzsituation: Das Unternehmen bietet auf Mallorca einen
neuen Spartarif an.
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