Zyniker sagen, wer auf Mallorca einen Mord
begehe, solle das, wenn möglich, nicht im Zuständigkeitsbereich des
Gerichts von Manacor tun. Denn die Justiz in der
ostmallorquinischen Gemeinde ist weithin für ihre Langsamkeit
bekannt. Fast drei Jahre hat es nun gedauert, bis der Prozess wegen
des vermeintlichen Mordes in Cala Murada begonnen hat (Seite 4 und
5). Nicht nur den Angehörigen des Opfers gegenüber ist das gelinde
gesagt eine Unverschämtheit. Auch der 74-jährige Angeklagte sollte
ein Recht darauf haben, nicht 34 Monate lang in Untersuchungshaft
auf seine Verhandlung warten zu müssen.
Während dieser Zeit hat einer der am Montag in Palma befragten
Zeugen eine schwere Gehirnoperation über sich ergehen lassen müssen
– und kann sich deshalb an vieles nicht mehr erinnern, wie er
sagte. Die Hauptzeugin derweil – die Schwester des Angeklagten, die
sich zur Tatzeit im selben Haus aufhielt – ist mittlerweile
gestorben. Das alles zeigt: Die Umstände des Prozesses sind eines
Rechtsstaats nicht würdig.
Das Problem ist aber nicht auf Manacor beschränkt. Hier treten
die durch die chronische Unterfinanzierung verursachten Mängel nur
besonders deutlich zu Tage. Eine grundlegende Reform des
Justizwesens ist nach wie vor eine der großen Herausforderungen für
den spanischen Staat. Seit dem Ende der Diktatur haben sich alle
Regierungen in Madrid vergeblich darum bemüht.
Und so sind die Probleme nun auch bei dem Prozess in Palma nicht
zu übersehen. Es ist ganz offensichtlich noch nicht einmal
gewährleistet, dass alle Prozessbeteiligten unabhängig von ihrer
Muttersprache auch tatsächlich dem Geschehen vor Gericht folgen
können. Einen Angeklagten – und sollte er auch nur vorgeben, kein
Spanisch zu verstehen – auszulachen und auf dessen Nachfragen mit
falschen Auskünften abzuspeisen, ist nicht in Ordnung und wirft
kein gutes Licht auf die spanische Justiz. Der Prozess gegen Rudolf
Messerer wirft viele Fragen auf – es wäre keine Überraschung, wenn
mit dem nun bevorstehenden Urteil noch nicht das letzte Wort
gesprochen ist.
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