Atmosphäre wollten sie schnuppern in Palmas
Fischhalle im Mercat d'Olivar, und vom Duft in der Luft waren sie
gleich richtig begeistert: „Frischer Fisch!” Nicht ohne Grund
hatten sich die 50 Mitglieder des Verbands „Deutscher
Fisch-Fachhandel” Mallorca als diesjährigen Tagungsort ausgesucht.
„Nicht nur die Art, wie der Fisch hier präsentiert und verkauft
wird, bietet uns wertvolle Anregungen”, sagt der stellvertretende
Bundesvorsitzende Joachim Schulz. „Auch die Weise, wie die
zahlreichen Händler hier in einem Raum mit Konkurrenz umgehen, mit
wie viel Engagement und Leidenschaft sie ihre Ware anbieten, davon
können wir uns in Deutschland eine Scheibe abschneiden.”
Auch „Sortimentsbreite und Qualität an Frischfisch” in Palmas
berühmter Markthalle, so Experte Schulz, der schon seit 35 Jahren
im Geschäft ist, suche ihresgleichen. Dank der Begleitung von
Ursula Müller-Breitkreutz, Balearen-Delegierte der Deutschen
Handelskammer für Spanien, die die deutschen Fischhändler bei ihrem
Rundgang begleitete und übersetzte, konnte sich die Gruppe auch
persönlich mit einigen Händlern vor Ort austauschen. Mallorquinerin
Angeles, die ihren Familienstand hier seit 33 Jahren betreibt,
zeigte sich über das rege Interesse ihrer deutschen Berufskollegen
hoch erfreut und stellte ihnen geduldig ihr umfangreiches Sortiment
vor. „Unter schmelzendem Eis” muss Frischfisch angeboten werden, so
schreibt es die EU-Verordnung vor. Wie appetitlich das aussieht,
davon konnten sich die Besucher nicht nur an Angeles' Stand ein
überzeugendes Bild machen. In Deutschland sehe man das leider kaum,
so Joachim Schulz. „Weil Auslegung und Umsetzung solcher Normen
national sehr unterschiedlich ausfallen.”
Ziel der EU-Verordnung sei es, dass sich durch den Verkauf keine
Beeinträchtigungen für den Kunden ergeben, so Schulz: „Aber weil
das in Deutschland heißt, den Fisch vor Berührung oder Husten
schützen zu müssen, liegt alles noch einmal hinter einer Glaswand.”
Was für angerichtete Fische oder Salate sinnvoll sei, müsse nicht
unbedingt für ganze Fische zutreffen: „Die werden zu Hause ja eh
noch gründlich gewaschen.”
Die Spanier, glaubt Petra Wöbke, Fischhändlerin aus Lübeck,
haben eben ein natürlicheres Verhältnis zu ihren Waren und somit
„viel mehr Gestaltungsfreiraum”: „Dann ist natürlich auch der
Verbraucher viel dichter dran.” Und da das schließlich sehr
geschäftsfördernd sei, hatte Peter Koch-Bodes als Vorsitzender des
Fachverbandes das Thema „Anforderungen an die Fischtheke unter
besonderer Berücksichtigung von EU-Hygienevorgaben” an oberste
Stelle gesetzt. Qualität habe höchste Priorität, doch von der
spanischen Unverkrampftheit könne man in Deutschland lernen – auch
im Verkaufsgespräch, findet Joachim Schulz: „Mein Spanisch hält
sich zwar in Grenzen, aber die Freude daran kommt rüber.”
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