Die deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ist
die Nummer zwei in Deutschland, die Nummer vier in Europa. Auf
Mallorca ist sie unangefochten die Nummer eins, und das schon seit
sieben Jahren in Folge. Allein im vergangenen Jahr starteten und
landeten 6'4 Millionen Passagiere mit der Airline in Palma, 6'8
Prozent mehr als im Vorjahr. Die Airline baute damit ihren Anteil
an den Fluggästen am Airport Son Sant Joan um drei Punkte auf 30
Prozent aus. Somit ist nahezu jeder dritte Fluggast auf Mallorca
ein „Air Berliner”.
Das war nicht immer so. Am 28. April jährt sich zum 30. Male,
dass erstmals ein Flugzeug dieser Gesellschaft auf der Landebahn
von Son Sant Joan aufsetzte. Damals, 1979, leuchtete der Flieger,
eine Boeing B-707, nicht wie heute in weiß-roter Signalfarbe,
sondern präsentierte sich weiß, mit einem roten und einem blauen
Seitenstreifen samt silberfarbener Unterseite. Am Steuer saß ein
waschechter US-Pilot namens Kim Lundgren, und auch auf dem Flugzeug
war neben dem Namen „Air Berlin” das Kürzel „USA” zu lesen.
Lundgren hatte die Lizenz zum Betrieb seiner eigenen
Fluggesellschaft erst wenige Tage zuvor erhalten. Die Historie
seiner Unternehmensgründung ist ein Teil bundesrepublikanischer
Geschichte: Berlin befindet sich zu jener Zeit noch unter der
Oberhoheit der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs. Deutsche
Fluggesellschaften wie Lufthansa, Condor und LTU dürfen West-Berlin
nicht ansteuern. Den Luftverkehr dorthin beherrschen British
Airways, Air France und Pan American Airlines.
Kim Lundgren sieht indes für sich die Chance, von Berlin aus
Charterflüge in Urlaubsdestinationen anzubieten. Die Berliner
gelten ohnehin als reisefreudig. Der Andrang bei den Besuchertagen
der Internationalen Tourismusbörse ITB, die dort seit 1966 jedes
Jahr im März stattfindet, macht deutlich, dass die Einwohner der
westlichen „Insel” im roten Meer der DDR hin und wieder gerne ihr
Eiland mit einem wie Mallorca vertauschen. Lundgren meldet seine
Firma „Air Berlin Inc.” im US-Bundesstaat Oregon an und befördert
in den ersten zehn Jahren rund 1'5 Millionen Menschen ans
Mittelmeer, auf die Kanaren und bis nach Florida.
Mit dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung
Deutschlands endet die Lufthoheit der Siegermächte. Lundgren
benötigt eine deutsche Lizenz. Zu diesem Zeitpunkt trifft er
Joachim Hunold, bis dahin Marketing- und Vertriebsdirektor bei der
LTU, damals Deutschlands größte Ferienfluggesellschaft. Am 16.
April 1991 wird die „Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs KG”
gegründet. Hunold wird Geschäftsführer und übernimmt zunächst den
größten Teil des Gesellschaftskapitals.
Unter dem Air-BerlinBoss setzt sich der Steigflug der Airline
bis heute fort. Die wichtigsten Stationen: 1997 wird der
Einzelplatzverkauf eingeführt, 1998 nimmt der Mallorca-Shuttle
seinen Betrieb auf, die Insel wird täglich aus zwölf deutschen
Städten angeflogen. 2002 kommt der City-Shuttle zwischen
europäischen Metropolen hinzu. 2005 landet Air Berlin an der Börse
und wird eine plc-Gesellschaft nach britischem Recht. 2006
übernimmt Air Berlin die dba, 2007 die LTU. Die angestrebte Fusion
mit Condor zerschlägt sich 2008, dafür wird 2009 eine enge
Kooperation mit Tuifly angekündigt.
Das Wachstum der Airline spiegelt sich in Zahlen wieder: 1994
zählte die Airline sechs Maschinen und eine Million Passagiere,
2008 waren es 28'6 Millionen Fluggäste, das Unternehmen fliegt mit
125 Maschinen und 8000 Mitarbeitern. Air Berlin ist, im Rückblick
betrachtet, eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Und vom ersten
Jungfernflug an stets eng mit Mallorca verbunden gewesen.
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