Hoch über dem Hauptaltar der Kathedrale gehen die
Restaurierungsarbeiten an der großen Glasrosette seit einem knappen
Jahr stetig voran. „Hier ist bauliches Kunsthandwerk gefragt“, sagt
Bartomeu Bennàssar, Bauleiter der Diözese von Palma. Denn man will
das gläserne Prunkstück wieder originalgetreu in den Zustand des
14. Jahrhunderts bringen.
Es begann damit, dass man nur entstauben wollte. Was sich schon
gelohnt hat: 168 Kilogramm Staub und Dreck wurden entfernt. Man
entdeckte aber auch, dass bei vorangegangenen Restaurierungen
einige Streben schlicht mit Mörtel, gemischt mit Glassplittern und
Blei, zugekleistert wurden. Darunter kam ein dekoratives Kreuz
zutage. Der Mörtel wurde nun ebenfalls entfernt, die Streben müssen
entsprechend ausgebessert werden. Rund 400 Glasscheiben werden
ausgewechselt und in die Streben eingefasst. Für die Streben muss
ein bestimmter Kalkmörtel benutzt werden; nur dieses Material hält
den Vibrationen stand, denen die Kathedrale durch den starken
Autoverkehr auf dem Paseo Marítimo ausgesetzt ist.
Die Rosette der Kathedrale gilt mit ihrem Durchmesser von knapp
über elf Metern als die größte der Welt. Die 1236 einzelnen
farbigen Glasstücke sind kunstvoll zu geometrischen Mustern und
Blumenornamenten zusammengesetzt. Sie entstand unter Bischof
Galiani im 14. Jahrhundert.
In der Vergangenheit wurde die Rosette mehrfach beschädigt und
immer wieder restauriert – 1581, 1857 und 1906. „Nicht immer
glücklich“, wie Bartomeu Bennàssar sagt. Den größten Schaden erlitt
die Rosette aber durch eine der wenigen Bomben, die während des
Spanischen Bürgerkrieges auf Palma fielen. Bei den jetzigen
Restaurierungsarbeiten richtet man sich nach Fotografien aus der
Zeit vor dem Krieg.
Das Restaurierungsprojekt wurde in der vergangenen Woche
ausgeweitet, der Kostenvoranschlag musste um 100.000 Euro auf
300.000 Euro erweitert werden. Diese Kosten trägt die Diözese
bislang allein. Deshalb hat man die Außenarbeiten an der Rosette
zunächst noch auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. „Außen ist die
Verschmutzung geringer als innen“, sagt Bartomeu Bennàssar.
Mitte dieses Sommers sollen die Arbeiten an der Rosette
abgeschlossen sein. Dann wirft sie wieder ungebrochen ihr farbiges
Licht in den Innenraum des Gotteshauses. Am schönsten zu sehen im
Frühjahr und Winter am Morgen gegen 10 Uhr. Dann ist die Kathedrale
ein Wunder aus Farbe und Licht.
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