Der Cala-Murada-Mord ist noch immer ungesühnt.
Während die Hinterbliebenen des Opfers auch fast zweieinhalb Jahre
nach dem Verbrechen darauf hoffen, endlich die wahren Hintergründe
der Bluttat zu erfahren, sitzt der vermeintliche Täter weiter im
Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. Der mittlerweile
73-jährige Deutsche Rudolf M. wird sich vor Gericht für den Tod
seiner Lebensgefährtin im Sommer 2006 verantworten müssen.
Katharina B. war am 23. Juli des Jahres in ihrem Haus in Cala
Murada erschossen worden. Wann der Prozess beginnen wird, ist aber
weiterhin unklar.
Fest steht dagegen, dass der Gesundheitszustand von Rudolf M.
immer schlechter wird. „Er ist ein alter Mann und sehr krank”, sagt
sein Anwalt, der bereits mehrfach ein Ende der Untersuchungshaft
seines Mandanten gefordert hat – ohne Erfolg. Der Anwalt ist nicht
einverstanden damit, dass der Prozess so lange auf sich warten
lässt. Vor Mai werde der Fall wohl nicht verhandelt.
Dann wird die Untersuchungshaft seines Mandanten bereits fast
drei Jahre gedauert haben – in Spanien kein Einzelfall. Dass Opfer
und Täter zum Teil jahrelang auf den Prozessbeginn warten müssen,
ist in Spanien Alltag und ein Beleg für die mangelhafte Ausstattung
des hiesigen Justizsystems. Auch Spaniens Innenminister Alfredo
Pérez Rubalcaba räumte kürzlich ein, dass die Dauer der
Untersuchungshaft in vielen Fällen zu lang sei. Auch im
internationalen Vergleich steht Spanien nicht gut da. So gilt etwa
in Deutschland für Untersuchungshaft grundsätzlich eine
Maximaldauer von sechs Monaten.
Der auf Mallorca aktive Rechtsanwalt Hans von Rotenhan sieht den
Mangel nicht grundsätzlich, wohl aber punktuell: „Der Mann hat den
Fehler gemacht, seine Freundin im Gerichtsbezirk Manacor
umzubringen”, sagt von Rotenhan. Dort dauere bekanntermaßen alles
sehr lange. „Manacor ist das schwarze Schaf der balearischen
Gerichtsbarkeit.” Hier fehle es an Ausstattung und Personal.
Ein Problem, das der Sprecher der balearischen Richter,
Francisco Martínez, ebenfalls beklagt. Die Zahl der Richter müsse
auf den Inseln verdoppelt werden, um das Arbeitsaufkommen
bewältigen zu können. Derzeit gibt es auf Mallorca rund 60,
spanienweit 4700 Richter. In Deutschland dagegen sind laut
Statistischem Bundesamt mehr als 20.000 Richter aktiv – dabei ist
die Bevölkerungszahl dort noch nicht einmal doppelt so hoch wie in
Spanien.
Für Hans von Rotenhan sind Zustände wie in Manacor nicht länger
tragbar. „Dass jemand so lange in Untersuchungshaft sitzt, egal wie
alt er ist, das ist eines Rechtsstaats nicht würdig.”
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