Seit Wochen demonstrieren in Palma täglich Hunderte gegen das israelische Vorgehen.

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Die Fronten sind geklärt, die Rollen klar verteilt: Mallorca hält im Nahost-Konflikt zu den Palästinensern. Seit Beginn des Krieges um Gaza versammeln sich in Palmas Innenstadt täglich mehrere Hundert Demonstranten, um Solidarität mit den Bewohnern des Gaza-Streifens zu zeigen. Zuletzt verbrannten zum Teil vermummte Personen israelische Flaggen, reckten blutverschmierte Babypuppen in die Höhe und skandierten antiisraelische Parolen. Für Samstag, 10. Januar, ist eine Großdemonstration geplant.

Keine Frage: Der Großteil der Protestler sind auf Mallorca lebende Moslems, die sich mit ihren Glaubensbrüdern solidarisch zeigen wollen. Allein 20.000 Marokkaner sind auf der Insel gemeldet. Aber auch andere Gruppierungen haben sich den Demonstranten angeschlossen. So sind etwa die traditionell israelkritischen mallorquinischen Linksparteien, Gewerkschaften und die Friedensbewegung vertreten. Auch die Insel-Medien stiegen von Anfang an voll auf das Opfer-Täter-Schema ein. "Massaker", "Staatsterrorimus", "Völkermord" - Schlagzeilen, die auf den Titelseiten hiesiger Tageszeitungen prangen. Angesichts der Bilder aus Nahost kein Wunder, wohl aber eine sträfliche Vereinfachung des Konfliktes, wie Fernando Álvarez meint. Der Präsident der Vereinigung für Solidarität mit Israel beklagt, dass in Spanien kein differenziertes Bild der Ursachen der Auseinandersetzung gezeichnet werde. "Die Leute solidarisieren sich generell mit den Schwächeren", sagt er. "Insbesondere wenn es sich um eine Gruppe handelt, die wie die Palästinenser seit Jahren in der Opferrolle sind." Dazu kommt zweifellos, dass antisemitische Ressentiments in Spanien auch heute noch verbreitet sind, wie der mallorquinische Journalist und Schriftsteller Miquel Segura bestätigt, der sich wie kein Zweiter mit der jüdischen Geschichte auf Mallorca auskennt.

Während sich die balearischen Spitzenpolitiker mit Stellungnahmen zum Nahost-Konflikt bisher zurückhalten, hat Spaniens Ministerpräsident José Luis Rogríguez Zapatero in Madrid bereits klar gemacht, auf welcher Seite er steht. In einer offiziellen Stellungnahme verurteilte der Regierungschef zwar zunächst den Bruch der Waffenruhe durch Hamas, um seine Kritik dann jedoch vor allem gegen Israel zu richten. Die Bombardierungen seien "absolut unangemessen" und ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Die am vergangenen Montag gehaltene Ansprache des Sozialisten ist allgemein als klare Parteinahme zugunsten der Palästinenser und als wenig diplomatisch gewertet worden.

Dass Zapatero sich im Nahost-Konflikt klar positioniert, ist nicht neu. Im Sommer 2006 etwa sorgte er für Wirbel, weil er sich auf einer Partei-Veranstaltung mit einer "Kufiya" fotografieren ließ, dem Tuch, das auch der Palästinenserführer Jassir Arafat immer trug und das als propalästinensisches Symbol gilt. Damals wurde Zapatero vorgeworfen, sich aus wahltaktischen Gründen auf die Seite der Palästinenser zu schlagen. Seine Partei, die PSOE, verfolgt seit Jahren eine immigrantenfreundliche Politik und gilt als möglicher Hauptnutznießer eines von ihr selbst angestrebten Wahlrechts auch für Nicht-EU-Ausländer. Neben den Lateinamerikanern stellen in dieser Bevölkerungsgruppe die Nordafrikaner den größten Anteil.