Unversehens öffnet sich das Tor und gibt den
Einblick in den Klostergarten frei. Der mittelalterliche Kreuzgang
ist unvollendet, doch unter den Säulen ist ein Tischchen aufgebaut
mit Unmengen von Süßigkeiten und Gebäck. 21 Männer und Frauen
beäugen neugierig die Leckereien, von denen sie wissen, dass sie
sie gleich probieren werden. Denn die Gruppe nimmt teil an der
Führung "Genüsse der Weihnachtszeit" in Palma. Eine Veranstaltung,
die das Tourismusministerium im vergangenen Winter ins Leben
gerufen hatte und nun aufgrund des Erfolgs neu auflegt. Mitarbeiter
führen, auch in deutscher Sprache, durch antike Bäckereien,
Schokoladenstuben und Klosterküchen.
Eine der Stationen ist das Kloster Santa María Magdalena mit
seinem aufgetischten Weihnachtsgebäck nach alten Rezepten. Doch vor
dem Fest kommt die Kultur. Im Kapitelsaal erläutert Führer Pavel,
ein Prager mit blendenden Deutsch-Kenntnissen, die Lebensgeschichte
der Heiligen Maria Magdalena. Anschließend wird noch ein Blick in
die historische Küche des Klosters geworfen. Bis 1973 haben die
Nonnen hier noch ihr Essen zubereitet, heute haben die 19
Augustinerinnen eine andere Kochstelle, die aber nicht zu
besichtigen ist.
Das hat auch niemand vor, denn nun können die dargebotenen
Plätzchen betrachtet werden, wie Pavel sagt. "Nicht betrachten,
essen!", stellt Schwester Elisa klar. Gereicht werden Butterkekse
und Küchlein der Heiligen Magdalena ebenso wie winzige Backwaren
mit Aprikosen- oder Schokoladenstückchen, mandelreiche "Panellets"
und "Nevaditos". Diese "Schneehügelchen" sind kleine
Mürbeteighäppchen, mit Puderzucker weiß bestäubt, und tatsächlich
so zart, dass sie auf der Zunge dahinschmelzen wie Eis.
Weiter geht es durch enge Altstadtgassen, in denen fast die
Schultern die Mauern berühren, hinein von einer Backstube in die
nächste. Im "Forn Fondo" etwa, gegründet 1745, umhüllt warmes Licht
die Auslagen mit den Marzipanfrüchten, Mandel- und Haselnusstalern,
Schokopralinen. Zur Weihnachtszeit sind zudem traditionelle
Leckereien wie "Turrón de Yema" gefragt: Ein Erzeugnis aus Honig,
Mandeln, Zucker und Eigelb. Die Teilnehmer langen kräftig zu: Nicht
nur beim Probieren, sondern auch beim Kaufen. Monika, Helga,
Silvia, Judith und Uschi, fünf Münchner Schuhhändlerinnen auf
Adventsreise in Palma, decken sich tütenweise mit kalorienreichen
Souvenirs für die Lieben daheim ein.
Letzte Station ist das Monasterio de Santa Clara. Die
Klarissinnen dürfen das Klostergebäude nicht verlassen. Sie
fertigen Süßigkeiten an, die sie ganzjährig verkaufen. Zur
Adventszeit kommt viele Turrón und Marzipan hinzu.
Die Tour gewährt Eintritte in Klösterräume, in die man
normalerweise nicht vordringen kann. Eine bezaubernde Welt. Im
Kloster Santa María Magdalena wird sogar der Fingerhut der
Inselheiligen Santa Catalina Tomàs aufbewahrt. Noch heute kommen
junge Mütter mit zahnenden Babys vorbei. Die Nonnen streichen den
Kindern mit dem Silberhütchen über Mund und Zahnfleisch, um ihnen
den Schmerz zu nehmen. "Das hilft aber nicht gegen Karies", mahnt
eine Nonne lachend. Da gebe es nur eines: Nach den
Weihnachtsgenüssen die Zähne putzen.
INFO RUNDGANG
Genussproben zur Weihnachtszeit nennt sich der Rundgang, den
Mitarbeiter des balearischen Tourismusministeriums organisieren.
Die kommenden Führungen auf Deutsch finden statt am:
10. Dezember, 10.30 Uhr
13. Dezember, 10.30 Uhr
15. Dezember, 10.30 Uhr
18. Dezember, 16 Uhr.
Treffpunkt ist der alte Olivenbaum vor dem Rathaus an der Plaça
Cort. Die Führung dauert knapp drei Stunden. Preis: 10 Euro,
Ermäßigung für Rentner und Studenten: fünf Euro.
Höchstteilnehmerzahl: 20. Reservierung unter Telefon 971-720720
oder über www.itineraris.org .
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