TW
0

Ihr Käufer oh kommet, oh kommet doch all: Die Einzelhändler schicken in diesen Tagen sicher so manches Stoßgebet gen Himmel. Denn das Weihnachtsgeschäft ist oft das Zünglein an der Waage, entscheidend nicht nur dafür, ob die Jahresbilanz erfolgreich ausfällt, sondern auch, wie sich das neue Jahr anlässt: Dann wenn ab Mitte Januar erst einmal die alljährliche mehrwöchige Konsumflaute einsetzt und der Händler angewiesen ist, vom Winterspeck der vergangenen Feiertage zu zehren.

Es wird ein anderes Weihnachten werden, das heilige Fest 2008. Viel Ungewissheit schwingt in der Luft – aber auch viel Hoffnung. Sie werden wohl besser still bleiben, die Konsumkritiker, die sonst im Advent eine Rückbesinnung auf wahre Werte predigten, in der man sich Geschenke gefälligst schenken sollte. Und auch, wer angesichts langer Einkaufslisten zum Fest sonst die Krise bekam, muss umdenken. Kaufen, kaufen, kaufen: Konsum als gute Tat – gute Werke in Weihnachtspapier und Schleife unter dem Christbaum.

Vor diesem Hintergrund macht Shopping auch zu Krisenzeiten Spaß: Auch wenn wir gezwungen sind, das hart Ersparte anbrechen zu müssen – noch nie hatten wir dafür solch stichhaltige Rechtfertigungen. Vor allem vor uns selbst. Schließlich sichert die schicke Perlenkette vom Juwelier an der Ecke dessen Existenz und das neue Stiefelpaar aus Inca sichert langfristig Arbeitsplätze. Der teure iPod-Touch aus den USA? Nun, wir wollen doch auch etwas für die Weltwirtschaft übrig haben – zum Fest der Liebe. Da passt es doch, dass es uns der Handel leicht machen wird, das Spar-schwein zu schlachten.

Dieses Jahr bekommen wir richtig was für unser Geld – umlullt und umgarnt werden potenzielle Käufer mit Gold und Glitter, strahlenden Lichtern, prunkvoller Deko und Sonderangeboten, die unsere Augen wieder leuchten lassen. Schade nur, dass der Schein oft nur allzuleicht zu durchschauen und Palmas kaufbelebende Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr pünktlich zum Ladenschluss wieder ausgeknipst ist. Aber dennoch: An Weihnachten muss die Krise draußen bleiben (zumindest die finanzielle – die Schwiegermutter als Festtagsgast ist ein anderes Thema ...) Damit nicht nur das Christkind, sondern vielleicht auch bald wieder ein neuer Aufschwung kommt.