Seit gut 100 Jahren – und erst recht seit Beginn des
Massentourismus Anfang der 60er Jahre – haben die Urlauber Mallorca
fest im Griff. Seit 1905, so der Fremdenverkehrsverband, hat rund
eine Viertelmilliarde Menschen die Insel besucht (wobei Millionen
mehrfach kamen). Und viele Tausende verliebten sich derart in das
Eiland, dass sie sich hier niederließen oder einen Zweitwohnsitz
erwarben.
Dass diese Invasion nicht ohne schwerwiegende Folgen für Natur
und Umwelt bleiben konnte, liegt auf der Hand. Eine
Viertelmilliarde Menschen lässt sich nicht irgendwo verstecken.
Das Urlauberheer verbrauchte Unmengen von Wasser und Strom und
produzierte Berge von Müll. Die Küste wurde weitgehend zugebaut,
das Straßen- und Autobahnnetz immer dichter. Riesige Gewerbegebiete
entstanden. Der Insel wurde immer mehr Land entrissen, um die
Touristen zu beherbergen, zu befördern und zu versorgen.
Das Verkehrsaufkommen in der Luft und auf der Straße nahm
gewaltig zu. Zum Glück für Mallorca sorgen die gnädigen Winde des
Mittelmeeres dafür, dass Abgas-Schwaden sich nicht lange halten
können.
Dass Natur und Umwelt auf der Insel vergewaltigt wurden, ist
vielleicht auch den Gästen anzulasten, die das sonnenverwöhnte,
preisgünstige und rasch erreichbare Urlaubsparadies zum
europäischen Lieblingsziel machten. Die Schuld liegt aber eher bei
den Mallorquinern, die diese Entwicklung einleiteten, förderten und
fördern. Und die sich mit dem Massentourismus goldene Nasen
verdienten.
Skandalös in diesem Zusammenhang: Statt das im Tourismus
verdiente Geld wieder auf der Insel, zu deren Wohl und zur
Linderung von Sünden zu investieren, wandern die Abermillionen in
lohnendere Projekte im Ausland. Reich werden ist auf Mallorca
leicht. Aber den durch Verschandelung erworbenen Reichtum auch zum
Wohle der Umwelt und der Allgemeinheit einzusetzen, offenbar
nicht.
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