Je weiter nach oben es einer schafft, desto
tiefer kann er dann auch fallen. Diese Erfahrung muss derzeit
Ronaldinho machen. Der begnadete Fußballkünstler vom FC Barcelona,
der wie kein Zweiter mit dem Ball umgehen kann, hat jahrelang die
Fans mit seinen geradezu unverschämten Dribblings begeistert, Titel
abgeräumt und es zum weltbesten Fußballer gebracht. Wer Ronaldinho
jedoch zuletzt im Spiel gegen Real Madrid (0:1) dabei zusah, wie er
sich vergeblich mühte, den Ansprüchen gerecht zu werden, die man in
Barcelona an ihn stellt, der konnte nicht umhin, Mitleid zu
empfinden. Ein ums andere Mal rannte er sich in der gegnerischen
Abwehr fest und blickte dann, am Boden liegend, stets flehend zum
Schiedsrichter, er möge ihm doch wenigstens einen Freistoß
zusprechen.
Kritik an Ronaldinho war lange undenkbar – mittlerweile gibt es
sogar Stimmen, die fordern, der Klub solle dem Werben des AC
Mailand nachgeben und den müden Star ziehen lassen. Plötzlich wird
Ronaldinho seine notorisch gute Laune als Lässigkeit ausgelegt, die
angesichts der schwachen Leistungen auf dem Spielfeld fehl am
Platze ist. Die Zeitungen drucken Fotos, die Ronaldinho nach dem
Spiel mit nacktem Oberkörper zeigen – bezeichnend gleich in
doppelter Hinsicht: Zum einen beweist der Speckgürtel um die
Hüften, dass der Brasilianer nicht in Form ist, zum anderen ist
sein Trikot bei den Gegenspielern nach dem Schlusspfiff noch immer
gefragt wie kein anderes.
So wird es wohl auch in Palma sein, wenn Barça zum ersten
Heimspiel des Jahres bei den Inselkickern von Real Mallorca antritt
– vorausgesetzt, sein Trainer Frank Rijkard lässt Ronaldinho
überhaupt mitmischen, und setzt ihn nicht auf die Bank, wie zuletzt
häufiger geschehen. Rijkard aber hat wenig Spielraum: Der bisher
überragende Argentinier Lionel Messi ist verletzt und die beiden
Jungstars Giovani dos Santos (18) und Bojan Krkic (17) können die
Lücke nicht schließen, die sich hinter Ronaldinho aufgetan hat.
Dennoch – Real Mallorca ist gegen Barça Außenseiter. Schließlich
haben die Katalanen in ihrem Kader auch noch Spieler mit
klangvollen Namen wie Thierry Henry, Samuel Eto'o, Xavi Hernández,
Andrés Iñiesta. Alles andere als eine Niederlage wäre für Real
Mallorca ein Erfolg. Zumindest kann Trainer Gregorio Manzano nach
der abgelaufenen Sperre von José Nunes wieder seine etatmäßige
Innenverteidigung aufbieten. Nur der am Fuß verletzte Stürmer
Pierre Webó fällt weiter aus (vorausgesetzt, im Pokalspiel am
vergangenen Mittwochabend gegen CA Osasuna hat sich niemand
verletzt. Beginn war erst nach Redaktionsschluss.)
Für den Aufreger vor dem Barça-Kick sorgte die Spielansetzung:
Beim Inselklub ist man gar nicht glücklich über die Entscheidung
von Liga und TV-Sendern, das Spiel am Samstagabend um 20 Uhr
anzupfeifen – nur eine Stunde, nachdem in Palma die Heiligen Drei
Könige an Land gehen. Folgerichtig sind noch viele Tickets zu
haben.
Real Mallorca - FC Barcelona
Samstag, 5. Januar, 20 Uhr, Stadion in Son Moix, Vía Cintura,
Ausfahrt
Son Moix oder Puigpunyent, Tickets ab 50 Euro am Stadion, Kassen
geöffnet täglich von
10 -14 und 16.30-18.30 Uhr.
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