Am Ende musste der Wirt doch noch um sein Mobiliar fürchten:
Nachdem die meisten Fußball-Fans in der 24-Stunden-Kneipe an Palmas
Stadtrand lange Zeit ungläubig und regungslos auf die Bildschirme
gestarrt hatten, wäre die Siegesfeier dann beinahe eskaliert. Die
Anhänger von Real Madrid stellten klar die Mehrheit in der bis auf
den letzten Stehplatz gefüllten Bar, mussten aber mehr als eine
Stunde lang um den Erfolg zittern. Aber spätestens als es den
„Königlichen” zehn Minuten vor Spielende gelungen war, den
Rückstand in eine 2:1-Führung umzuwandeln, gab es kein Halten mehr:
Nur weil der Barmann entschlossen eingriff, ging im Überschwang
nicht mehr zu Bruch, als ein paar Gläser.
Wie in ganz Spanien hat das Meisterschaftsfinale auch auf
Mallorca die Massen gebannt. Die Straßen wie leergefegt,
Menschentrauben vor den Fernsehern – nach dem Schlusspfiff dann
hupende Autos und freudentrunkene Fans in Palmas Innenstadt.
Obendrein hatte das Schicksal ausgerechnet die Inselkicker direkt
an der Entscheidungsfindung im spanischen Meisterschaftsrennen
beteiligt.
Und Real Mallorca präsentierte sich dem Anlass entsprechend: Die
Mannschaft schien tatsächlich ihre Drohung wahrmachen und den
„Königlichen” den Meisterpokal in letzter Sekunde noch entreißen zu
wollen. Schon nach wenigen Minuten jagte Stürmer Juan Arango den
Anhängern von Real Madrid einen ersten Schrecken ein, als er den
Ball an den Pfosten hämmerte. Wenig später machte es Fernando
Varela besser und brachte mit seinem 1:0 nicht nur die Anhänger
seiner Mannschaft, sondern auch die Fans des FC Barcelona zum
Jubeln, die auf einen Ausrutscher des Tabellenführers hofften, um
ihrerseits doch noch den Meistertitel aus dem vergangenen Jahr
verteidigen zu können.
Die Katalanen hatten ihren Teil der Aufgabe früh erfüllt und
beim Tabellenletzten Tarragona eine klare Führung herausgeschossen.
Alles hing also an den Inselkickern: Mehr als eine Stunde lang
verteidigte Mallorcas Abwehr den knappen Vorsprung und hielt den
wütenden Angriffen der Hausherren stand. Die vom Italiener Fabio
Capello trainierten Madrilenen wirkten nicht einfallsreich genug,
um sich Torchancen zu erspielen – bis zur 68. Minute. Dann hatte
der „königliche” Angriff seinen ersten lichten Moment und traf
prompt durch José Antonio Reyes zum Ausgleich. Dem Führungstreffer
durch Mahamadou Diarra ließ Reyes dann auch das entscheidende Tor
zum 3:1 folgen. Der Rest war Jubel, die vereinzelten Barça-Fans
schlichen geknickt von dannen.
Mit dem Sieg der „Königlichen” hatten sich dann auch
augenblicklich alle Spekulationen um eine mögliche Prämienzahlung
an die Inselkicker erledigt. Im Vorfeld des Saisonfinales soll der
FC Barcelona zwei Millionen Euro für einen Punktgewinn der
Mallorquiner in Madrid geboten haben. Ob Madrids Trainer Fabio
Capello etwas vom Titelgewinn hat, ist dagegen noch offen: Die
Gerüchte halten sich hartnäckig, er werde zur neuen Saison vom
Deutschen Bernd Schuster abgelöst.
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