Reisen buchen per Internet. So recht weiß niemand, wieviele
Urlaubs– und Geschäftsreisen im weltweiten www-Informationsnetz
tatsächlich reserviert werden. Auch die Zahl der Urlauber, die per
Internet ihre Ferien auf Mallorca buchen oder sich den Flug, das
Hotel, den Mietwagen, gar den Tisch im Nobel-Restaurant reservieren
lassen, ist ungeachtet aller vernetzten Datenflüsse kaum zu
ermitteln. Entsprechende Untersuchungen liegen nach Angaben der
balearischen Tourismusbehörden nicht vor. Einig sind sich alle
Beteiligten der Tourismus– wie der Internetbranche aber darin, dass
der Vertriebsweg „online” weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Nach Studien des Münchner Marktforschungsinstituts Ulysses
Web-Tourismus erzielte die deutsche Tourismuswirtschaft 2005 allein
über das Internet 9'45 Milliarden Euro Umsatz. Insgesamt
erwirtschaftete die Branche im vergangenen Jahr 38'11 Milliarden
Euro Umsatz. Das bedeutet, dass knapp ein Viertel des
Gesamtumsatzes auf den webbasierten Vertrieb entfiel. Nach den
Worten des Ulysses-Geschäftsführers Dominik Rossmann hat sich das
Internet in der Reisebranche „sehr erfolgreich” etabliert, auch
wenn der Anteil von knapp 25 Prozent am Umsatz nicht überrasche, da
er vollständig früheren Prognosen entspreche.
Für Mallorca speziell lassen sich jedoch keine genauen Aussagen
über die Internetnutzung ableiten. Wird insgesamt rund ein Viertel
des Umsatzes via „online” erwirtschaftet, dürfte der Anteil
bezüglich der Insel noch höher sein, vermutet Rossmann. „Viele
Mallorca-Urlauber buchen kurzfristig, spontan.” Das Internet
erleichtere diese Entscheidung. Hinzu komme das große Angebot von
Billig-Fluggesellschaften sowie Reiseveranstaltern und Hotels mit
eigenen Web-Auftritten. „Die Indizien sprechen dafür, dass die
Internet-Durchsetzung Mallorcas innerhalb der Reisebranche über dem
Durchschnitt von 25 Prozent liegt.”
Die Anwendung des Mediums Internet in der Reisebranche hat in
den vergangenen Jahren einen beachtlichen Höhenflug hingelegt. Im
Jahre 2002 erwirtschafteten die Ferien-Unternehmer den
Ulysses-Studien zufolge einen web-basierten Umsatz von drei
Milliarden Euro, 2003 waren es knapp fünf, 2004 knapp sieben
Milliarden Euro. Für 2006 wird ein Umsatz von 12'2 Milliarden Euro
prognostiziert.
Neben den großen Reisekonzernen und Fluggesellschaften sind auch
immer mehr Kleinunternehmer im Weltnetz präsent. Allein die Zahl
der deutschsprachigen Internet-Portale, die Urlaubsreisen und
Ferienaufenthalte vermitteln, wird auf rund 100 geschätzt.
Doch der Run auf die Reiseangebote im Netz bedeutet nicht, dass
das gute alte Reisebüro seine Pforten schließen muss. Nach der
Reiseanalyse 2006 der Kieler Forschungsgemeinschaft Urlaub und
Reisen (F.U.R) ist und bleibt das Reisebüro die Buchungsstelle
Nummer eins. Demnach werden 44 Prozent aller Urlaubsbuchungen im
Reisebüro getätigt. Lediglich sieben Prozent erfolgen über ein
Internet-Portal. Noch größer wird die Differenz, wenn es sich um
Reisen ins Ausland handelt. Hier bevorzugen 54 Prozent aller
Reisewilligen das Reisebüro, acht Prozent setzen auf virtuelle
Internet-Firmen.
„Das Reisebüro ist durch seine Fachkompetenz eine der
wichtigsten Vertriebsplattformen, und das wird auch so bleiben”,
sagt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV). Mit rund 5000
Mitgliedern ist er die größte Organisation der Reisebüros in der
Bundesrepublik. Nach Zeuchs Worten suchen viele Kunden vorab im
Internet Information und Orientierung zu ihren Reisezielen.
„Gebucht wird aber dann doch im Reisebüro.” Ausschlaggebend sei die
dortige Beratungsqualität. Ideen und Anregungen ließen sich im
Internet leicht finden. Den Marktüberblick haben indes die Profis
in den Reisebüros. „Es gibt dort den persönlichen Ansprechparter.
Er steht auch bei Rückfragen zur Verfügung. Das ist anders als bei
Call-Centern, wo man sein Anliegen mitunter mehrfach vorbringen
muss.”
Eine weitere Stärke der Reisebüros ist, dass dort die Bezahlung
des anstehenden Urlaubs auf konventionelle Weise erfolgt, berichtet
das in Hamburg erscheinende Tourismus-Fachblatt „Travel-Talk”.
„Dabei müssen keine Daten über das von vielen als unsicher
empfundene Internet übertragen werden.”
Allerdings setzen mittlerweile viele Reisebüros selbst auf das
Internet, um ihre Produkte zu vermarkten. Touristiker gehen davon
aus, dass sich letztlich ein Mischung aus beiden Vertriebeswegen –
stationär, gleich Reisebüro sowie web-basiert, gleich Internet –
durchsetzen wird. Die in englische Ausdrücke verliebte Branche
spricht dabei von der „Multi-Channel”-Strategie.
Diesen zweigleisigen Weg wollen die deutschen Reiseveranstalter
konsequent verfolgen, wobei der Online-Anteil am Vertrieb deutlich
ausgebaut werden soll. „Wir müssen die Technologien der neuen
Wettbewerber übernehmen und mit unseren Stärken kombinieren”, sagte
unlängst der Vorsitzende der TUI-Geschäftsführung, Volker Böttcher,
im Rahmen einer Fachtagung in Palma. Zu diesen Stärken gehöre das
Vertrauen der TUI-Kunden sowie die Bekanntheit der Marke, die in
Deutschland etwa mit Mercedes und Lufthansa nahezu gleichauf liege.
„In einer Welt, die schneller und unübersichtlicher wird,
orientiert sich der Kunde, auch im Internet, zum Bekannten. Das
müssen wir nutzen.” Nach Konzern-Angaben liegt der Internet-Anteil
beim touristischen Umsatz bei 15 Prozent.
Alltours, Deutschlands viertgrößtes Reiseunternehmen, setzt nach
wie vor stark auf Reisebüros, lässt aber seinen Online-Vertrieb
nicht außer acht. „Das Internet gewinnt weiter an Bedeutung,
obgleich man sagen muss, dass es nicht so schnell gewachsen ist,
wie viele das erwartet hatten”, sagt Pressesprecher Carsten
Deuster. Bei Alltours sei der Anteil am Umsatz vergangenes Jahr von
drei auf vier Prozent gestiegen. „Das Internet wird meist als
Recherche-Medium genutzt. Den entscheidenden, letzten Klick führen
die Kunden aber dann doch lieber im Reisebüro aus.”
Bei Thomas Cook, Deutschlands Nummer zwei in Sachen Tourismus,
stieg der Anteil des Internets am Umsatz auf zehn Prozent.
„E-Commerce ist für uns ein Wachstumsfeld, das wir strategisch
ausbauen wollen”, sagt der Konzernsprecher Mathias Brandes.
Wieviele Urlauber ihre Reise oder den Flug über das Weltnetz
buchten, ließe sich aber vom Umsatz her nicht ableiten. Allerdings
habe der Anteil der Einzelplatzverkäufe (im Flugzeug) sowie bei der
Baustein-Touristik (hier stellen Reisende ihren Urlaub individuell
zusammen) stark zugenommen. „Mallorca ist ein Ziel, wo sich über
das Internet einiges abspielt.”
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