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Früher waren wir niemand, heute werden wir ernst genommen”, sagt Luis Comenge, Präsident des Vereins der Tauchsportzentren auf Mallorca. 100.000 Tauchtouristen, die die Balearen pro Jahr besuchen (viele mit ihren Familien): Davon ließ sich in den fetten Jahren, als das Wachstum der Tourismusbranche auf den Inseln noch ungebremst war, kaum jemand beeindrucken.

Inzwischen werde die Tauchbranche von Politikern und Behörden freundlicher behandelt: „Man unterstützt uns und hilft bei der Promotion”, so Comenge, der in Santa Ponça die Tauchbasis ZOEA betreibt. Die spektakulärste Marketing-Aktion soll die Versenkung eines 136 Meter langen Kriegsschiffs vor der Küste von Santa Ponça sein, die sich derzeit in der Planungsphase befindet.

An der Zahl und an der Kaufkraft der Tauchurlauber kann es alleine nicht liegen, dass die Branche als Wirtschaftsfaktor bislang wenig beachtet wurde: Es kommen etwa ebenso viele Taucher wie Radler oder Golfer auf die Inseln. Und die Unterwasserfans geben etwa 40 Prozent mehr Geld aus als die Durchschnittsurlauber.

Aber: Sie kommen vor allem in der Hauptsaison, wenn Hotels und Flüge sowieso ausgebucht sind. Das könnte sich ändern, behauptet Luis Comenge. „Wäre Mallorca besser als Tauchdestination bekannt, könnte man die Saison verlängern. Man kann hier das ganze Jahr über tauchen.”

Potentielle Tauchurlauber gibt es genug: Der Sport befindet sich seit Jahren in einem ständigen leichten Aufwind. Alleine in Deutschland gibt es etwa drei Millionen Taucher, und jedes Jahr verkünden die Verbände neue Rekordzahlen bei der Ausbildung. Hartgesottene Sporttaucher fühlen sich zwar selbst bei Minusgraden in dunklen Seen wohl, das Gros der Taucher dürfte aber wärmere und lebhaftere Gewässer bevorzugen, weshalb das Hobby oft und gerne im Urlaub ausgeübt wird.

Trotz bester Bedingungen, so Luis Comenge, gehört Mallorca nicht zu den beliebtesten Mittelmeer-Tauchdestinationen. Er führt das darauf zurück, dass die Tauchsportzentren bislang unter erschwerten Bedingungen hätten arbeiten müssen: Die gesetzlichen Anforderungen bei der Unternehmensgründung und beim Betrieb seien auf den Balearen schärfer als etwa auf dem spanischen Festland.

Inzwischen sei die Qualität der Tauchbasen gut: Das Tauchequipment und die Boote seien in der Regel in Ordnung und das Personal arbeite professionell. Vor zehn Jahren, als er ins Tauchgeschäft eingestiegen ist, sei das auf Mallorca noch nicht überall so gewesen. „Auch die Dienstleistungen und das Sicherheitsniveau sind besser geworden.”

Das doppelte Taucheraufkommen, also 200.000 Touristen, könnten die Balearen seiner Ansicht nach gut verkraften, vor allem, wenn eine Entzerrung der Saison gelänge. Attraktive Tauchspots gibt es nach seinen Worten auf Mallorca genug: „Jede Tauchschule hat schöne Plätze.” Strategische Punkte seien etwa Sóller, Formentor, Sant Elm, Andratx, Santa Ponça, Cala Millor, Porto Cristo, Cala d'Or und Cala Rajada.

Die Balearengewässer zeichen sich aus taucherischer Sicht durch gute Sichtweite, geringen Wellengang und geringe Strömung aus. Die Küste rings um Mallorca und die kleineren vorgelagerten Inseln wie Dragonera bietet Tauchern eine interessante Unterwasserlandschaft mit kleinen Höhlen, Durchgängen, Steilwänden und Halden.

Das gängige Mittelmeergetier ist in der ganzen Vielfalt vertreten. Allerdings muss man mitunter genau hinschauen, um alles zu erfassen, was da kreucht und schwimmt. Denn mit dem Fischreichtum ist es – wie auch anderswo im Mittelmeer nach Jahrzehnten der Überfischung – nicht mehr weit her.

Die Ausweisung von Schutzgebieten ist noch relativ neu auf den Inseln. Bekanntestes Meeresreservat ist der Nationalpark Cabrera, wo Bootsverkehr, Fischfang und auch Tauchbetrieb streng geregelt sind. 2000 Taucher sind dort pro Jahr zugelassen. Die Lobby der Tauchsportzentren hält ein Vielfaches dieser Zahl für vertretbar, denn der ökologische Schaden, den Taucher in den hiesigen Ökosystemen im Vergleich zu den weitaus sensibleren Korallenriffen anrichten können, sei sehr gering.

Wie sinnvoll die Schaffung neuer Meeresschutzgebiete ist und wie schnell sie Wirkung zeigen, hat Luis Comenge vor der eigenen Haustür beobachtet, wo es seit etwa einem Jahr ein neues Meeresschutzgebiet gibt. „Meine Kunden sind jeden Tag zufriedener.”