Pep Girbent vor seinem Bild „Interior amb figura II”. | Martin Breuninger

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Eine Ausstellung mit nur sieben Bildern, das klingt nach verdammt wenig. Ist es aber nicht. Nicht, wenn es sich dabei um Gemälde von Pep Girbent handelt. Erst kürzlich hat der Künstler aus Sóller mit nur zwei Bildern die große Ausstellungsetage der Galerie Horrach-Moya im Carrer Catalunya in Palma ausgefüllt. Nicht mit überdimensionierten Formaten, sondern mit einem vorgeblichem Original des holländischen Barockmeisters Jan Vermeer und seiner angeblichen Kopie, versehen mit einer aufwendig präsentierten Geschichte in Text und Video, die er am Ende als fiktiv outete.

Jetzt sind es sieben großformatige Gemälde Girbents, die unter dem Titel „Els esperits encarnats” (Die inkarnierten Geister) im Jugendstilmuseum Can Prunera in Sóller gezeigt werden. Die Schau geht bis 9. Dezember 2018.

Die Ausstellung hat ihren Ursprung in der Faszination des Künstlers für zwei große Bildfabriken: die Tradition der abendländischen Malerei und das Kino. Konkret verweisen die Arbeiten dieser Ausstellung auf Bilder aus folgenden Filmen: „Only Lovers Left Alive” und „Coffee & Cigarrettes” von Jim Jarmusch, „The Grandmaster”, „Happy Together” und „Days of being Wild” von Wong Kar-Wai sowie „Memorias de Arkadán” von Carles Congost.

Bilder aus diesen Quellen hat er einer Verwandlung unterzogen. Dadurch erhalten Lichtgeister aus einer rein optischen, zweidimensionalen Welt einen Körper, und verwandeln sich in sinnliche Erscheinungen.

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Als Singularitäten beginnen die gemalten Bilder von Girbent dann, sich mit Referenzwerken der Bildtradition zu verbinden, in die sie sich gerade eingeschrieben haben. Entsprechend finden die Ausstellungsbesucher neben den Werken auf Texttafeln diese Bezüge aufgeführt. Übersetzungen der katalanischen Texte in Spanisch und Englisch liegen dort ebenfalls bereit.

Die Gemälde der Ausstellung teilen sich in zwei klassische Kategorien der traditionellen Malerei: das Interieur mit Figur und das Gruppenporträt. Mit ihnen verweist er der Malerei, der Welt der Museen als Bewahrerin des Gedächtnisses des Abendlandes und dem Genre Film seine Referenz.

Dies tut er auf eine Weise, die an die Leipziger Schule erinnert. Tatsächlich war Girbent noch zu DDR-Zeiten nach Leipzig gegangen, nachdem er sein Studium an der Kunsthochschule in Barcelona abgebrochen hatte. In Leipzig traf er nicht nur Neo Rauch, in der Stadt an der Pleiße wurde er auch vom Fall der Mauer überrascht. Seine erste Gruppenausstellung hatte er dann in Berlin: die legendäre East Side Gallery.

Zurück nach Sóller: In dieser Ausstellung überlappen sich vier Diskurse: des Sammlers von Bildern, des Alchimisten, der sie verwandelt, des sinnlichen Bildes und des Bildes als Palimpsest, das mit einer neuen Bedeutung überschrieben ist. Folglich geht es zwar fix, über die sieben Bilder von Girbent zu huschen, in sie einzutauschen, das allerdings kann dauern.

(aus MM 20/2018)