Mallorca Magazin:Wie kamen Sie nach Mallorca und warum haben Sie sich entschieden, hier zu leben?
Kai Fischer: Es war meine spanische Schwägerin, die mich 2011 das erste Mal nach Mallorca einlud. Als technische Zeichnerin von Luxusresorts für Iberostate, der Tochterfirma von Iberostar, stellte sie mir ihre Chefs vor, die in mich mittlerweile als alter Hase des Gewerbes große Hoffnungen legten, ihre Luxusvillen der Resorts in Brasilien und Mexiko zu verkaufen. Nachdem ich mich schon während meines ersten Besuchs sofort in die Schönheit der Insel mit ihrem mediterranen Flair verliebt und mich von meiner Frau 2014 nach zwölf Jahren Ehe getrennt hatte, entschied ich mich nach kurzer Überlegung nach Mallorca zu ziehen. Verkauft habe ich allerdings von diesen Luxusvillen bis zum heutigen Tag keine, denn ich konzentrierte mich über einige Jahre auf den Immobilienmarkt der Insel. Neben meinem Hobby, dem Film und dem Schreiben, bin ich aktuell selbstständiger Webdesigner und erstelle Präsentationsseiten, schlüsselfertige Dropshipping-Onlineshops für Einzelhändler.
MM:Wie begann Ihre Leidenschaft für das Schreiben?
Fischer: Im Leben gibt es ja immer ein „Warum” und Dinge greifen ineinander über. So wie die Situation damals, die mich entscheiden ließ, Immobilienberater zu werden. Im Jahr 2019 war es nun umgekehrt. Ich hängte den Job aus purer Verzweiflung an den Nagel. Allerdings brachte er mich dazu, mein erstes Buch mit dem klangvollen, selbsterklärenden Titel „Ich glaub, ich krieg nen Vogel” zu veröffentlichen. Zu viele unbeschreibbare surreale Dinge waren in kurzer Zeit hintereinander in meinem beruflichen Leben geschehen. Ich denke aber, dass viele meiner heutigen Ex-Maklerkollegen hier von der Insel ein Liedchen davon singen können. Und um meine kurzweiligen Aufeinandertreffen als Immobilienmakler mit Mallorcas Prominenz zu verarbeiten, schrieb ich drei Jahre später fest entschlossen das Buch „Promigeflüster Mallorca”. In beiden Werken, die im Internet ebenfalls als Hörbuch gelesen von meinem sehr guten Freund Martin Semmelrogge zu erwerben sind, steht Humor an erster Stelle.
MM:Wie kamen Sie zum Drehbuchschreiben?
Fischer: Da ich mit meinen Büchern bislang leider noch keinen einschlagenden Erfolg erzielt habe und ich erneut eine mich erfüllende Herausforderung brauchte, kam mir die Idee zu einem Drehbuch. Denn was liegt auch näher auf der Hand? Und der aktuelle, ich möchte es mit dem Wort Teilerfolg beschreiben, gibt mir recht. Im Vergleich zu meinen Büchern wurde mein Drehbuch auf internationaler Ebene preisgekrönt und prämiert. Ich bin Award-Winner in Cannes World Film Festival 2024, bei 8 & Halfilm Awards in Rom, bei den New York International Film Awards und auch Gewinner des Hollywood Independent Film Critics Awards 2024. Jeweils in der Kategorie: Bestes biografisches Drehbuch und bester independent Drehbuchautor des Jahres. Nominiert bin ich ebenfalls für die Independent Filmmaker Hall of Fame, ein Wettbewerb, der 2025 in Cannes ausgetragen wird und für den Independent Golden Globe 2025.
MM:Was ist Ihr aktuelles Projekt?
Fischer: Mein aktuelles Drehbuch trägt den Titel „Lambada the dance of fate” also „Lambada der Tanz des Schicksals”. Zu der Idee kam ich Ende letzten Jahres in meinem Stammlokal in Palma, dem „Shamrock” am Paseo Marítimo. In den letzten zwei Jahrzehnten habe ich einen sehr guten Kontakt zu vielen brasilianischen Freunden gepflegt. Und es war genau der 30. Dezember 2023, als ich mit einer brasilianischen Bekannten dort über die Kontroversen um Lambada und das tragische Ende von Loalwa Braz, der grandiosen Stimme hinter dem weltweiten Phänomen, sprach. In diesem Moment wurde plötzlich das Musikvideo von Kaoma gespielt, genau wie damals in den 90er-Jahren bei MTV. Gleichzeitig erinnerte ich mich wieder an meinen Aufenthalt 1993 in Porto Seguro in Brasilien, wo 1987 zwei französische Musikproduzenten das erste Mal die Originalversion von „La Lambada” auf Portugiesisch im Radio hörten. Es war wie ein Geistesblitz - ein Blitz der Inspiration! Das Feedback, das ich aus Los Angeles, wo mein Drehbuch ebenfalls als Semi-Finalist bei den Los Angeles International Screenplay Awards platziert wurde, erhalten habe, ist gewaltig: Sie schlugen vor, einen Popstar wie Dua Lipa in der Hauptrolle zu besetzen, um den finanziellen Erfolg zu garantieren.
MM:Was macht diese Geschichte so besonders?
Fischer:Jeder auf diesem Planeten kennt das Lied, wirklich jeder. Egal, ob jung oder alt. Es ist wie mit dem italienischen Gericht Pizza. Wenige kennen allerdings die Hintergründe: Der Ursprung des Liedes liegt in Bolivien, es wurde von zwei bolivianischen Brüdern der Gruppe „Los Kjarkas” geschrieben und 1981 veröffentlicht. Die zwei französischen Musikproduzenten haben damals dem Radiosender in Porto Seguro die Partitur abgekauft und in Paris bei einem Notar unter falschem Namen registrieren lassen. Es handelte sich also hierbei um eine Urheberrechtsverletzung. Der Welterfolg 1989 kam allerdings durch sie, weil sie brasilianische Rhythmen mit europäischen vermischten. Und 2017 wurde die Sängerin von Kaoma dann verbrannt in ihrem Auto gefunden. Der Film, so zeigt es mein Drehbuch, wird mit Flammen beginnen - ein brennendes Auto in der Morgendämmerung.
MM:Wie sieht die Entwicklung Ihres Drehbuchprojekts aus?
Fischer:Nachdem das Drehbuch wiederholt in vier verschiedenen Ländern prämiert wurde, warte ich nun auf das richtige Angebot einer Produktionsfirma. Über Kontakte bin ich an dem Produzenten mehrerer Tarantino-Filme dran sowie an Sony Pictures Entertainment, da die Rechte von „La Lambada” Sony besitzt und an der Auferstehung des Songs am meisten interessiert sein dürfte.
MM:Wie ist der Kontakt nach Hollywood entstanden?
Fischer:Im Januar dieses Jahres, nach meinen ersten Erfahrungen auf Mallorca als Background Actor, unter anderem in der Paramount-Produktion von „Lioness” an der Seite von Nicole Kidman und Morgan Freeman habe ich die Chance ergriffen und bin nach Los Angeles geflogen, mit der kühnen Idee, Hollywood zu erobern. Da allerdings in Los Angeles 97 Prozent aller Schauspieler arbeitslos sind und ich vielleicht auch kein Robert De Niro bin, dachte ich mir, dass mit einem Drehbuch mein Ziel einfacher zu erreichen sei. Durch meine aufgeschlossene Art lernte ich dann Elke Jeinsen, das Ex-Playmate und Schauspielerin unter anderem bekannt aus Baywatch kennen und meldete mich bei Arnold Schwarzenegger im Gold’s Gym Venice Beach an. Hier taucht jeden Tag regelmäßig alles auf, was in Hollywood Rang und Namen hat. Dann schrieb ich mein Drehbuch und registrierte es in dem Büro der kreativen Köpfe in Hollywood. Eine Freundin, Helene Cardona, ebenfalls Award-Gewinnerin und Schauspielerin an der Seite von Johnny Depp in „Chocolat” im Jahre 2000, gab mir dann den wichtigen Tipp, mich bei den Filmfestivals zu bewerben, um Aufmerksamkeit zu erregen.
MM:Wäre Mallorca ein Schauplatz für zukünftige Drehbücher?
Fischer:Mit Sicherheit ist Mallorca als Schauplatz für weitere Projekte vorstellbar. Ich habe auch schon einige Ideen, die allerdings noch etwas reifen müssen.
MM:Wo sehen Sie Mallorca in der Zukunft?
Fischer:Mallorca hat ein riesiges Potenzial in vielerlei Hinsicht. Die Insel hat mir so viele Möglichkeiten eröffnet – ich konnte Bücher schreiben und ein Drehbuch in Hollywood präsentieren. Dafür bin ich dankbar und möchte auf meine Weise etwas zurückgeben.
Das Interview führte
Andreas John
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