Mallorca Magazin: Wie sind Sie überhaupt in die Golfbranche geraten, Herr Both?
Kristoff Both: Ich spiele selbst bereits seit meinem zehnten Lebensjahr Golf. Nach bestandenem Abitur habe ich zuerst eine Ausbildung zum Hotelfachmann gemacht – zufälligerweise im Golfhotel Treudelberg in Hamburg, das zu dieser Zeit Teil der Marriott-Gruppe war. Besagtes Hotel übernahm mich nach bestandener Ausbildung im Golfsekretariat, und so ging es mit der Karriere im Golfmanagement los.
MM:Wie sah Ihre spätere Ausbildung zum Golfplatz-Manager aus?
Both:Nach einer Wintersaison auf Mallorca als Caddymaster und Marshal hat es mich nach Myrtle Beach in South Carolina verschlagen, um dort Golfmanagement zu studieren. Myrtle Beach wurde damals mit mehr als 110 Golfplätzen als die Golfhauptstadt der Welt angesehen. Das sehr praxisbezogene Studium deckte nahezu alle Bereiche in Bezug auf Golfmanagement ab: von Turnierorganisation zu Golfregeln, Schlägerreparatur zu Buchhaltung, Marketing, Golfgeschichte, Pro-Shop-Leitung, Greenkeeping, Personalführung und so weiter. Es wurden alle Bereiche abgedeckt und ich habe dadurch einen sehr guten Überblick über das Golfmanagement vermittelt bekommen.
MM:Wie ging es danach beruflich weiter?
Both: Nach dem Studium durfte ich noch weitere sechs Monate in den USA arbeiten und war dort Pro Shop Assistent im Golfklub Wachessaw East. Von da aus ging es zurück nach Mallorca, wo ich als Pro Shop Manager im Marriott Son Antem arbeitete und den zweiten Platz des Ressorts, Son Antem West, und das dazugehörige Clubhaus mit eröffnete. 2003 wechselte ich dann zum Club de Golf Alcanada.
MM:Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Golfplatzeigner Hans-Peter-Porsche?
Both: Es werden diesen Sommer mittlerweile 20 Jahre, die ich in Alcanada arbeite und Herr Porsche und ich haben über die Jahre ein großes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Gleichzeitig verbindet uns die Liebe zum Golfsport. Zusammen mit unserem Greenkeeper und unserem Clubpräsidenten bilden wir ein sehr gutes und erfolgreiches Team.
MM:Was zeichnet einen guten Golfclub aus?
Both: Man muss dabei unterscheiden zwischen einem guten Design, guter Qualität und gutem Service. Die Kombination aus allen drei Bereichen macht einen guten Golfplatz für mich aus. Die Herausforderung nach 20 Jahren in Alcanada besteht darin, die Qualität zu halten und wenn möglich zu steigern und gleichzeitig ein gut ausgebildetes und motiviertes Team zu führen.
MM:Ist Golf auf Mallorca nicht nur ein exklusives Angebot für Reiche?
Both: Ja und nein. Mallorca bietet mit über 20 Golfplätzen für alle Golfer das passende Angebot, es gibt sowohl exklusivere Plätze, wie Alcanada, die sich dann durch Service und Platzqualität abheben und Plätze, die mit weniger Aufwand betrieben werden und dementsprechend günstiger sind. Gleichzeitig gibt es viele Initiativen, unter anderem vom Balearischen Golfverband, Golf unter der einheimischen Bevölkerung bekannter zu machen. So gibt es verschiedene Schulgolfinitiativen und vom Verband organisierte Schnupperkurse.
MM:Dennoch: Golf spielen ist auf Mallorca im Vergleich zu anderen Urlaubsdestinationen ein teures Vergnügen. Warum?
Both: Wie auch in vielen anderen Bereichen, bedeutet der Inselstatus leider auch, dass die Materialkosten zur Platzpflege deutlich höher sind als zum Beispiel auf dem spanischen Festland – letztendlich muss sämtliches Material, angefangen beim Bunkersand über Benzin bis hin zu Lebensmitteln per Schiff nach Mallorca gebracht werden, was teilweise zu deutlich höheren Kosten als in anderen Regionen führt. Auch die hohen Lebenshaltungskosten im Vergleich zu anderen Destinationen führen im Vergleich zu höheren Personalkosten. Die Folge der höheren Betriebskosten muss sich dann dementsprechend im Preis für die Golfrunde widerspiegeln.
MM: Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Insel hinsichtlich steigender Immobilien- und Verbraucherpreise?
Both: Ein schwieriges Problem, für das es sicherlich keine pauschale Lösung gibt. Als Norddeutscher weiß ich seit vielen Jahren von einer ähnlichen Entwicklung auf der Insel Sylt, wo viele Betriebe aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten Probleme haben, Wohnungen für das Saisonpersonal zu finden. Im Endeffekt reguliert sich der Markt über die Jahre aber wohl von selbst durch Angebot und Nachfrage. Verbote und Reglementierungen können meiner Meinung nach nur zu kurzfrisitigen Änderungen führen. In Bezug auf Baugesetze muss sich die Regierung aber sicherlich etwas überlegen, um für die Zukunft auch neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
MM:Muss die Zahl der Touristen auf der Insel begrenzt werden?
Both: Ich kann mir nicht vorstellen, wie so etwas praktisch und legal umsetzbar wäre. Es werden aktuell nahezu keine neuen Lizenzen für Hotels oder Airbnb vergeben, somit ist das Limit eigentlich erreicht. Es wäre sicherlich sinnvoll, weiter zu versuchen, die Anzahl der Touristen besser über das Jahr zu verteilen. Der Unterschied an Gästen, die im August oder im Januar nach Mallorca reisen, ist schon gewaltig. Eine größere Förderung des Tourismus von Oktober bis April hätte dann vermutlich auch eine positive Auswirkung auf den lokalen Arbeitsmarkt. Aufgrund der guten klimatischen Bedingungen bietet sich Mallorca auch für die Wintermonate als Reisedestination an – zum Beispiel zum Golfspielen.
MM:Was denken Sie über das Verhältnis zwischen Einheimischen und Ausländern?
Both: Nun, ich bin mit einer Mallorquinerin verheiratet. Und ich lebe seit über 22 Jahren auf der Insel und fühle mich sowohl zu Hause als auch vollständig integriert. Das Zusammenleben und arbeiten mit Respekt und auf Augenhöhe funktioniert sehr gut. Vorausgesetzt, man spricht Spanisch oder Mallorquín.
Das Interview führte Andreas John
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