Frank Hanebuth bei seiner Verhaftung 2013 auf Mallorca. | A. Sepúlveda

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Muskelbepackt auf dem Fahrrad an der Strandpromenade entlang oder quer durch die Stadt: Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth ist häufig auf der Straße zu sehen. Allein schon deswegen, weil sich der 51-Jährige seit seiner Entlassung aus der U-Haft vor einem Jahr regelmäßig bei der Polizei melden muss. Auch wenn Hanebuth nach neuesten Informationen seit Mitte Juli aus praktischen Gründen statt täglich nur noch einmal pro Woche erscheinen muss.

Nach wie vor geht es um die gerichtliche Aufarbeitung der „Operation Casablanca” am 23. Juli 2013 gegen die Hells Angels und deren Aktivitäten auf Mallorca.

Obwohl schwere Vorwürfe wie Körperverletzung, Erpressung, Zwangsprostitution, Geldwäsche, illegaler Waffenbesitz oder Drogenhandel im Raum stehen, lässt die Anklage auf sich warten. Während Beobachter glauben, dass frühestens Ende 2017 verhandelt werden kann, will sich Hanebuths spanischer Anwalt Gonzalo Boye nicht genau festlegen.

Spekulationen um eine Einstellung des Verfahrens wegen übermäßig langer Dauer der Ermittlungen haben sich laut Boye jedoch zerschlagen. Eine Justizreform der Regierung zur Begrenzung der maximal zulässigen Untersuchungsdauer auf drei Jahre werde sich nicht auf den Prozess auswirken, da die Ermittlungen inzwischen abgeschlossen seien und bereits die mittlere Verfahrensphase laufe, so Boye.

„Worauf wir jetzt noch warten, ist die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Sie muss ins Deutsche übersetzt werden, was allein schon einige Monate in Anspruch nehmen wird”, sagt der Anwalt. Anschließend benötige die Verteidigung ausreichend Zeit zur Erwiderung, und der Nationale Gerichtshof müsse einen Termin festlegen, was angesichts der vielen Beschuldigten und der erforderlichen Übersetzer nicht ganz unkompliziert sei.

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Über die ursprünglich genannten 30 Beschuldigten hinaus, sind im Ermittlungsbericht insgesamt 55 Personen genannt, die sich vor dem Tribunal verantworten sollen. Einige davon sind für die spanische Justiz allerdings gar nicht greifbar, etwa der vor Jahren von Deutschland in die Türkei abgeschobene Necati Arabaci, dem von denMedien eine Rolle als Hintermann im derzeitigen Bandenkrieg zwischen verfeindeten Fraktionen der Hells Angels zugeschrieben wird. Andere sind in dem Fall bloße Randfiguren, etwa ein deutscher Ladeninhaber von der Playa de Palma oder ein Verdächtiger, der sich laut MM-Informationen aus Spanien abgesetzt hat. Sechs Personen durften das Land in den letzten Monaten auf legale Weise verlassen, unter ihnen auch der Kampfsporttrainer Karsten W. aus Norddeutschland. In U-Haft sitzt niemand mehr.

Ausreisesperren und Meldeauflagen gelten hingegen noch für rund 20 Angeklagte. Zu den Hauptbeschuldigten zählen neben Hanebuth auch Paul Engelke alias „Thrombose-Paul” sowie Khalil Youssafi, der laut Polizei auf Mallorca die Unterweltgeschäfte führte. Dreh- und Angelpunkt der Anklage ist die Rädelsführerschaft einer kriminellen Vereinigung, die dem Trio vorgeworfen wird. Notgedrungen macht man es sich nun erst einmal auf der Insel gemütlich: Hanebuth lebt in Palmas Stadtteil Portitxol und soll sich dort eine Wohnung gekauft haben. Auch von Ambitionen in der Gastronomie ist die Rede.

Deutlich schneller als die spanische Justiz sind unterdessen die deutschen Behörden, wenn es um die Verurteilung von Hells Angels mit Mallorca-Bezug geht. Christopher Rauch, der um das Jahr 2008, also vor der Ankunft Frank Hanebuths, das hiesige Charter der Rocker gegründet hatte, ist wegen Handels mit 109 Kilo der Droge Crystal Meth vom Berliner Landgericht rechtskräftig zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Zwar wurde er nach der sogenannten „Mallorca-Schlägerei” 2010 wegen interner Unstimmigkeiten von der Bande verstoßen und durch Khalil Youssafi ersetzt, behielt aber bis zu seiner Festnahme 2014 einen Zweitwohnsitz auf der Insel. Mit spanischer Amtshilfe gab es damals Hausdurchsuchungen in Sa Torre und Vallgornera.

Christopher Rauch ist übrigens noch aus einem anderen Zusammenhang bekannt: Bei der Fußball-WM 1998 in Frankreich hatte er mit Komplizen den Gendarmen Daniel Nivel ins Koma geprügelt. Das Opfer ist bis heute schwer behindert. Kanzler Helmut Kohl sprach seinerzeit von einer nationalen Schande. Zwei der Täter landeten nach der Haft bei den Hells Angels.

(aus MM 30/2016)