Die Haydn-Ouvertüre bedarf keiner erklärenden Worte, sie ist dreisätzig (schnell-langsam-schnell) und damit eine typische Sinfonia, wie sie im 18.Jahrhundert Opern quasi als Motto vorangestellt wurde. – „Schelomo« ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Texten des alttestamentarischen König Salomo und war ursprünglich für Singstimme und Orchester gedacht. Bloch ersetzte die menschliche Stimme dann aber durch das Instrument, das ihr am nächsten kommt, das Cello. Die Komposition ist in einem einzigen Satz gegliedert, der in mehrere Abschnitte unterteilt ist. Diese Abschnitte variieren in Tempo, Stimmung und Orchestrierung und schaffen so das Gerüst für eine narrative Struktur, die sowohl mahnende als auch tröstliche Botschaften zu Klang werden lässt. Das Vanitas-Denken, das in der deutschen Barockliteratur von Dichtern wie Andreas Gryphius („Es ist alles eitel«) aufgegriffen wurde, ist die Kernbotschaft des biblischen Königs und findet im ersten Teil von „Schelomo« bereits in den Eröffnungstakten sein musikalisches Äqivalent. Der „Predigt« des Cellos steht das Volk, verkörpert durch ein groß besetztes Orchester gegenüber. Nach einem Orchestertutti endet der Abschnitt mit der sonoren Stimme des Cellos, bis der „Rufer in der Wüste« schließlich verstummt. Ähnliches wiederholt sich am Ende des dritten Teils, auch er endet – fast resignierend – mit der abebbenden Stimme des Soloinstruments. Im Podcast „Klassik to go« erfahren Sie mehr über die Hintergründe von „Schelomo«.
Bei den ersten Takten von Strawinskys „Sacre«, einem Fagott-Solo in ungewöhnlich hoher Lsge, dachte sich das Publikum bei der Uraufführung am 29.Mai 1913 noch nichts Böses. Doch dann änderste sich die Tonsprache Strawinskys, des jungen radikalen Wilden, urplötzlich: ein barbarisches Stampfen, zu dem grob kostümierte Tänzer in wilden, scheinbar unkontrollierten Bewegungen den Bühnenboden traktierten, dominierte das musikalische Geschehen. Gewalttätige Melodien bombardierten die Trommelfelle, das Stampfen, nun des ganzen Riesenorchesters, ließ den Saal in seinen Grundfesten erbeben – und schließlich die Fäuste fliegen, das Gestühl ging zu Bruch, wie später dann in gewissen Rockkonzerten: der Skandal war komplett. Strawinsky floh hinter die Bühne und bekam den Schluss seiner Komposition, die heute als Meisterwerk gilt, das den Anfang eines neuen Zeitalters markiert, gar nicht mehr mit. – Zum „Sacre«, von spöttischen Kritikern als „Massacre« tituliert, empfehle ich Ihnen zwei Podcasts: hören Sie sich erst den Beitrag von „Klassik to go« an, und dann, wenn Sie mehr über die Struktur der Komposition erfahren möchten, die Folge aus den wdr3 Meisterstücken. – Karten gibt’s wie immer auf der Homepage des Auditoriums.
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