Die Musik kam aus der Stille, fast aus dem Nichts. Pianissimo zunächst, dann in einem breit angelegten Crescendo, formierten sich die Klangfarben des Orchesters zu einem organischen Ganzen. „Ich arbeite sehr gern mit verschiedenen Klangfarben, das macht mir am meisten Freude“ hat die Komponistin in einem Interview mit der Mallorca Zeitung bekannt. Ein solches Ausloten der klanglichen Möglichkeiten ist nicht neu. Bereits 1966 hatte der polnische Komponist Krzysztof Penderecki unter dem Titel „De natura sonoris“ solche Soundexperimente angestellt. Damals wirkte das sehr technisch, um nicht zu sagen kalt. Bei Pons kommen nun auch Emotionen ins Spiel, stellenweise entsteht fast so etwas wie ein „Wohlfühl-Sound“. – Solche ganz am Klang orientierte Kompositionen verzichten meist auf eine prägnante rhythmische Gestaltung, die Hörer werden fast ausschließlich durch die Magie zum Teil exotischer Klangkombinationen ins musikalische Geschehen hineingezogen. Dass diese Rechnung gestern Abend aufging, zeigte der langanhaltende Applaus für die Komponistin, die sich ihrerseits bei Dirigent und Orchester für die gelungene Umsetzung ihrer Partitur bedankte.
Auch das zweite Stück des Abends war ein Spiel mit Klangtransformationen: für die „Hommage an Clara“ hatte der schwedische Komponist Rolf Martinsson, Jahrgang 1956, Klavierlieder von Clara und Robert Schumann sowie von Johannes Brahms für Orchester transkribiert. Die ebenfalls aus Schweden stammende Opernsängerin Lisa Larsson übernahm den Gesangspart bei der spanischen Erstaufführung des Zyklus. Martinsson hatte dafür Lieder nach Texten von Friedrich Rückert und Hermann Rollett ausgewählt, die die Sopranistin sehr textakkurat vortrug. Die Lieder der beiden Männer im Komponistentrio waren auf kurze rein orchestrale Zwischenspiele reduziert, die den Gesang sozusagen kommentierten. Schön, wie dabei Konzertmeister Smerald Saphiu (in dem Brahms-Lied „Lerchengesang“) in die Rolle des Singvogels schlüpfte. Clara Schumanns Vertonung von Heines „Loreley“ bildete einen wirkungsvollen Abschluss. Dankbarer Applaus für Sängerin und Orchester.
Die Stunde des Dirigenten schlug nach der Pause. Die brillant und raffiniert instrumentierte 1.Sinfonie der der afro-amerikanischen Komponistin Florence Price (siehe meine Konzerteinführung) bot Mielgo wieder einmal die Gelegenheit, den Klang seiner Sinfoniker in seiner ganzen Pracht vorzuführen. Hier kam nun auch das rhythmische Element, das in Price’s Werk eine dominante Rolle spielt, zum Tragen. Bereits die Synkopen im ersten und mit fast 20Minuten längsten Satz der Sinfonie sorgten für einen Drive, der das Publikum vom ersten Takt an in seinen Bann zog. Regelrecht swingende Musizierfreude zeichnete den kurzen dritten Satz, den Juba-Dance, aus, der jenen Spontanbeifall auslöste, den man auch nach dem Triumphmarsch in Tschaikowskys 6.Sinfonie oft erlebt. Und während nach dem todtraurigen letzten Satz der „Pathétique“ der Applaus meist eher verhalten ausfällt, kam das Publikum nach dem furiosen Price-Finale noch einmal richtig in Fahrt. -
Das nächste Konzert findet wieder im Trui Teatre statt: am 16.März werden dort der US-amerikanische Pianist Kit Armstrong und der spanische Dirigent Víctor Pablo Pérez mit Mozarts letztem Klavierkonzert (KV595) und Bruckners dritter Sinfonie zu Gast sein. Karten gibt’s wie immer hier. Dieses Konzert wird am 17.03. im Auditorium von Manacor wiederholt.
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