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Die internationalen Medien haben das Flutdrama – abseits von royalen Besuchen – bereits aus den Augen verloren, und die schlimmsten materiellen Verwüstungen sind beseitigt. Wir wissen nun, wie viele Todesopfer die Unwetter-Katastrophe im Inselosten gekostet hat, wie viele Autos fortgespült, wie viele Bauwerke beschädigt wurden.

Was nicht in Zahlen ausgedrückt werden kann, ist das, was die Katastrophe mit den Überlebenden gemacht hat. Wer vor Ort ist, merkt jedoch, dass viele Menschen noch immer tief betroffen, nicht wenige traumatisiert sind. Hier ist etwas geschehen, dessen Verarbeitung Zeit und in einigen Fällen sicherlich auch professionelle Hilfe verlangt.

Vor diesem Hintergrund war es richtig, dass sich Politiker und andere Meinungsträger mit Schuldzuweisungen bislang zurückgehalten haben. Selbst die Sitzung des Balearen-Parlaments am Dienstag verstrich ohne Scharmützel, sondern wurde zu einer Solidaritätskundgebung genutzt.

Erst musste es darum gehen, den Bewohnern der betroffenen Gebiete beizustehen und konkrete Hilfe zu leisten. Das ist in beeindruckendem Maße geschehen. Vor allem am letzten Wochenende mussten viele freiwillige Helfer abgewiesen werden – das Angebot überstieg bei Weitem den Bedarf. Auch die professionellen Einsatzkräfte haben, soweit sich das von uns beurteilen lässt, einen guten Job gemacht. Die Unterstützung hat den Betroffenen in jeder Hinsicht gut getan.

Es wird aber nicht mehr lange dauern, bis Fragen nach der Ursache und dem Handling der Katastrophe sowie nach der geeigneten Prophylaxe aufs Tapet kommen. Zu Recht. Es muss geklärt werden, ob die bekannten Gefahrenzonen auf Mallorca sicherer gemacht werden können, und es muss daran gearbeitet werden, die Wetterwarnungen zu optimieren. Wir können nur hoffen, dass dabei sachbezogen diskutiert wird. Für wahlkämpferische Schlammschlachten ist das Thema ungeeignet – keiner der politischen Blöcke hat sich bislang intensiv dieses Themas angenommen.

Autor: Bernd Jogalla