Mein Maserati fährt 210, schwups, die Polizei hat’s nicht geseh’n, ich will Spaß, ich will Spaß, ich geb Gas”, sang Sänger Markus im Sommer 1982 und raste damit doch glatt auf Platz 1 der deutschen Single-Charts.
Ein solcher Erfolg wäre heutzutage, angesichts von Klima-Klebern, Fridays for Future und Greta Thunberg geradezu unvorstellbar. Schließlich ist die Verherrlichung von Verbrennungsmotoren zum puren Zeitvertreib mittlerweile ein absolutes No-Go. Und das bekommt langsam auch der Automobilrennsport zu spüren, der im Zuge des sich täglich radikalisierenden Kreuzzuges gegen jegliche Art von Auspuffrohr schon bald unter die Räder kommen dürfte.
Doch um das angerußte Image von Autorennen halbwegs umweltverträglich scheinen zu lassen, ist Kreativität gefragt. Das weiß auch Toni Dezcallar, der vom 9. bis einschließlich 11. März, und damit zum 19. Mal die jährliche Schnitzeljagd für Young- und Oldtimer auf der Insel veranstaltet. Seine „Rally Clásico Mallorca”, die seit langem ein offizieller Wettbewerb im Kalender des europäischen Klassik-Rallyesportverbandes ist, zollt erstmals der Erhaltung von Natur und Umwelt einen Tribut.
„Wir sind der erste Veranstalter eines Rennsportevents in ganz Spanien, die so etwas machen”, sagt Dezcallar. Mit „so etwas” meint er die Wiederaufforstung eines insgesamt 10.000 Quadratmeter großen Olivenhains im westlichen Tramuntana-Gebirge. „Dort werden derzeit Hunderte von Bäumchen gepflanzt”, sagt der Mallorquiner. Und alle bezahlt aus dem Fond der Teilnehmer-Startgebühren.
Wie viele Bäume es genau sind, wisse er nicht, nur dass ihre Fotosynthese-Gesamtkapazität bei weitem ausreiche, um den ökologischen Fußabdruck, den die insgesamt 125 gemeldeten Sportwagen aus elf Ländern während ihrer dreitägigen Motoren-Sause auf der Insel hinterlassen, locker zu verwischen.
Von dem Umwelt-Engagement der Veranstalter werden Oldtimer-Rennsportfans eh nicht viel mitbekommen. Der Olivenhain liegt weit versteckt im Gebirge und taucht auch im Roadbook nirgends auf.
Der Wettbewerb ist wie immer in vier Wertungskategorien eingeteilt: Geschwindigkeitswertung, Youngtimer sowie zwei Gleichmäßigkeitswertungen (A und B). Es stehen insgesamt 14 Etappen mit einer Gesamtlänge von rund 530 Kilometern auf dem Programm.
Die bis dato spektakulärste Etappe, die rund fünfeinhalb Kilometer lange Serpentinenstraße hinunter zum ehemaligem Fischerdorf Sa Calobra an der Westküste, muss in diesem Jahr allerdings ausfallen. Die Straße ist nach dem Einsturz einer Befestigungsmauer vor mehreren Wochen für den Fahrzeugverkehr nur eingeschränkt befahrbar.
Das Paddock (Fahrerlager) im Yachthafen von Puerto Portals ist an allen drei Wettbewerbstagen für Besucher zwischen 9 und 19 Uhr geöffnet. Wer die Rennen direkt an den Strecken beobachten will, kann sich das Roadbook auf der Homepage www.rallyislamallorca.com downloaden.
In diesem Jahr gehen bei der Rallye insgesamt 29 verschiedene Marken wie Ferrari, Maserati, Porsche oder Jaguar an den Start. Das Durchschnittsalter aller Fahrzeuge hat sich im Vergleich zum Vorjahr um vier Jahre erhöht und liegt bei 46 Jahren.
Die britische Sportwagenmarke Austin-Healey stellt die beiden ältesten Fahrzeuge in der diesjährigen Ausgabe, nämlich das Modell 100-6 von 1954 und das Modell 100-BN1 von 1955. Und: Ein Maserati ist auch erstmals dabei. Sänger Markus hätte vor Freude sicher laut trällernd aufs Gaspedal gedrückt.
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