Es scheint, als wäre alles bereits in Stein gemeißelt: Die konservative Balearen-Regierung hat die genaue Streckenführung der geplanten Bahnlinie von Palma nach Llucmajor bereits bis in kleinere Details festgelegt. Innerhalb von nur 28 Minuten soll es möglich sein, von der Stadt in den Ort im Inselsüden zu kommen. Wichtig für Flug-Reisende ist die Anbindung an den Airport, wo ein nagelneuer unterirdischer Bahnhof wie beispielsweise am Kölner Flughafen entstehen soll. Auch die von Deutschen heißgeliebte Feriengegend von Arenal wird den Plänen zufolge berücksichtigt: Urlauber könnten dann nachgerade blitzschnell vom Strand zum Flughafen gelangen, ohne die Busse der Linie A2 benutzen zu müssen. Ein weiterer Vorteil der geplanten neuen Linie ist, dass das etwas abgelegene Krankenhaus Son Llàtzer viel besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden wird.
Auch die Kosten und die Bauzeit für das Riesenprojekt stehen bereits fest: Mit 690 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt soll das Ganze zu Buche schlagen. Es ist geplant, im Jahr 2028 mit den Bauarbeiten zu beginnen und diese bis 2032 abzuschließen, die öffentliche Ausschreibung will man schon im kommenden Jahr auf den Weg bringen. Ministerpräsidentin Marga Prohens verriet, dass die Strecke insgesamt 27,4 Kilometer lang werden soll, 7,3 werden unterirdisch verlaufen, und zwar unter dem Flughafen und zwischen dem Endbahnhof Son Costa sowie mehreren dicht besiedelten Vierteln von Palma, aus denen bereits Rufe nach weiteren Haltestellen laut wurden.
Wenn der Zug denn wirklich, wie das groß verkündet wurde, kommt. Denn sollte 2027 wieder die Sozialistische Partei an die Macht gelangen, könnte ein von den Konservativen im vergangenen Jahr trotz gesicherter Finanzierung mit Pauken und Trompeten beerdigtes Projekt wieder aufleben: eine Straßenbahn von der Plaça d’Espanya auf dem Innenstadtring Avenidas und teilweise an der Küstenlinie entlang bis zum Flughafen.
Sollte aber der große Traum von Marga Prohens Wirklichkeit werden, würde man an eine fast ehrwürdige Eisenbahn-Vergangenheit auf der Insel anknüpfen: Angefangen hatte alles am 28. Februar 1875, als eine in England gebaute, eigentlich für die Kolonie Indien vorgesehene Dampflok namens „Mallorca” zur Freude der an Eselskarren und Kutschen gewöhnten Bürger erstmals Palma mit der damals blühenden Schuhstadt Inca verband. Bis zum Jahr 1931 wurden auf der Insel 280 Kilometer Schienen verlegt, die von Passagierzügen befahren wurden. Man gelangte etwa von Palma nach Santanyí, Campos, Sant Llorenç, Artà, Santa Eugènia, Porreres oder Algaida – alles Orte, die im Augenblick öffentlich nur mit dem Bus erreicht werden können. Bis in die ersten Jahre des neuen Jahrtausends wurden Zug um Zug Bahnhöfe und sogar ganze Strecken stillgelegt.
Das ist vorbei. Mit der Wiederentdeckung der Schiene als umweltfreundliche Alternative zum Auto soll es nach dem Willen beider großer Parteien – sofern nicht wieder einmal eine Wirtschaftskrise kommt – auf jeden Fall vorangehen. Wobei die Frage aller Fragen ist, wie genau das vonstatten gehen soll.
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