Im Lonja-Viertel lässt es sich herrlich essen und flanieren. | Patricia Lozano

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Für Situationen mit viel Bewegung und Schnelligkeit haben Spanier ein passendes Wort: „Trajín”. Es bedeutet: „Zack, zack, zack! Alles gleich, alles jetzt. Hohe Intensität.” So ein Ort ist das Viertel La Lonja in Palma: Viele Menschen, laut, und schnelle Kellner. Der Platz vor der alten Seehandelsbörse La Lonja, die dem Viertel seinen Namen gibt, ist an einem Freitagabend gepackt voll. Die Lichter der vielen Restaurants und Geschäfte scheinen auf die Straßen vor diesen. Es ist angenehm mild, was das Wetter betrifft.

Der MM-Reporter beginnt seinen Rundgang auf der Plaça de la Llotja. Das erste Restaurant auf der rechten Seite mit dem Paseo de Sagrera im Rücken ist das Caballito de Mar. Die an der Hauswand angebrachte Speisekarte auf Deutsch und Englisch macht deutlich: Hier orientiert man sich ganz klar in Richtung ausländische Touristen. Tatsächlich kommen alle vom MM-Reporter an diesem Abend angesprochenen Passanten aus dem Ausland. Zwei von ihnen sind Luna und Louis: Die Jugendlichen aus Frankreich finden das Viertel „sehr sympathisch” und das Ambiente „sehr familiär”. Luna freut sich über die „sehr leckeren” Speisen in Restaurants und meint: „Dieses Viertel ist unser liebstes!”

Ebenfalls an der Plaça befindet sich die populäre Eisdiele Rivareno. Vor dem Geschäft mit eigener Herstellung von „authentischem italienischen Eis” (so die Tafel neben dem Eingang) stehen üblicherweise mehrere Menschen in einer Schlange. Um 21:30 Uhr am besagten Abend werden die Kunden noch direkt bedient. Zwei Stunden später hat sich bereits das erwähnte Phänomen vor dem Rivareno gebildet.

Das Viertel La Lonja besteht aus den Straßen, die die alte Seehandelsbörse umgeben: Hauptsächlich die gleichnamige Straße direkt an der Plaça, ihre Parallelstraßen Carrer de Jaume Ferrer, Carrer de los Apuntadores und Carrer de Vallseca sowie die Stichstraße Carrer de Sant Joan. Hier befinden sich viele angesehene Restaurants und Bars wie zum Beispiel das Ritzi, das Forn de Sant Joan oder die Bar Dia. Daneben ist noch das bei Tapas-Fans beliebte La Bóveda zu nennen. Eine besondere Erwähnung verdient die Bar Abaco: Hinter einer schweren Holztür eröffnet sich dem Besucher ein Paradies voller Fruchtkörbe, einem stimmungsvollen Innenhof und einer Szene wie in einem alten Film. Die Kellner im zumeist fortgeschrittenen Alter tragen feine Kleidung. Das Fotografieren ist hier drinnen verboten.

Rodrigo Bayona, der Inhaber des Weinlokals Bishop, blickt auf 20 Jahre Erfahrung im Viertel zurück. Er sagt: „La Lonja ist ein alter, traditioneller Ort. Das Viertel hat viele Veränderungen durchlaufen. In den 70er Jahren war es ein Rotlicht-Bezirk. Die Häuser sind sehr alt und gehörten bescheidenen Leuten. Seit den 80er Jahren gibt es einen Boom: Die Häuser wurden renoviert und heute leben viele Expats hier.”

Weitere Ausländer, die an diesem Abend das Sprachengemisch im Viertel mit ihrem eigenen Idiom bereichern, sind Finn und Gulius aus Amsterdam. Der Erstgenannte hebt die „schönen Gebäude”, „schönen Frauen” und „schicken Restaurants” in La Lonja hervor. Außerdem beobachte er viele englische und deutsche Menschen in den Straßen. Gulius’ Urteil wiederum fällt kritischer aus: „Hier gibt es einen großen Unterschied zwischen Reich und Arm und die Infrastruktur ist nicht so gut.”

Finns Kommentar über das im Viertel mit Freude anzusehende weibliche Geschlecht kann der MM-Reporter bestätigen. Viele Grazien haben sich hübsch gemacht, tragen feine Kleider sowie Schmuck und sind frisiert. Auch ihre männlichen Begleiter flanieren in mit Bedacht abgestimmten Outfits über den Asphalt. Die präsentierte Eleganz ist eine Reflexion der teilweise edlen Inneneinrichtung mancher ansässiger Speisestätten. In dieser Hinsicht ist das Ritzi vorne dabei.

Damit trägt das Restaurant zum Glanz eines Viertels bei, das Rodrigo Bayona vom Weinlokal Bishop den „ikonischsten Ort Palmas” nennt. „La Lonja hat etwas von allem. Komm’ vorbei und koste gutes Essen und einen Drink”, so Bayona.

Genau das haben Ilona und Jeanet aus Deutschland getan. Die Freundinnen beschreiben das Viertel als „sehr sicher”, was gerade für Frauen wichtig sei. Darüber hinaus habe dieser Teil von Palma „tolle Locations”. „Pittoresk” und „atmos-phärisch” sind weitere Begriffe, die den beiden Urlauberinnen zu der Nachbarschaft einfallen.

Grundsätzlich ist in La Lonja, dem Viertel, eine Harmonie unter dem hübschen Genussvolk auf der Suche nach Kurzweil und Köstlichkeiten präsent. Die dortigen Geschäfte, Bars und Restaurants bieten dem Publikum eben auch die geeignete Kulisse.