Mit dem 23 Meter langen Kutter „Villa de Sóller II” ist der Fischer Jaime Enseñat viermal die Woche auf dem Mittelmeer unterwegs.Fotos: Jaime Enseñat

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Noch bevor man das Fischerboot pünktlich um 17 Uhr in den Hafen von Port de Sóller einlaufen sieht, hört man dessen Begleiter schon in der Ferne kreischen: Dutzende Möwen folgen dem 23 Meter langen Fischkutter „Villa de Sóller II”. Mit an Bord: der aktuelle Fang des saisonalen Llampuga-Fisches (Goldmakrele).

Nach Anlegen des Schiffes sortiert Jaime Enseñat mit Hilfe seiner fünf Kollegen die Ausbeute. Der mallorquinische Fischer mit französischer Mutter arbeitet seit 32 Jahren in Sóller.

Jaime Enseñat auf seinem Fischkutter „Villa de Sóller II”

Nach dem Krisenjahr 2020 atmet nun auch die Fischerbranche wieder auf. „Die Saison war bisher weitaus besser als gedacht. Das liegt vor allem am laufenden Tourismus. Die Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten in der Gastronomie ist in den vergangenen zwei Monaten spürbar gestiegen”, erklärt Jaime Enseñat.

Doch trotzdem hat die Branche in diesem Jahr mit einigen Problemen zu kämpfen. Das liegt vor allem an den neuen Bestimmungen für Berufsfischer: Statt fünf Tage pro Woche dürfen sie nämlich seit dieser Saison nur noch an vier Tagen aufs Meer fahren. Auch wurden die Anzahl der erlaubten Schleppnetzfischerboote reduziert. Auf Mallorca fühlen sich die Fischer aufgrund der neuen Regelungen ungerecht behandelt. „Es kann nicht sein, dass für den Küstenraum von Mallorca die gleichen strikten Regelungen gelten wie vor Barcelona, Valencia und Alicante. Die Anzahl von Schleppnetzbooten ist dort wesentlich höher – und das auf weitaus weniger Raum – als vor den Balearen”, erklärt Jaime Enseñat.

Hinzu kommt, dass vermehrt Edelrestaurants auf Mallorca die Fischpreise in die Höhe schießen lassen. Dies betrifft derzeit vor allem den Verkauf des „Cap Roig” („Roter Drachenkopf”). Jaime Enseñat kennt Fälle, in denen Restaurants an der Küste von Deià und Valldemossa den bei Gourmets heiß begehrten Fisch regelrecht aufkaufen. „Und das zu Preisen, mit denen kleinere Restaurants nicht konkurrieren können.” Das wiederum erhöht den Druck auf die Fischer, um ausreichend Cap Roig zu liefern. In den vergangenen Wochen wurde der Fisch zeitweise für 49 Euro pro Kilo im Handel verkauft. Zum Vergleich: in den vergangenen Jahren lag der Preis bei rund zehn Euro pro Kilo. Das Geschäft rentiert sich: „Der diesjährige Tourismus befindet sich auf hohem Niveau. Die Urlauber, die derzeit auf Mallorca sind, haben Geld und legen Wert auf gute Qualität”, bestätigt Enseñat.

Ein weiterer Faktor, der in der Branche eine immer wichtigere Rolle spielt, sind die Auswirkungen des Klimawandels. Ersten Prognosen zufolge beeinflusst dieser die Artenvielfalt im Meer. So ist vor der Küste Mallorcas die Menge an Rotem Thunfisch in den vergangenen Jahren zwar spürbar gestiegen. Das ist nicht zuletzt die Folge der Schutzmaßnahmen, die 2008 von der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) eingeführt wurden. Die Fangquote wurde damals erheblich heruntergeschraubt, um die Art zu retten. Doch mittlerweile tummeln sich an der Nordwestküste der Insel regelrecht die Thunfische. „Dadurch, dass die Wassertemperatur im Mittelmeer tendenziell steigt, fühlen sich die Fische hier das ganze Jahr über zu Hause. Zuvor hielten sie sich nur wenige Monate vor der Balearenküste auf”, erläutert Jaime Enseñat. Das hat Auswirkungen: Die großen Raubfische dezimieren kleinere Fischarten. Aus diesem Grund fordert der Fischerverband „La Federació Balear de Confraries de Pescadors” die Fangquote für Thunfische für die Saison 2022 wieder zu erhöhen.

Seit Anfang April wurden bereits 40,12 Tonnen gefischt, bis zu 60 Tonnen sind zum Jahresende erlaubt. Bereits im vergangenen Jahr wurden trotz Corona-Krise über 60 Tonnen gefangen. Wie sich die Lage bezüglich des Klimawandels entwickelt, ist ungewiss. Doch bei einer Sache ist sich Jaime Enseñat sicher: „Qualitativ hochwertiger Fisch wird auf Mallorca immer gefragt sein.”