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Es wird ein schwieriges Jahr für Spanien: Nach den Wahlen scheint es keine regierungsfähige Mehrheit im Parlament zu geben, Katalonien kämpft mit dem Separatismus, und selbst das Königshaus ist von Skandalen betroffen.

Vielleicht symbolisiert niemand die aktuellen Probleme so stark wie Cristina von Borbón, die Schwester von König Felipe VI., die ab Montag, 11. Januar, im Mittelpunkt eines großen Korruptionsverfahrens auf Mallorca steht.

Im Kern geht es darum, dass ihr Ehemann Iñaki Urdangarin mit Geschäftspartner Diego Torres unter dem Dach der gemeinnützigen Stiftung "Nóos" den Landesregierungen auf den Balearen und Valencia rund sechs Millionen Euro für Tagungen und Sportevents abgeschwatzt haben soll, die größtenteils gar nicht stattfanden. Das alles auch noch am Finanzamt vorbei und unter Berufung auf Empfehlungen aus dem Umfeld des ehemaligen Königs Juan Carlos.

Infantin Cristina, so der Vorwurf, profitierte als Mitgesellschafterin von Firmen im Geflecht um die Nóos-Stiftung mit Urdangarin und Torres von den Einnahmen. Unter anderem wurden angeblich auch Luxusmöbel für die Villa des Prinzenpaars in Barcelonas noblem Stadtteil Pedralbes illegal mit einer Firmenkreditkarte bezahlt. Mittlerweile wurde das Haus notverkauft, um Kautionssummen in Millionenhöhe hinterlegen zu können. Cristina, der ehemalige Handball-Profi Iñaki und ihre Familie haben Spanien verlassen und residieren diskret in Genf.

Zwischen Januar und Juni wird das prominente Paar allerdings nur noch schwer um Mikrofone und Scheinwerferlicht herumkommen, da sich zum Verfahren 600 Medienvertreter aus dem In- und Ausland akkreditiert haben. Die Plätze im eigens improvisierten Sitzungssaal an der balearischen Verwaltungshochschule im Industriegebiet Son Rossinyol sind so begehrt, dass die Justiz sie für jeden Verhandlungstag separat verlost.

Angeklagt sind insgesamt 18 Personen, bei denen es sich größtenteils um ehemalige Mitarbeiter von öffentlichen Institutionen und Regierungsstellen in Palma und Valencia handelt. Unter ihnen auch Juan Carlos Alía, der ehemalige TUI-Manager und Geschäftsführer der Tourismusbehörde Ibatur, sowie Ex-Balearen-Präsident Jaume Matas. Der konservative Politiker wurde bereits in einem Teilverfahren des Korruptionsfalls "Palma Arena" verurteilt, saß mehrere Monate im Gefängnis und muss mit weiteren Strafen rechnen.

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Cristina von Borbón hofft ihrerseits, dass die Anklage aufgrund der sogenannten "Botín-Doktrin" noch zurückgezogen wird. Diese besagt, dass Steuerdelikte nicht zur Verhandlung kommen, sondern mit Strafbefehlen geahndet werden, wenn nur die Nebenklage eine Verfolgung fordert. Bei Cristina klagt tatsächlich nur die Anti-Korruptions-Vereinigung "Manos Limpias" (Saubere Hände"), und nicht der Staatsanwalt Pedro Horrach.

Untersuchungsrichter Castro zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt und weitete das Verfahren trotzdem auf Cristina aus. Mittlerweile hat er seine Ermittlungen abgeschlossen und die Akten an die Strafkammer mit den drei Richterinnen Romero, Moyà und Martín übergeben. Sie haben innerhalb von vier Wochen auch über die Anwendung der Botín-Doktrin zu entscheiden. Selbst wenn die Infantin am Ende ins Kreuzverhör muss, ist das erst in der zweiten Phase ab Februar vorgesehen.

Klar ist unterdessen, dass der Fall einen Keil in die Familie der Bourbonen getrieben hat. Einen Tag vor ihrem 50. Geburtstag am 13. Juni 2015 musste Cristina auf ihren Titel als "Herzogin von Palma" verzichten und darf seitdem auch nicht mehr als "Königliche Hoheit" bezeichnet werden. Die Entscheidung gilt vor allem auch für Iñaki Urdangarin und wurde von König Felipe vorangetrieben.

Sein Vorgänger Juan Carlos soll die Tochter ebenfalls zum Verzicht aufgefordert haben, was jedoch lange kein Ergebnis brachte und am Ende offenbar mit einem Machtwort geregelt werden musste. Trotzdem gilt sie noch als Infantin von Spanien und rangiert in der Thronfolge auf Platz sechs.

Sollte Cristina verurteilt werden, droht ihr aber die endgültige Aberkennung der dynastischen Rechte. Denn will ihr Bruder inmitten von politischen Unklarheiten seine eigene Position sichern, bliebe ihm wohl gar nichts anderes übrig. Ohnehin ist parallel zur Verhandlung mit republikanischen Demonstrationen zu rechnen.

(aus MM 1/2015)