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Ein filmreifer Polizeieinsatz in einer Tagesstätte für Senioren sorgt bei Mallorcas Rentnern für ungekannte Empörung. Die Beamten waren in bester Razzia-Manier in den Club in Palma eingedrungen, um das vermeintliche Glücksspiel zu unterbinden. Die Senioren in der kirchlichen Einrichtung (Foto) waren gerade dabei, eine Partie Bingo zu spielen – mit Einsätzen von zehn Cent.

"Achtung, hier ist die Polizei, niemand rührt sich vom Fleck!" Mit diesem Kommandoruf standen die Beamten plötzlich mitten in dem Klub. Eine Seniorin musste daraufhin in einer Klinik behandelt werden. Sie hatte den Schreck nicht verkraftet. Die anderen Rentner wurden zornig. "Raus, raus mit Euch", beschimpften sie die Polizisten, "nehmt lieber die korrupten Politiker fest und lasst uns hier gefälligst in Ruhe!"

Pater Manolo, der die Tagesstätte leitet, war nicht vor Ort. Er hält das Vorgehen der Polizei allerdings für nicht angebracht. Die Einrichtung biete seit vielen Jahren ein buntes Programm für Senioren, mit Gebäckzubereitung, Ausflügen, Kursen, Spielen. Auch das in Spanien beliebte Bingo – eine Art Zahlenlotterie mit nummerierten Kugeln, die aus einem rotierbaren Drahtkäfig gefischt werden – werde angeboten. "Die Spielkarten verkaufen wir für zehn Cent. Mit diesem Vermögen ist es unmöglich, dass wir den staatlich zugelassenen Glücksspielbetreiber Konkurrenz machen", sagte der Pfarrer.

Hintergrund der Polizeiaktion ist angeblich eine Anzeige des Verbandes der Glücksspielbetriebe. Diese Organisation hat vor kurzem die Entscheidung der Balearen-Regierung kritisiert, ein Spielkasino im Einkaufszentrum von Porto Pi zu genehmigen. Der neue Betrieb wird als Verzerrung des Wettbewerbs angefeindet.

Hinzu kommt, dass der Verband in der Vergangenheit auch die Renterklubs als unlautere Wettbewerber kritisierte. Bei der Polizeiaktion am Montag wurden insgesamt drei Klubs geschlossen und die Bingogeräte sichergestellt. Die Senioren sind außer sich. "Wir sind nicht bereit, die Rechnung dafür zu zahlen, dass die Regierung das Kasino in Porto Pi genehmigte."