Die Auseinandersetzungen zwischen
Befürwortern und Gegnern von Stierkämpfen und anderen Spektakeln
mit Tieren werden immer härter. In Fornalutx bei Sóller eskalierte
am vergangenen Sonntag eine Kundgebung von Tierschützern gegen den
sogenannten "Correbou" (Stierlauf) am Montag, 6. September. Eine
Sondereinheit der Guardia Civil hatte Mühe, die Aktivisten vor der
aufgebrachten Menge zu schützen und aus dem Ort zu geleiten.
Der "Correbou" ist der einzige Stierlauf auf Mallorca. Die
Veranstaltung ist genehmigungsfähig, weil die Gemeinde auf eine
mehr als 100-jährige Tradition verweisen kann. Beim "Correbou" wird
ein Jungstier an Seilen, die an seinen Hörnen befestigt sind,
durchs Dorf getrieben. Nach dem Event wird das Tier zum Schlachthof
gebracht, das Fleisch später unter der Dorfbevölkerung
verteilt.
Obwohl der Stierlauf weit weniger brutal ist als eine Corrida,
protestieren Tierschützer seit Jahren dagegen. Allerdings ohne
Erfolg. Verfolgt man die Medienberichte über die "Correbous", kommt
man zum Schluss, dass ein Großteil der Einwohner von Fornalutx
eindeutig hinter dem umstrittenen Brauch steht.
Das mussten auch die Aktivisten von "Anima Naturalis" erfahren,
die für Sonntag eine Demonstration angemeldet hatten.
Die Tierschützer, etwa ein Dutzend, zeigten ein Transparent
("Basta!") und vor allem eine Performance: Ein schwarz angemalter
Mann spielte den Stier, andere zerrten ihn an Seilen über die
örtliche Plaça.
Die meisten der rund 200 Zuschauer reagierten wütend und
formierten sich zu einer Gegendemo; die Stimmung wurde immer
gereizter. Irgendwann flogen Eier auf die Tierschützer. Wiederholt
wurden sie auch bespuckt.
Kritische Momente dann beim Abzug der Demonstranten. Die Guardia
Civil musste ihnen den Weg regelrecht freiräumen. Wieder hagelte es
Eier und andere Gegenstände. Es kam zu Handgemengen, dabei wurde
mindestens einmal auch ein Schlagstock eingesetzt. Bei der Abfahrt
schlug ein aufgebrachter "Correbou"-Befürworter die Rückscheibe
eines der Autos der Tierschützer ein.
Bürgermeister Joan Albertí bedauerte die Zwischenfälle, ließ
aber keinen Zweifel daran aufkommen, wem er die Schuld and der
Eskalation gibt: "Die Demonstranten sind gekommen, um zu
provozieren, sie haben sich über uns lustig gemacht. Wir brauchen
niemanden, der uns sagt, was wir zu tun und zu lassen haben."
Ismael López von "Anima Naturalis" bezeichnete die Reaktion der
"Correbou"-Anhänger als unverhältnismäßig. Im Gegensatz zu den
Gegendemonstranten habe "Anima Naturalis" seine Kundgebung
ordnungsgemäß angekündigt. Die Performance sei offenbar nicht
verstanden worden.
Die Art der Demo ist aber auch unter Tierschützern umstritten.
Baldea, der Dachverband von 14 Tierschutzorganisationen auf den
Balearen, distanzierte sich gar von den Mitstreitern: "Anima
Naturalis" habe auf eigene Faust gehandelt und dabei die Ratschläge
von Baldea in den Wind geschlagen. Mit der Aktion sei die Arbeit
von Jahren beschädigt worden.
Denn man habe zuvor erfolgreiche Gespräche mit der Gemeinde
Fornalutx geführt – mit dem Ziel, Änderungen beim "Correbou"
einzuführen. Gleichwohl seien die Gewalttätigkeiten nach der
Performance natürlich durch nichts zu rechtfertigen, der Stierlauf
generell abzulehnen.
Die aufgeheizte Stimmung ist auch vor dem Hintergrund des
Stierkampfverbots zu sehen, das das katalanische Parlament kürzlich
beschlossen hat. Die Entscheidung von Barcelona hat den
Stierkampf-Gegnern in ganz Spanien Auftrieb gegeben, sorgt aber
auch für immer heftigere Gegenreaktionen der "Aficionados".
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